
Wie werde ich Bürgermeisterin? Was in einem erfolgreichen Wahlprogramm steht, welche Gummibärchen bei Wählern ankommen und was man nach einer verlorenen Wahl machen kann – das waren die Themen des ersten Marktheidenfelder Kneipenquizzes in der Stadtbibliothek. Moderator Tom Zimmermann aus Hamburg erzählte eine Geschichte, in die er immer wieder Fragen einbaute; in der Hauptperson die Mitspieler.
Kurz vor Beginn der Quizrunde sitzen an Tisch 1 Alexandra und Erwin aus Altfeld, vor sich vier Zettel, in die Erwin später die Antworten eintragen wird. "Ich kenne mich sehr gut mit Sprichwörtern und Märchen aus", stellt sich Alexandra vor. Jens aus Triefenstein sagt, er könne mit Titelmelodien von Science-Fiction-Serien punkten. Ob das gefragt sein wird? Bei dem Quizabend kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit soll es um Demokratie gehen. Immerhin hat Jens mit seinem Spezialwissen bei einem Kneipenquiz seinem Team schon mal zum Sieg verholfen, erzählt er.
Auch mich haben die Organisatoren an Tisch 1 platziert. Eigentlich wollte ich nur zusehen. Warum? Mein Allgemeinwissen halte ich für bescheiden. Mit Jahreszahlen und Gesichtern der "großen Politik" habe ich es nicht so. Ich warne die anderen: "Viel werde ich nicht beitragen können."
Sorge um Unwissenheit verbindet das Team
Es stellt sich heraus, dass uns diese Sorge verbindet. Darüber zu sprechen löst die Anspannung, wir sind gleich beim "Du". Gleich in der ersten Quizrunde stellen wir fest, dass die Sorge unbegründet ist. Wissen alleine hilft hier nicht weiter. Gefragt sind Kombinationsgabe, Kreativität und gesunder Menschenverstand. Das haben auch Marlies und Jan, die unsere Runde, "TEAM JJ", komplettieren.

Der Name leitet sich ab aus den Anfangsbuchstaben unserer Vornamen. Wir treten gegen elf andere Gruppen an, darunter unter anderem die "Brainstormers", "Schlau auf der A3" und "Laurentius". Angestellte, Juristen, Lehrer, Geschäftsleute: Das Publikum ist vielfältig. Manche haben sich als Gruppe angemeldet, andere sind alleine gekommen und bilden, so wie wir, mit ihren Tischnachbarn ein Rateteam.
Globus, Politikhandbuch, Handy: Hilfsmittel dürfen beim Kneipenquiz nicht verwendet werden
Die Spielregeln hat Moderator Tom schnell erklärt. Gespielt werden vier Runden mit je vier Fragen. "Der Globus und das Politikhandbuch bleiben in der Tasche", das Handy darf nicht verwendet werden. Gleich die erste Quizfrage hat es in sich: "Welcher der Kandidatinnen kann in Marktheidenfeld Bürgermeisterin werden?" Zur Auswahl stehen vier Charaktere. Wir diskutieren: Wie alt muss man mindestens sein? Gibt es ein Höchstalter? Dürfen Ausländer kandidieren?
Wir sind uns uneinig. Was Erwin in den Antwortzettel eintragen soll, entscheiden wir demokratisch: "Eine 18-jährige Deutsche, die in Dortmund wohnt, aber in Zimmern eine Zweitwohnung hat." Später erfahren wir, dass wir damit den ersten von insgesamt 20 Punkten geholt haben.

Nur fünf der knapp 60 Mitspieler waren schon mal bei einem Kneipenquiz
Alexandra erzählt, dass sie gerne quizzt, aber noch nie bei einem Kneipenquiz war. Damit hat sie die gleichen Voraussetzungen, wie die meisten der anderen Teilnehmenden. Nur fünf der knapp 60 Menschen im Raum waren schon mal bei einem Kneipenquiz. Als der Moderator wissen will, welcher deutsche Politiker unter einem Decknamen aufgetreten ist, sagt Alexandra sofort die Antwort: Willy Brandt wurde als Herbert Ernst Karl Frahm geboren. Woher sie das weiß? Die Frage habe sie schon mal bei der Fernsehsendung "Quiz-Champion" gehört.
Wir rätseln uns Runde um Runde durch die Fragen. Manchmal sind wir ratlos, manchmal ergeht es uns wie Team "Schlau auf der A3": "Wir fügen unser hintergründiges Halbwissen zusammen", erklärt Angela aus Marktheidenfeld über deren Strategie. Mein Teamkollege Jens philosophiert: "Beim Spielen gewinnt man immer – mindestens an Lebenserfahrung."
Von der Brombeer-Koalition hat der Moderator bisher noch nichts gehört – aber die Jury. Für Marlies' Wissen gibt es einen Punkt für uns. Als der Moderator nach gut zwei Stunden den Zettel der letzten Quizrunde einsammelt, ist die Stimmung an unserem Tisch getrübt. "Das war's schon?", fragt Jan. Alle schwelgen noch im Rätselrausch und hätten gerne weitergespielt.

Drittplatzierte spenden ein Kartenspiel an die Wasserwacht
An Tisch 2 hingegen ist Erleichterung zu spüren. Auf einen Sieg wagt man dort nicht zu hoffen. Maarit aus Homburg resümiert: "Wir hatten zu viele verschiedene Meinungen." Am Ende reicht es dennoch für den dritten Platz. Den Preis, ein Kneipenquiz-Kartenspiel, das Tom Zimmermann zusammen mit seinem Kollegen Darren Grunddorf herausgebracht hat, wollen sie an die Wasserwacht Marktheidenfeld für deren Spielenachmittag spenden.
Die "Brainstormers" haben einen halben Punkt mehr ergattert. Ihre Siegprämie, eine Weinflasche, werden sie gemeinsam leeren, verrät Reinhold aus Lengfurt. Ob die Brombeer-Koalition oder Willy Brandt den Ausschlag zum Sieg für "TEAM JJ" gegeben hat, wissen wir nicht. Vielleicht war es letztlich auch unsere geballte Kompetenz, witzelt Erwin. Das spielt auch keine Rolle. Wir freuen uns über ein Kilogramm Schokolade und das nächste Kneipenquiz.