
Ist es wirklich "fünf vor zwölf", was die Zukunft der Homburger Kirchenverwaltung angeht? Momentan spricht vieles dafür. Das aktuelle Gremium mit Konrad Albert, Karl-Heinz Gerberich, Josef Zöller, Jochen Scheer und Markus Bausewein verzichtet auf eine erneute Kandidatur und schließt zum Jahresende seine Akten. In einem "Brandbrief" an die 800 Katholiken Homburgs macht die noch amtierende Kirchenverwaltung deutlich, dass aktuell keine Wahl zur Kirchenverwaltung stattfinden kann, weil es an Kandidaten fehlt.
Die Pfarrgemeinde stehe ohne Kirchenverwaltung vor einer ungewissen Zukunft, heißt es in dem Aufruf an die Mitglieder der Pfarrgemeinde weiter. Besonders betroffen seien die zentralen Bereiche der Liturgie, wie zum Beispiel die Gottesdienste und die Sakramente. Gefährdet seien ferner das Burkardushaus mit dem Kinderkarten, die Bücherei, die Ministrantenarbeit und "die Kirche selbst". Zum Aufgabenbereich des auf sechs Jahre gewählten Gremiums gehört ferner die Verwaltung der Finanzen. Die Kirchenverwaltung ist nicht nur die juristische Person der Kirchenstiftung, sie sorge als "Herzstück unserer Pfarrgemeinde" zusammen mit dem Gemeindeteam für einen reibungslosen Ablauf des Gemeindelebens.
Einen Pfarrgemeinderat gibt es auch nicht
Mit dem Begriff "Gemeindeteam" ist allerdings der Pfarrgemeinderat gemeint, den es allerdings seit sechs Jahren in Homburg nicht mehr gibt. Ohne Kirchenverwaltung befürchtet man eine massive Beeinträchtigung des Gemeindelebens oder möglicherweise sogar dessen Stillstand, hört man aus Kreisen der Kirchenstiftung. Bei der Kandidatensuche waren 40 Personen als mögliche Interessenten für eine künftige Kirchenverwaltung genannt worden. Sämtliche Personen wurden darauf hin auf eine ernsthafte Kandidatur bei der Wahl angesprochen. Wählen lassen wollte sich jedoch niemand.
Als Gründe für einen Verzicht zur Kandidatur wurden genannt: keine Zeit, kein Interesse und sichtbares Kopfschütteln - warum auch immer. Ob sich doch noch zwei Personen für die reduzierte Besetzung der künftigen Kirchenverwaltung auf die Dauer von sechs Jahren finden könnten, das gehört zu Kategorie "Stille Hoffnung". Eine Kirchenverwaltung wäre in diesem Fall zwar rechtlich möglich, aber wegen des Arbeitsaufwands keine vernünftige Lösung. Auch die Möglichkeit, dass das Bistum Würzburg bei einem "Stillstand" der Kirchenverwaltung die wichtigsten Arbeiten übernehmen würde, dürfte für die Pfarrei auf Dauer keine Ideallösung sein.
Nachbargemeinde könnte Homburg mitverwalten
Auch Pfarrer Matthias Wolpert blickt mit großer Sorge auf die aktuelle Situation in der Homburger Pfarrgemeinde. Von Amts wegen könnte er im "Ernstfall" noch die fünf Nachbargemeinden Rettersheim, Trennfeld, Lengfurt, Erlenbach und Tiefenthal fragen, ob sie die Arbeit der Homburger Kirchenverwaltung übernehmen würden. Noch heißt es in Homburg "Die Hoffnung stirbt zuletzt..." Schließlich will niemand unter Katholiken des Winzerdorfes, dass einmal die Kirchentür zu bleibt und der Gottesdienst möglicherweise in einer angemieteten Räumlichkeit, zum Beispiel in der Schlossscheune, stattfinden müsste. Für bestimmte Sakramente, unter anderem Taufen, Eheschließungen oder die Firmung, müsste in eine Nachbarkirche ausgewichen werden.
Dass die Pfarrgemeinde so gut wie möglich am Laufen bleibt, dafür sorgt in Homburg seit langem ein engagiertes Team mit ehrenamtlich tägigen "guten Geistern". Zu diesen gehört zum Beispiel Inge Scheer, die von ihrem Mann Ottmar und von Sohn Jochen sowie von Helfern aus dem Ministrantenteam unterstützt wird. Die engagierte Katholikin kümmert sich nicht nur darum, dass die 60 Osterkerzen in Form gebracht werden. Auch dass die Fronleichnams-Altäre den entsprechenden Schmuck erhalten und die Weihnachtskrippe in der Kirche so aufgebaut wird, wie es die Kirchgänger gerne sehen, trägt die Handschrift einer Gruppe um Inge Scherer.
Was noch alles auf ihrer To-Do-Liste steht, gäbe Stoff für eine eigene Geschichte. Zu dem Personenkreis, der im Stillen weiter tätig sein wird, auch wenn er das Amt des Kirchenpflegers nach 52 Jahren niederlegt, gehört Josef Zöller. Er war nicht nur viele Jahre Kirchenpfleger und kümmert sich immer noch um Dinge, die zum Bedarf einer Pfarrgemeinde gehören. Seine Frau Christa sorgt im Wechsel mit Edeltraud Weierich für saubere Wäsche. Weierich und Maria Baumann besorgen die Krankenkommunion.
Die Kirchenverwaltungswahl findet am 24. November statt, in Homburg kann man von 10 Uhr bis 13 Uhr am Eingang des Homburger Kindergartens wählen.