
Hat das was mit der Corona-Krise zu tun? Eine Lohrerin wundert sich, warum kaum noch Schiffe auf dem Main verkehren. Was ist da los? Wir haben nachgefragt bei den beiden Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern Aschaffenburg und Schweinfurt, deren Zuständigkeitsbereiche an der Schleuse Rothenfels zusammentreffen.
Jein, müsste die korrekte Antwort lauten. Nein, weil der Hauptgrund für die Schifffahrtssperre Arbeiten an vier Schleusen zwischen Würzburg und dem Eltmanner Stadtteil Limbach ist. Dazwischen wurden noch die Schleusen in Randersacker und Gerlachshausen einer Revision unterzogen, die routinemäßig alle sechs Jahre ansteht. Die Arbeiten haben Mitte März begonnen und werden an diesem Donnerstag wieder planmäßig beendet sein, bestätigte Baudirektor Heinrich Schoppmann, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Schweinfurt, auf Nachfrage der Redaktion.
Ab Donnerstag ist wieder mehr los
Dann ist es erst einmal vorbei mit der Ruhe auf dem Main, weil an den verschiedenen Anlegestellen doch das ein oder andere Frachtschiff auf die Freigabe der Bundeswasserstraße wartet. In den vergangenen zwei Wochen tuckerten demnach tatsächlich nur solche Lastkähne durch den Landkreis Main-Spessart, die einen Hafen vor Würzburg anliefen oder von dorther kamen.
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Hat sich der Stau dann aufgelöst, wird die gewohnte Frequenz aber sicher nicht mehr erreicht werden. Einer der Faktoren hat nichts mit der augenblicklichen Situation zu tun: "Es fahren weniger Schiffe, aber bei gleichbleibender Tonnage", bringt Schoppmanns Kollege Stephan Momper vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg eine schon längere Entwicklung auf den Punkt. Seiner Einschätzung nach tuckern täglich zwischen 30 und 40 Schiffe an Marktheidenfeld, Lohr, Gemünden und Karlstadt vorbei.
Wie sich die Corona-Krise auf die Binnenschifffahrt auswirkt
Das werden künftig sicher weniger sein – und zwar aus zwei Gründen, die dann doch mit der Corona-Krise zusammenhängen. Zum einen wurde die Nachtschifffahrt eingestellt, wie Momper ausführt - eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Schifffahrt hat eine "systemrelevante Aufgabe zur Aufrechterhaltung der Grundversorgung und der Logistikketten" zu erfüllen hat und die Generaldirektion geht davon aus, "dass im aktuellen Pandemiefall Personalressourcen ausfallen" werden. Um das eigene Personal zu schützen, wird die Besetzung der Leitzentralen ausgedünnt. So ist das Amt auch dann funktionsfähig, wenn ein Beschäftigter von Corona betroffen sein sollte. "Personalreserven aufbauen" heißt das im Behördendeutsch.
Zum anderen massiv betroffen ist auch die Kreuzschifffahrt, die laut Schoppmann immerhin ein Sechstel des Schiffverkehrs auf dem Main ausmacht. Neben 5000 Frachtschiffen kommen jährlich etwa 1000 schwimmende Hotels. Deren Betrieb mussten die Veranstalter ohnedies einstellen. Dazu kommt, dass diese oft auch nachts unterwegs sind.
Abgesehen davon, dass durch die Corona-Krise manche Massengüter künftig weniger gefragt sein dürfen (Schoppmann: "In welchem Umfang, das kann man noch nicht abschätzen"), gibt es noch ein weiteres Problem der Binnenschiffer. Denn wie die Obst- und Gemüsebauern rekrutieren auch die Binnenschiffer einen gewissen Anteil ihrer Besatzung in osteuropäischen Ländern. Sprich: Der Matrose, der jetzt auf Heimaturlaub geht, wird so schnell nicht mehr zurückkehren können.