
Der Anbau und zuletzt Vertrieb ökologischer Lebensmittel zählte über Jahrzehnte zu den Aufgabengebieten von Georg Thalhammer. Mit 67 Jahren hat der in Lohr wohnhafte Unternehmer die nach seinem Vornamen "Georg" benannte Firma, die im Jahr 2008 nach Steinfeld gezogen ist, in jüngere Hände übergeben.
Mit seinem Nachfolger, dem Agraringenieur Nicolai Timaeus, änderte sich vor einem Jahr nicht nur die Geschäftsführung, zu der jetzt auch die langjährige Angestellte Barbara Burk-Bieberstein aus Lohr zählt. Aus "Georg" firmierte die Georgs Biobauern GmbH & Co. Kg. – eine erzeugergetragene Gemeinschaft von Biobauern, deren Produkte von Steinfeld aus vermarktet werden. 16 Landwirte halten dabei die Anteile der Kommanditgesellschaft. "Für mich war klar, das zeigt sich stimmig", erinnert sich Thalhammer an die ersten Gespräche vor mehr als einem Jahr.
Seit 1979 engagiert sich der Unternehmer im Aufbau von landwirtschaftlichen Biobetrieben. "Biologische Landwirtschaft kann die Probleme der Welt reduzieren", sagt auch Timaeus im Gespräch mit der Redaktion. Damit spricht er Thalhammer aus der Seele, der genau diese Einstellung für die Nachfolge seines Unternehmens mit gegenwärtig 18 Mitarbeitern und zusätzlichen Saisonarbeitern suchte.
Ziel: Konkurrenzfähig gegenüber der industriellen Landwirtschaft sein
Neben dem Ziel, gemeinsam konkurrenzfähig gegenüber den Strukturen der industriellen Landwirtschaft zu sein, hat der neue Geschäftsführer Synergieeffekte im Blick. Timaeus strebt dabei vor allem mehr Bewusstsein im Handel und die Wertschöpfung der bäuerlichen Betriebe an.
Der bei Memmingen lebende Vater von drei Kindern ist neben der 50-Prozent-Stelle bei Georgs Biobauern auch als Prokurist der Vermarktungsgesellschaft Bio Bauern GmbH im Raum Augsburg/Ingolstadt tätig. Er zeigt sich mit der bisherigen Geschäftsentwicklung trotz Doppelbelastung und dem Pendeln zwischen Allgäu und Spessart zufrieden: "Ich freue mich auf eine spannende berufliche Zukunft."
Als Hauptaufgaben nennt er eine Diversifizierung der Produkte und strebt den Durchbruch im Feinkostgeschäft mit Bärlauch- und Kürbisprodukten an. "Wir müssen in verschiedene Richtungen denken und strategisch entscheiden, um wirtschaftlich zu sein", sagt Timaeus.
Kerngeschäft sind frische Produkte
Das Kerngeschäft der Firma ist der Frischebereich, der sich saisonal von Kürbissen über Süßkartoffeln bis hin zu Melonen erstreckt.
Die Kreativität des Unternehmertums seines Nachfolgers erinnert Thalhammer an seine eigenen beruflichen Anfänge. "Auf dem Feld fand ich es von Anfang an schöner als in einem Labor", besinnt er sich auf seinen damaligen beruflichen Wechsel in die Bio-Lebensmittelbranche.
In den 80er und 90er Jahren zählte Thalhammer zu den Pionieren der Neustrukturierung landwirtschaftlicher Betriebe in Biohöfe. Nach den Apfelchips erkannte er die Nachfrage zu Kürbisprodukten bereits Anfang der 2000er Jahre und konzentrierte sein Geschäft fortan darauf. Zu dem daraus erfolgten Kürbishandel gesellte sich die Aufarbeitung von Kürbissen und Feinkostprodukte hinzu.
Thalhammer baut eine Permakultur in den französischen Alpen auf
Thalhammer erweiterte sein Unternehmen stets mit neuen Lagerhallen und vor allem immer neuen Ideen. So begann er auch mit seinen Mitarbeitern Bärlauch und Heidelbeeren in heimischen Wäldern einzusammeln und zu vermarkten.
Die vergangenen Jahre hatte Thalhammer zunehmend den Gedanken nach einer Übergabe der Firma in seinem Kopf, erzählt er. Auch um sich auf den Aufbau eines neuen Permakulturprojektes in den französischen Alpen konzentrieren zu können, das er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin betreibt. "Selbstredend im Einklang mit der Natur" schmunzelt er.
Bis Anfang 2026 wird Thalhammer noch als Berater für seine ehemaligen Firma fungieren. "Vom Chef zum Angestellten", so der Öko-Visionär.