
Am Donnerstagvormittag ist der Parkplatz an der Gemündener Mainlände gut gefüllt. Fährt man von der Bahnunterführung kommend, die Reihen der parkenden Fahrzeuge ab, fällt der dunkelblaue Audi A4, der im hinteren Bereich des Parkplatzes auf der Mainseite steht, zunächst kaum auf. Während am Heck "nur" die Stoßstange fehlt, bietet sich auf der Vorderseite ein ganz anderes Bild: Fast die komplette vordere Karosserie sowie die Scheinwerfer wurden abgenommen und liegen neben dem Auto. Die Motorhaube ist geöffnet, die Windschutzscheibe wurde eingeschlagen. Unter dem Fahrzeug liegt Sand, der offenbar ausgetretene Flüssigkeit aus dem Motorraum binden sollte.
Das Fahrzeug und sein Zustand fallen auf, das berichtet auch der Dienststellenleiter der Gemündener Polizei Oliver Ebert. Täglich mehrere Anrufe irritierter Bürgerinnen und Bürger habe es eine Zeit lang gegeben, die würden jedoch bereits wieder abebben. Die Menschen kennen das Fahrzeug mittlerweile, genauso wie Polizei und Ordnungsamt. Tatsächlich steht es nämlich nicht erst seit kurzem dort, sondern mindestens seit dem 1. Februar dieses Jahres.

Wie das Auto an die Mainlände kam
An jenem Samstag um Viertel vor vier beginnt laut Ebert die Gemündener Polizeiakte zu dem blauen Audi – und seinem Besitzer. Ein Zeuge habe der Polizei zu diesem Zeitpunkt gemeldet, dass sich an der Mainlände ein junger Mann aufhalte, dessen Auto nicht mehr anzuspringen scheine und der eventuell Hilfe benötige. Die Streife, die daraufhin den Parkplatz aufsuchte, fand den Mann dort vor und stellte bei einer Kontrolle fest, dass er über keine Fahrerlaubnis für das Auto verfügte. Der Audi war damals zwar noch intakt, aber nicht für den Verkehr zugelassen und mit gefälschten Nummernschildern versehen.
Damit lagen laut Ebert gleich mehrere Straftaten vor, aufgrund derer das Fahrzeug – selbst wenn es wieder angesprungen wäre – nicht von dem Parkplatz hätte weggefahren werden dürfen. Ob der junge Mann von seinen Kollegen damals schon darauf hingewiesen worden war, dass das Auto abgeschleppt werden müsse, kann Ebert aus der elektronischen Fallübersicht nicht herauslesen. Verpflichtet ist der Fahrzeugbesitzer dazu gemäß dem Bayerischen Straßen- und Wegegesetz in jedem Fall, erklärt der Polizist – hat sich darum jedoch offensichtlich noch nicht gekümmert.
Was passieren muss, um das Schrottfahrzeug wieder zu entfernen

Wenn es nach Tobias Stich vom Gemündener Ordnungsamt geht, soll sich das jetzt jedoch zügig ändern. "Es geht jetzt darum, dass es beiseite geräumt wird. Durch wen und wie, das müssen wir gerade noch klären." Dass die Beseitigung des Auto-Wracks nämlich durchaus kompliziert werden könnte, weiß auch Polizeihauptkommissar Ebert.
"Das Entfernen eines solchen Fahrzeugs durchzusetzen, kann eine ganze Menge nach sich ziehen." Dieser Schritt würde deshalb oftmals zunächst vermieden – auch im Sinne der öffentlichen Gelder, so Ebert. Die werden jetzt höchstwahrscheinlich fließen müssen, wenn sich der Besitzer des Autos weigert, das Abschleppen selbst zu organisieren. "Die Stadt Gemünden wird sich dann zwangsläufig darum kümmern müssen und dann gehen die Kosten von mehreren hundert Euro erst einmal zu Lasten der Allgemeinheit", erklärt Ebert. Die Kommune müsse anschließend auf dem zivilen Rechtsweg die entstandenen Kosten bei dem Fahrzeugbesitzer zurückfordern.
Wer den Audi so zugerichtet hat, ist unklar – und es gibt weitere Wracks

Seit wann sich das vor fünf Wochen äußerlich noch intakte Fahrzeug in seinem derzeitigen desolaten Zustand befindet und wer für diesen Vandalismus verantwortlich ist, dazu liegen Ebert keine Erkenntnisse vor. "An der Mainlände scheinen sich wohl öfter Jugendliche aufzuhalten – ob die das natürlich gewesen sind, das ist spekulativ."
Dass scheinbar ungenutzte Autos im öffentlichen Raum abgestellt werden und nach und nach verwittern, sieht Ebert als verbreitetes Problem größerer Städte – aber auch in Gemünden kenne er weitere solcher Fälle. So stehe im Langenprozeltener Sandweg seit Jahren unverändert ebenfalls ein Audi. Dass es sich bei dem dortigen Parkplatz um Privatgelände handele, verkompliziere ein Einschreiten der Behörden jedoch noch zusätzlich.