Die Perspektiven für die Warema-Gruppe mit ihren aktuell 3713 Mitarbeitern sind gut. Die Wirtschaft und der Bausektor brummen und das wirkt sich positiv auf die Geschäfte des nach eigenen Angaben europäischen Marktführers für technische Sonnenschutzprodukte aus. „Das war wieder ein erfreuliches Jahr“, bilanzierte Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke am Donnerstag beim Pressegespräch in Marktheidenfeld. Der Umsatz stieg gegenüber 2016 um 3,3 Prozent auf 460,4 Millionen Euro. Doch Warema hat neuerdings nicht nur mit der Sonne, sondern auch mit Schatten zu kämpfen – mit Eintrübungen, die vom Arbeitsmarkt kommen.
Ringen um Arbeitskräfte
„Der Personalaufbau war nicht so schnell möglich wie von uns gewünscht und wie es nötig gewesen wäre“, sagt Renkhoff-Mücke. Was bedeutet: Bei mehr Personal wäre auch mehr Wachstum drin gewesen. Dabei hat die Warema-Gruppe allein im vergangenen halben Jahr ihren Mitarbeiterstand um rund 240 aufgebaut, davon über 100 am Standort Marktheidenfeld. Gesucht würden nicht nur Spezialisten, betont die Warema-Chefin, sondern überwiegend Mitarbeiter in der Produktion. Der Personalmangel, sei „schon ein Engpassfaktor“, so Renkhoff-Mücke. Sie sei froh, dass Warema als Arbeitgeber in den vergangenen Jahrzehnten ein gutes Image erworben habe. Das sei nun hilfreich.
Das Thema Ausbildung wird im Unternehmen groß geschrieben. „Was wir brauchen, das bilden wir auch selbst aus“, betont die Warema-Chefin. Das gilt sogar für die Berufskraftfahrer für den großen Fuhrpark mit seinen 70 Lastwagen. Insgesamt hat die Gruppe derzeit 82 Auszubildende, dazu kommen 27 Studenten. Manches Berufsbild verschiebt sich in Zeiten von Industrie 4.0. So schließen fünf in Marktheidenfeld fertig gewordene Industriemechaniker gleich eine verkürzte Ausbildung zum Industrieelektroniker an.
Viel schneller auf Trends reagieren
Gute Mitarbeiter seien wichtig in einer Zeit, die ständig neue Trends kreiere. Renkhoff-Mücke: „Wir müssen viel, viel schneller sein als früher.“ Allein 34 Produktneuheiten habe Warema bei den großen Messen in diesem Jahr vorgestellt. Um dies zu schaffen, müsse das ganze Unternehmen dynamischer werden, müssten Entwurf, Entwicklung und Produktion näher zusammenrücken und viele Dinge parallel laufen. Das Portfolio gehe längst über den Sonnenschutz hinaus, beinhalte auch den Wind- und Wetterschutz, und in den Bereichen Kunststofftechnik und Maschinenbau unter anderem die Felder Automobil- und Medizintechnik.
Im Bereich Outdoor hat sich Warema durch die Übernahme der Caravita GmbH, Produzent hochwertiger Sonnenschirme und -segel mit etwa 70 Beschäftigten, breiter aufgestellt. Digitalisierung und Robotik haben Einzug in Fertigung, Verwaltung und Entwicklung gehalten. Online-Anwendungen, Apps und innovative Lösungen für das Smart Home kommen den Kundenwünschen entgegen, deren Ansprüche sich laut Renkhoff-Mücke verändert haben.
Kalter März hat Saisonstart verzögert
Nicht so glücklich ist die Warema-Chefin mit dem Wetter in diesem Jahr. „Der März war noch sehr kalt, das hat den Saisonstart verzögert“. Die saisonalen Schwankungen lindert beim Personal der Einsatz von rund 175 Leiharbeits- und Zeitarbeitskräften, in den Sommermonaten zudem die Hilfe von rund 80 Schülern und Studenten, die teilweise schon seit Jahren in der Produktion unterstützen. „Wir schreiben die auch aktiv an und planen sie fest ein“, erklärt Angelique Renkhoff-Mücke.
Und für junge Gesichter im Haus sorgen im Sommer nicht nur die Aushilfen, sondern auch die Kinder der aktuell rund 2430 Beschäftigten am Standort Marktheidenfeld. Im August gibt es für sie, nun schon im elften Jahr, wieder das Ferienprogramm „Sonnenkinder“. Dafür gibt es rund 180 Anmeldungen.
Warema Renkhoff SE
Das Unternehmen, das am 1. Juli 1955 in Marktheidenfeld gegründet wurde, gliedert sich in fünf Tochterunternehmen mit Produktionsstandorten in Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Ungarn und Shanghai.
Warema ist der europäische Marktführer für technische Sonnenschutzprodukte und hat sich zum Komplettanbieter für innen- und außenliegenden Sonnenschutz sowie Steuerungssysteme entwickelt. Hinsichtlich des Ausbaus seines Sortiments hat Warema insbesondere für den Bereich „Outdoor Living“ zahlreiche Produkte entwickelt, die in diesem Jahr auf verschiedenen Fachmessen gezeigt wurden. Darüber hinaus fertigt die Warema-Gruppe Kunststoffteile für die Automobil- und Medizintechnik, Werkzeuge und Maschinen. JOS