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Neustadt am Main
"Du weißt, dass du wieder beschimpft wirst": Neustadter Feuerwehr-Kommandant hat genug von Pöbeleien im Einsatz
Ausgestreckte Mittelfinger und Aussagen weit unter der Gürtellinie: Dass Feuerwehrleute häufig angegangen werden, könnte dazu führen, dass niemand mehr in der Feuerwehr sein will, fürchtet Peter Gowor.
Peter Gowor, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Neustadt am Main, bemängelt die regelmäßigen Respektlosigkeiten von Autofahrern im Einsatz. 
Foto: Gowor | Peter Gowor, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Neustadt am Main, bemängelt die regelmäßigen Respektlosigkeiten von Autofahrern im Einsatz. 
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:11 Uhr

Bei Peter Gowor hatte sich am Montagmorgen einiges angestaut. Der Kommandant der Feuerwehr in Neustadt am Main schrieb sich in einem Facebook-Post den Frust von der Seele. Der Grund: Bei einem Einsatz zwischen Lohr und Rodenbach am vergangenen Freitag hatten mehrere Autofahrer ihrem Ärger über eine Vollsperrung durch Pöbeleien und Beschimpfungen in Richtung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte Luft gemacht. "Was geht nur bei manchen im Kopf vor...", lauten die ersten Worte seines Textes, mit dem der 47-Jährige offenbar einen Nerv getroffen hat. Inzwischen wurde der Beitrag knapp 300 Mal geteilt und die Kommentarspalte füllte sich schnell mit Mitgefühl und Verständnis. Auch die Kreisbrandinspektion Main-Spessart griff das Thema auf seiner Website auf und teilte Gowors Post.

Pöbler gehen Einsatzkräfte an: "Du hast mir gar nichts zu verbieten"

"Wir blockieren keine Straße, um die Leute zu ärgern oder ihnen ihre Zeit zu stehlen", stellt Gowor im Gespräch mit dieser Redaktion klar. Für ihn haben die Vorfälle des jüngsten Einsatzes zum wiederholten Male ein inakzeptables Ausmaß erreicht. Einige Verkehrsteilnehmer haben zum Einkaufen gewollt und gefragt, ob man nicht schnell umfahren könne, ein anderer habe sich vor einem jungen Kameraden aufgebäumt und klargestellt: "Ich bin mindestens doppelt so alt wie du, du hast mir gar nichts zu verbieten. "

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Es sind Äußerungen wie diese, der getippte Zeigefinger an der Stirn oder der Mittelfinger aus dem heruntergekurbelten Autofenster, die Gowor nach jedem Einsatz ein bisschen enttäuschter zurücklassen. Er erzählt, dass sich diese Szenen der Aggression in letzter Zeit häufen würden. In Gorows langer Zeit als Aktiver seien auch schon Kameraden angefahren oder einem jüngeren Mitglied des Einsatzteams gesagt worden, dass man sie doch alle an die Wand stellen müsse. "Wir alle, aber gerade die jungen Kollegen, müssen sowas loswerden, bevor wir es mit nach Hause nehmen. Was negativ ist, bleibt immer länger haften und manchmal brauchen auch wir Helfer selbst Hilfe", schildert er die psychischen Folgen vieler Einsätze. Die Aufgabe für ihn und sein Einsatzteam sei es dann, trotzdem das Positive aus einem Einsatz zu ziehen – wie zum Beispiel gerettete Menschenleben.  

Gowor: Respektlosigkeit schadet Image der Feuerwehr

Um die Situation zu ändern, helfe es einzig und allein, an den Verstand der Menschen zu appellieren, da die Feuerwehr auch nur Anweisungen befolge. Beim Einsatz am Freitag konnte die Unfallstelle nur über die andere Mainseite umfahren werden. Um nach Lohr zu kommen, musste man also erst nach Marktheidenfeld zurückfahren. Gowor erzählt, dass man sich bei solchen Umwegen schon während der Sperrungen mental auf das vorbereite, was kommt. "Bei jedem Rettungseinsatz dieser Art, rechnest du inzwischen fest mit Gaffern oder verständnislosen Menschen. Du bekommst die Anweisung zur Vollsperrung und weißt, dass du gleich wieder lautstark beschimpft wirst."

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Für den Neustadter Kommandanten stellt sich daher die Frage, ob das Ehrenamt bei der Feuerwehr in seiner Außenwirkung überhaupt noch attraktiv ist. Seit Jahren haben Freiwillige Feuerwehren mit personellen Engpässen zu kämpfen. Auch, wenn in Gowors Team noch niemand wegen der Respektlosigkeiten ausgetreten sei, sei fraglich, wer in Zukunft noch dazu bereit ist, Freizeit und Hobbies für andere zu opfern. "Wir können nur hoffen, dass die Leute verinnerlichen, dass es beim nächsten Mal sie selbst sein könnten, die Hilfe brauchen."

