So überraschend für die breite Öffentlichkeit gewesen sein mag, dass Warema am Wertheimer Almosenberg nicht nur für etwa sieben Millionen Euro ein Sun Forum, sondern unweit davon auch für über 35 Millionen Euro eine neue Produktionsstätte errichten will – im Marktheidenfelder Rathaus war man darüber offenbar schon lange informiert. "Die Stadt war seit Beginn der Expansionspläne eingebunden und stand in engem und gutem Austausch mit Warema", sagt Inge Albert, die Chefin des Stadtmarketings, auf Anfrage zu dem Projekt, das 300 Arbeitsplätze umfassen soll.
Und sie betont weiter, dass dem weltweit agierenden Unternehmen sehr wohl auch eigene, städtische Gewerbeflächen angeboten wurden. Albert: "Sowohl im Schlossfeld als auch im neu entstehenden Gewerbegebiet Söllershöhe." Dies bestätigt auch Lilli Heyer, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation bei der Warema Renkhoff SE. Die Stadt habe sich sehr bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück bemüht, doch habe sie zwei wesentliche Kriterien nicht erfüllen können.
Zwei wesentliche Voraussetzungen waren zu erfüllen
Das Erste: "Erforderlich war ein zusammenhängendes, ausreichend großes Grundstück ohne gravierenden Höhenversatz in der Topografie. Ziel ist ein Betrieb auf einer Ebene." Und die zweite Voraussetzung laut Heyer: "Der Baubeginn muss zeitnah erfolgen, daher kamen Gewerbeflächen, die noch nicht erschlossen waren, nicht in Frage."
Wie sich das Projekt auf die Steuereinnahmen der Stadt in den kommenden Jahren auswirken wird, das kann Inge Albert noch nicht sagen. Doch sie klingt optimistisch: "Die zukünftigen Steuereinnahmen sind nicht absehbar, zumal am Standort Marktheidenfeld eine Erweiterung von Warema im Bereich Kunststofftechnik unmittelbar bevorsteht." Den möglicherweise entstandenen Eindruck einer großen Verlagerung korrigiert Lilli Heyer. Es sei richtig, dass der Versandbereich nach Bettingen umziehen solle, doch was die Metallbearbeitung und Oberflächenbeschichtung anbelange sei man "noch in der Planungsphase".
Warema: In Marktheidenfeld weiteres Wachstum geplant
Unternehmenssprecherin Heyer: "Es handelt sich hier um eine Erweiterung der Produktion und nicht um eine komplette Verlagerung. Die frei werdende Fläche benötigen wir dringend zur Realisierung von weiterem Wachstum." Zwischen den Werken in Marktheidenfeld und Wertheim werde es "einen gewissen Pendelverkehr" geben, räumt Heyer ein. Doch damit habe man Erfahrung, gebe es doch seit Jahren schon einen regelmäßigen Pendelverkehr zwischen dem Standort Marktheidenfeld und dem Werk in Limbach-Oberfrohna.
Auf die Frage, ob es beim Standort Bettingen besondere Anreize, beispielsweise Förderprogramme des Landes Baden-Württemberg oder der Kommune gegeben habe, fällt Heyers Antwort kurz aus: "Nein."