Vor gut einem Jahr gingen im Lichtspielhaus in Marktheidenfeld die Lichter aus. Nur ab und zu finden dort noch Sonderveranstaltungen statt. Einen Treffpunkt weniger gibt es somit für die Jugend im Umkreis. Eine Alternative könnten Jugendräume sein. Aber reicht das aus? Wie werden diese genutzt? Und was ist dort erlaubt und was nicht?
Bei der Recherche zeigt sich: Viele Orte haben einen Jugendraum. Stephanie Namyslo, Stadtjugendpflegerin in Marktheidenfeld, ist verantwortlich für vier davon: Altfeld, Glasofen, Michelrieth und Marienbrunn. Jeder Treff hat zusätzlich noch einmal mindestens einen erwachsenen Ansprechpartner im Ort. Zusammen mit Jugendarbeiter Oliver Guggenberger ist Namyslo auch für das große Jugendzentrum "Main-Haus" im Marktheidenfelder Stadtkern verantwortlich.
Namyslo: Jugendräume spielen immens wichtige Rolle im Alltag der Jugendlichen
Das Jugendzentrum Main-Haus (JUZ) gibt es seit 21 Jahren und wird von pädagogisch ausgebildetem Personal hauptberuflich geführt. Im Umkreis ist es wohl der größte Treffpunkt für junge Leute. Wer kommt? Offen ist das Zentrum für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 27 Jahren. "Die meisten sind zwischen 13 und 23 Jahren, die regelmäßig kommen", sagt Oliver Guggenberger. Die Leute kommen aus unterschiedlichsten Szenen und Kulturen.
Oliver Guggenberger leitet das Main-Haus. Er arbeitet direkt mit den Jugendlichen zusammen. Namyslo übernimmt organisatorische Aufgaben. Sie fungiert auch als Vermittlerin zwischen den Interessen der Jugendlichen und den Anwohnern.
Geführt wird das JUZ nach dem Prinzip der offenen Jugendarbeit. Es soll vor allem Eigeninitiative fördern. So gibt es zum Beispiel keine Pflichtveranstaltungen wie es in Vereinen üblich ist. Das JUZ soll für junge Menschen ein neutraler Ort sein, wo sie sich ausleben können. "Solche Räume spielen eine immens wichtige Rolle im Alltag der Jugendlichen", so Stephanie Namyslo.
Was genau können die Jugendlichen vor Ort machen? Neben dem "offenen Treff" bietet das Main-Haus eine Minigolf-Anlage, einen Basketballplatz, einen Veranstaltungsraum mit Anlage und sogar die Möglichkeit an einer "Playstation 4" zu zocken. Freitags wird gemeinsam gekocht. Wer will, kann auch beim kollektiven Gemüsegarten helfen. Beschwerden von Anwohnern habe es bislang nicht gegeben, meint Oliver Guggenberger.
Steinmark: Selbstgemacht ist am Besten
Im Gegensatz zu anderen Jugendräumen wird der Treffpunkt in Steinmark von Grund auf selbst organisiert und verwaltet. Janik Langer und Paul Knahn bilden dabei den Vorstand. Sie verwalten den Schlüssel und geben diesen bei Bedarf weiter. Abgesprochen wird das alles in einer Whatsapp-Gruppe.
Ende Februar diesen Jahres stellten die Jugendlichen eine Anfrage an die Gemeinde bezüglich eines Jugendraums. Der Bürgermeister reagierte aufgeschlossen und bot ihnen einen Raum im zweiten Obergeschoss des alten Schulhauses an. Seitdem sind die jungen Leute dort zu Gange.
Wer alles in den Raum kommt? "Eigentlich alle", erklärt Janik Langer, da keine anderen Möglichkeiten gegeben seien. "Viel rumhängen" lautet Janiks Antwort auf die Frage, wie man sich vor Ort beschäftige. Sie spielten oft Karten und hörten Musik. Für die Anlage haben sie zusammengelegt.
Der Raum wird auch für gemeinsame Feiern genutzt. Diese würden durch eine interne Spende von fünf Euro möglich gemacht. Auswärtige Gäste dürfen selbst entscheiden, wie viel sie beitragen. Ruhestörungen habe es bis jetzt noch nicht gegeben. Die Frage ob man sich eine neue Disco wünsche, wird nur müde belächelt. "Das Lichtspielhaus wird nicht sehr vermisst", meint Jannik Langer.
Für ihren Jugendraum wünschen sich die jungen Leute einen Wasseranschluss. Dazu wollen sie bald bei der Gemeinde eine Anfrage stellen. Auch eine Bar sei in Planung, doch um den Aufbau kümmern sie sich selbst.
"Milchhäusle" in Altfeld: "Wir hoffen, dass es vorwärts geht"
In Altfeld nutzen die Jugendlichen seit drei Jahren das Milchhäusle als Jugendraum. Seit genauso langer Zeit ist eine Renovierung in der Diskussion. Vorher gab es einen möblierten Container. Inzwischen wurde dort ein Parkplatz gebaut und die Altfelder Jugend zog um. "Man muss Geduld haben", kommentiert Laura Schneider die Hängepartie rund um die Sanierung. Zusammen mit Stefan Schöffer, beide aus Altfeld, kümmert sie sich um die Organisation des Jugendtreffs. Stephanie Namyslo steht beratend zur Seite.
Erst vor kurzem hat man sich für eine Renovierungsvariante entschieden: die Jugendlichen dürfen künftig weiterhin das Milchhäusle sowie den dahinter liegenden Lagerraum nutzen.
Der Altfelder Jugendraum wird selbstverwaltet. Das bedeutet: Die Jugendlichen kümmern sich eigenständig um diesen Ort. Namyslo fungiert hier, neben ehrenamtlichen Arbeitern, als zusätzliche Ansprechpartnerin.
Für ihren Raum haben Laura und Stefan aber noch ein paar Wünsche. Zum Beispiel eine direkte Anbindung an die Toiletten. Momentan müssen sie in die gegenüberliegende Halle. Außerdem wäre es schön, wenn es die Möglichkeit gibt, sich draußen aufzuhalten. Der Container, in dem die Jugendlichen vorher einquartiert waren, habe eine Feuerstelle gehabt. Reicht den jungen Leuten das Angebot rund um den Jugendraum? Oder hätten sie lieber mehr? "Hier gibt es nicht viel", meint Stefan. Aber das sei schon okay so.
Da der Raum von den Jugendlichen selbständig geführt wird, darf er auch für private Zwecke, wie etwa Partys, verwendet werden. Eine Musikanlage haben sie sich selbst angeschafft. Manchmal hatten solche Aktionen Besuche der Polizei wegen Ruhestörung zur Folge. Diese verliefen, laut Stefan, immer friedlich. Das Verhältnis mit den Nachbarn sei ein gutes.