 
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Kommentare
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  • fleischmo@arcor.de
    Schön, wie hier den Ehrenamtlichen die Stange gehalten wird. Dies zeugt davon, dass es noch Menschen gibt, die dem anderen Respekt zollen. Es ist also noch nichts verloren.

    Aber ist auch noch was zu retten?

    Wenn wir uns auf Politik und Justiz verlassen, wohl eher nicht. Als Beispiel will ich nennen, wie respektlos Politiker, Polizei und Justiz mit Kindern und Eltern mit Kindern während der Corona-Pandemie umgegangen sind. Oder als gar das Bundesverfassungsgericht den Pflegekräften attestierte, dass ihre körperliche Unversehrtheit den Wohle von uneinsichtigen und starrköpfigen "Älteren" verfassungsrechtlich hinten anzustehen hat.

    Ganz zu schweigen von Philosophen und Bankkaufmännern, die uns sagen wollen, wie Wirtschafts- und Gesundheitspolitik geht und dabei mit dem Rasenmäher übers Blumenbeet brausen. Im Schlepptau die "letzte Generation", die es nicht geben würde, hätten unsere Vorfahren nichts geleistet und sich nur auf der Straße festgeklebt.

    Wir brauchen wieder mehr Respekt!
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  • Lebenhan1965
    @ fleischmo

    "Wir brauchen wieder mehr Respekt"

    In so weit stimme ich Ihnen zu.

    Ansonsten strotzt Ihr Kommentar nur so von Respektlosigkeit!

    Wer wusste denn wirklich wie gefährlich sich dieser Virus noch für uns alle entpuppen würde.

    Und alle getroffenen Maßnahmen hatten das Ziel so viele Menschen wie möglich vor einer Ansteckung zu bewahren.

    Ihre maßlose Kritik an den Entscheidungsträgern der Republik zeigt nur, dass Sie einseitig infiltriert von Schwurblern und Gegnern unseres Staates sind.

    Wissen Sie was bei Untätigkeit der Verwaltung diese Pandemie an zusätzlichen Menschenleben gekostet hätte?
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  • hubert.endres@allianz.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • tommy33
    Nunja , Sie sind wohl der Meinung das sei alles rechtens gewesen? Ein Beispiel:

    https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/corona-ausgangsbeschraenkung-urteil-gericht-rechtswidrig-100.html
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  • Lebenhan1965
    @ tommy33

    Wussten Sie zu Beginn der Pandemie welche Maßnahmen richtig oder falsch sind?

    Lieber mit mehr Vorsicht als mit unnötigen Todesopfern!
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Sie haben bereits eine inhaltsgleiche Antwort abgegeben.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Mir und den meisten meiner Bekannten war von Anfang an klar, daß die "Maßnahmen" völlig überzogen, zu großen Teilen nutzlos und (wie sich mittlerweile bestätigt hat) auch unrechtmäßig waren. (Man denke nur an das Ausgangsverbot nach 22 Uhr etc.)

    Und Begriffe wie "infiltriert", "Schwurbler" und "Staatsgegner" können Sie sich getrost sparen. Die wurden lange genug verwendet, um abweichende Meinungen mundtot zu machen.
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  • axel.hoefler@t-online.de
    Das ist eine schwierige Situation, hier die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ob ein Beenden des Ehrenamtes da weiterhilft mag ich zu bezweifeln... viel mehr sollte man die individuellen Personen zur Rechenschaft ziehen (Autokennzeichen und Anzeige). Größeres Problem finde ich den derzeitigen Wandel der Gesellschaft - egal welchen Alters! Nicht nur bei der Feuerwehr und während eines Einsatzes - nein auch im privaten gibt es solche Negativbeispiele. Denken wir nur an die Schiedsrichter, die sich Sonntags die Schimpfworte an den Kopf werfen lasse müssen - das ist z.B. auch ein Ehrenamt. Aber auch beim Arzt muss die Arzthelferin sich Sachen anhören - nur weil es Leute gibt, die meinen nur sie, dann der Misthaufen und danach die anderen...
    Die Menschheit ändert sich gerade - zum negativen! Selbst wenn man an der Kasse Danke sagt wird man von der Kassiererin komisch angeschaut. Man muss wieder Verständnis zeigen können und das fängt am Anfang der Menschheit an...
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  • tommy33
    Nun, das mit der Kassiererin kommt auch andersrum öfters vor.
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  • michof11491412
    Sehr schade und unglaublich ist die diese Gesellschaft, die sich in Sachen Dankbarkeit und Respekt in einer Abwärtsspirale bewegt, die nicht aufzuhalten ist. Die Freiwilligen der Feuerwehr opfern das Privatleben bzw. ihre kostbare Zeit um zu helfen. Respektlosigkeit, Wut und Beschimpfungen sind ein Unding. Die egozentrische Verhaltensweise lässt mich erschaudern. Ihr Freiwillige der Feuerwehr, ihr Mitarbeiter im Rettungsdienst und Helfer im THW: Danke für Eure immer wieder lebensrettende Arbeit und Opferbereitschaft! Macht bitte weiter und gebt nicht auf. Wir brauchen Euch!!!
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  • Manfred0940
    Solches Fehlverhalten konsequent bei der Polizei anzeigen und die Strafen drastisch erhöhen. Auf Einsicht kann man bei solchen Idioten nicht hoffen.
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  • Das, was wir da sehen, sind die Folgen mangelnder Erziehung. Aber das ist doch schick heutzutage, schon Kleinkinder wie kleine Erwachsene zu behandeln und alles auszudiskutieren und auszuverhandeln anstatt auch mal klare Kante und Grenzen aufzuzeigen. Konflikte aushalten ist halt anstrengend.

