Seit rund 1,5 Jahren gehören die Einsatz-Feuerwehren von Hafenlohr und Windheim zusammen. Sie sind eine Feuerwehr mit zwei Standorten, jeweils in den beiden Ortsteilen. Fragt man die Verantwortlichen, wie sie den Zusammenschluss bezeichnen, haben Kommandant Stephan Schneider sowie seine Stellvertreter Manuel Metz und Stefan Fetzer nicht sofort eine Antwort parat.
Die gemeinsame Einsatz-Feuerwehr ist mehr als eine bloße Zusammenarbeit der Vereine. Auf die Feuerwehrvereine haben die Veränderungen keinen Einfluss. Die gibt es unverändert in Hafenlohr und Windheim. Am ehesten passe vielleicht der Begriff Fusion, so Schneider. Das ist eine Verbindung von bisher selbstständigen Organisationen, in der eine in der anderen aufgeht und ihre Eigenständigkeit verliert.
Windheimer Wehr war nicht mehr einsatzfähig
Das wurde nötig, weil die Windheimer Feuerwehr nicht mehr einsatzfähig war. Als der Ortsteil noch eine eigenständige Feuerwehr hatte, gab es wenige Alarmierungen. Vielleicht fünf pro Jahr, schätzt Manuel Metz. „Meistens war es ein Baum auf der Straße, der zu beseitigen war“, sagt er. Weil es in dem Ortsteil kaum Arbeitgeber gibt, sind tagsüber dort auch kaum Feuerwehrleute. Hat die Sirene zum Einsatz gerufen, habe die Wehr wegen zu weniger Aktiver nicht ausrücken können und wurde deshalb tagsüber von der Leitstelle nicht mehr angefordert.
„Ich habe lange überlegt, wie wir besser kooperieren und die Einsatzfähigkeit verbessern können“, sagt Schneider. Er ist seit dem Jahr 2000 Feuerwehrkommandant in Hafenlohr, davor war er Stellvertreter. Als er das Problem bei Bürgermeister Thorsten Schwab angesprochen habe, wollte dieser bei der Leitstelle bewirken, dass bei einem Einsatz der Windheimer Feuerwehr auch immer die Hafenlohrer mit ausrückt. Doch das habe die Leitstelle abgelehnt.
Eine andere Lösung musste her: Mit dem freiwilligen Rücktritt von Wilfried Schmidke als Windheimer Kommandant im April 2022 rückte Stephan Schneider dann an die Spitze der fusionierten Feuerwehren. Schneider freut sich über die Bereitschaft aus Windheim zur Fusion: Er sei überrascht und erfreut gewesen, dass Schmidke und Metz gleich im ersten Gespräch zu dem Thema seinem Vorschlag einer Fusion zugestimmt hätten.
Schneider: Eine Verschmelzung von Feuerwehren gibt es selten
Eine solche Verschmelzung gebe es bei Feuerwehren selten, weiß Schneider. Er ist überzeugt von dem Konzept und sagt: „Ich kann Gemeinden mit Ortsteilen nur empfehlen, diesen Schritt auch zu gehen. Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht und profitieren alle davon“.
Bürgermeister Thorsten Schwab bestätigt: "Anfängliche Bedenken haben sich mittlerweile als unbegründet herausgestellt." Er freue sich, dass die Feuerwehr seiner Gemeinde leistungsstark ist und viele Menschen bereit sind, dieses wichtige Ehrenamt auszuüben. Insgesamt gibt es dort 47 aktive Feuerwehrleute. Davon sind acht Frauen.
Fusion will gemeinsam geplant werden
Wichtig sei es, sind sich alle einig, eine Fusion gemeinsam zu planen und im ständigen Austausch miteinander zu sein. Der Wunsch zur Veränderung müsse aus der Mannschaft kommen, sagt Schneider: „Das ist nichts, was man den Wehren überstülpen kann.“ „Wenn sich die Wehren einig sind, dann funktioniert das“, ergänzt Fetzer. Manuel Metz, der stellvertretende Kommandant aus Windheim, bestätigt: „Wir haben uns die Fusion viel schwieriger vorgestellt, als sie ist“.
Mittlerweile sind außer der Einsatz-Feuerwehr in Windheim im Landkreis Main-Spessart zwei weitere Ortsteil-Wehren in anderen aufgegangen: Höllrich hat mit Weyersfeld fusioniert, Wohnrod mit Fellen. Das berichtet Florian List, Vorsitzender des Kreisbandfeuerwehrverbands und Kreisbrandrat. Immer dann, wenn eine Einsatz-Feuerwehr keine schlagkräftige Truppe zusammenbringt, sei es sinnvoll, sie in eine andere Wehr der Gemeinde einzubinden, erklärt er.
Feuerwehrbedarfsplan für Hafenlohr und Windheim
Als das Kommandanten-Trio den Feuerwehrbedarfsplan für Hafenlohr und Windheim erstellte, berücksichtigten sie die Fusion. Der Plan regelt, wie eine Feuerwehr strukturiert und ausgestattet sein muss. Die Kommandanten sind zufrieden mit der Ausstattung der Einsatz-Wehr. Schneider: „Ich als Gemeinderat weiß, dass wir hohe Kosten verursachen“.
In Hafenlohr ist seit vergangenem Jahr ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) stationiert. Die Kameraden bauen derzeit einen Pritschenwagen für ihre Zwecke aus und in den Spinden hängt neue Feuerwehrkleidung. Das vorhandene Löschgruppenfahrzeug wurde aufgerüstet und steht nun in der Hafenlohrer „Wache 2“ im Gerätehaus Windheim.
Gemeinsame Ausbildung der Feuerwehrleute aus Hafenlohr und Windheim
Auch der einheitliche Facebook-Auftritt und eine gemeinsame Ausbildung sind längst selbstverständlich. Die Übungen finden abwechselnd an den beiden Standorten statt, sodass niemand bevorzugt oder benachteiligt werde, erklärt Kommandant Stephan Schneider. "Schade nur, dass sich so wenig der älteren Aktiven an den Übungen beteiligen", sagt er. Er ärgere sich, wenn nachts die Sirene zu einem Einsatz ruft, die Kameraden daheim seien, aber nicht mitausrücken würden. „Was wäre, wenn das jeder machen würde?“
Von Jahresanfang bis Mitte August rückte die Hafenlohrer Feuerwehr zu insgesamt 25 Einsätzen aus. Fetzer: „Die Fusion ist für alle ein Gewinn – für die Kameraden aus Windheim, weil sie aktiver sein können, für die Hafenlohrer, weil wir jetzt mehr sind.“
Was kann noch verbessert werden? Auf lange Sicht soll die Hafenloher Feuerwache umgebaut werden, weil sie nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht, so Schneider. Derzeit sei man auf der Suche nach einem Architekten. Auch das Windheimer Feuerwehrhaus erfülle nicht mehr die Vorgaben. „In weiter Zukunft gibt es dann vielleicht nur noch ein Feuerwehrhaus für beide Ortsteile.“