    Erst diese Woche wieder erlebt, ein Klassenkamerad meines Sohnes sollte wegen zu vieler verpasster Hausaufgaben nachsitzen, und Unternehmerpapi drohte der Lehrerin mit dem Anwalt.

    Und da kommen dann Menschen raus die meinen, alles richte sich nach ihnen und sie stünden über den Dingen. Menschen die meinen, Rettungskräfte anpöbeln zu können, weil ihnen da grad was nicht passt.

    Danke an alle Sanitäter*innen, Feuerwehrleute und Polizist*innen, die ihren Dienst tun, um anderen zu helfen und uns zu schützen. Es tut mir leid, dass Euch sowas widerfährt.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "auch mal klare Kante und Grenzen aufzuzeigen."

    Solange das nicht mit Gewalt oder Schlagen gegen Kinder ausartet, ist das alles In Ordnung.
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  • Funkenstern
    Wenn die Kasper sich von ihrer Rechtsschutzversicherung auch noch rauspöbeln lassen können, wissen wir doch langsam, was in unserer Gesellschaft schief läuft .
    Die meiste „Schuld“ weise ich diesen Eltern zu, die alles gewähren lassen und Erziehung ein Fremdwort ist.
    Bei derartigen Versagern half zu Zeiten der Wehrpflicht dann der Wehrdienst. Der hat dann so manches gerade gerichtet.
    Heutzutage alles Rechthaber, die kein Ehrenamt bekleidet bekommen aber immer recht haben müssen.
    Man könnte ko…n
    Die Einsatzkräfte sollten diese Typen anzeigen und die Gerichte im Schnellverfahren urteilen.
    Dann auf eigene Kosten die Berufung anstreben, dann wird das aufhören.
    Aber ein weiter so kann und darf es nicht geben!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Die meiste „Schuld“ weise ich diesen Eltern zu"

    Da kann ich Ihnen voll zustimmen. Aber was hat eine Wehrpflicht damit zu tun? Bei einem sozialen Dienstjahr könnte ich Ihnen teilweise beipflichten um die Sorgen und Nöte von Diensten wie Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst uvm. kennenzulernen.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Das hat insofern was mit der Wehrpflicht zu tun, weil da manche "Prinzen" zum ersten mal erlebt haben, daß nicht rechthaberisch rumdiskutiert wurde, sondern die Befehle mußten ausgeführt werden. Und in der Gemeinschaft hat man dann erkannt, was zu erreichen ist, wenn man an einem Strang zieht und nicht jeder "sein Ding macht".
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  • sekretariat@fosbos-marktheidenfeld.de
    Haben Sie die Kommentare des Feuerwehrmannes unter dem Facebookpost gelesen? Dort wird explizit geschrieben, dass es eben nicht die "Jungen" sind, die sich daneben benehmen. Die haben wie üblich mehr Verstand als so mancher wohlerzogener Mittfünfziger.

    Geschrieben von einem, der selbst nicht bei der Bundeswehr war und trotzdem in der Lage ist, den Stellenwert des Ehrenamtes Feuerwehr anzuerkennen.
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  • h.schwarzmann@gmx.de
    Das mit den Älteren ist auch mein Eindruck. Ich kann das natürlich nicht belegen, nur so ein Gefühl...
    Die "Jugend" bzw. die Jüngeren sind in aller Regel höflich und zuvorkommend. Es sind die Ü50er die sich daneben benehmen. Es ist diese überhebliche Bräsigkeit dieser Generation. Achso - ich bin selbst Ende 50
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  • tommy33
    Sorry aber Ihre Feststellung kann ich leider nicht teilen. Bei den Ü 50 igern mit denen ich zu tun habe gibt es sowas nicht.
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