Seit dem 1. Juli ist der Marktheidenfelder Notar Christian Schall Präsident der Lions Marktheidenfeld-Laurentius. Der Club hat aktuell 32 Mitglieder, elf davon sind Frauen. Weltweit sind in der Hilfsorganisation 1,4 Millionen Menschen in 49.000 Clubs in mehr als 200 Ländern organisiert. Die Lions sagen von sich, dass sie die größte mitgliederbasierte Hilfsorganisation der Welt sind.
Doch was bedeutet es eigentlich, dem Lions Club anzugehören, wie kann man Mitglied werden und wem helfen sie? Diese und weitere Fragen beantworten Schall, Vizepräsident Peter Lührs sowie Nikolaus Ruppert, Gründungspräsident der Lions Marktheidenfeld-Laurentius.
Wie helfen die Lions?
Die Lions sehen ihre ehrenamtliche Aufgabe darin, sich bei regionalen und internationalen Hilfsprojekten zu engagieren. Um helfen zu können, werden von den Mitgliedern Aktivitäten organisiert. Die dadurch gewonnenen Gelder werden gezielt für wohltätige Zwecke eingesetzt.
Wie sieht das konkret beim Lions Club Marktheidenfeld-Laurentius aus?
Es gibt internationale Förderprogramme, die unter anderem durch die Clubbeiträge der Mitglieder finanziert werden, erklärt Ruppert. Für den jährlichen Spendenmarathon von RTL geben die Lions 500.000 Euro. Auf lokaler Ebene sammeln die Lions Marktheidenfeld-Laurentius pro Jahr etwa 25.000 Euro an Spenden ein, unter anderem durch ein Golfturnier, den Verkauf von Adventskalendern und mithilfe eines Verkaufsstands am Marktheidenfelder Weihnachtsmarkt. "Wir haben die Möglichkeit, das Geld, das wir durch Aktivitäten einnehmen, gezielt einzusetzen", sagt Ruppert. Wohin es fließt, bestimmt der Clubpräsident, ergänzt Lührs.
Was bedeutet es, den Lions anzugehören?
"Wir verstehen uns als aktiver, nicht elitärer Club 'normaler' Leute", heißt es auf der Internetseite des Clubs. "Wir helfen dort, wo Not ist, vor allem mit Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Ruppert. Die Lions unterwerfen sich getreu ihrem Motto "Wir dienen" ethischen Grundsätze und selbst auferlegten Zielen des sozialen Engagements.
Die Mitglieder profitieren von dem Netzwerk, das sie durch regelmäßige Treffen mit Gleichgesinnten aufbauen. "Als ich, ein nicht gebürtiger Hädefelder, zu den Lions gekommen bin, habe ich mich gefreut, dass ich so eine Verbindung zu den Leuten hier aufgebaut habe", sagt Schall. Der zeitliche Aufwand sei jedoch nicht zu unterschätzen. Zweimal im Monat finden Clubtreffen statt. Hinzu kommen Vortragsabende, Firmenbesichtigungen, Engagement in der Organisation und beim Spendenakquirieren.
Was ist den Lions wichtig?
In den ethischen Grundsätzen wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass man als Bürger eine Verantwortung hat. Das sei ein wichtiges Thema in seinem Präsidentschaftsjahr, sagte Schall in seiner Antrittsrede: "Die Bedrohung der Demokratie ist weltweit spürbar." Es sei Aufgabe der Lions, deren Werte zu verteidigen und zu fördern. Dies könne geschehen durch Bildungsinitiativen, öffentliche Diskussionen und die Unterstützung von Projekten, die demokratische Werte stärken.
Christian Schall, was haben Sie sich für Ihre Amtszeit vorgenommen?
Neben dem Einsatz für Demokratie liege ihm Klimaschutz und damit verbunden das Artensterben besonders am Herzen, so Schall. Weitere drängende gesellschaftliche Themen sind nach seiner Einschätzung der Pflegenotstand, Migration und der Ukraine-Krieg.
Seit wann gibt es die Lions Clubs und wie haben sie sich entwickelt?
Gründungspräsident Ruppert berichtet, dass es die Hilfsbewegung seit 1917 gibt. Melvin Jones, ein Geschäftsmann aus Chicago (USA), hat als Reaktion auf die sozialen Probleme nach dem Ersten Weltkrieg und der zunehmenden Industrialisierung dazu aufgerufen, dass sich die in den USA weit verbreiteten Business-Clubs der Vereinigung anschließen. Der Name Lions, zu Deutsch "Löwen", weist auf die Eigenschaften Stärke, Mut, Treue und Tatkraft hin.
Im Jahr 1972 hatten die Lions bereits eine Million Mitglieder weltweit. Der erste deutsche Club wurde im Jahr 1951 in Düsseldorf gegründet. Bis 1987 waren diese in Clubs organisiert, in denen ausschließlich Männer ihre Geschäfte gemacht haben. Dann wurde die erste Frau aufgenommen.
Wie ist der Club weltweit organisiert?
Der Sitz der Organisation ist in der Nähe von Chicago. Vom dortigen internationalen Präsidenten werden die Clubs weltweit verwaltet. Die Hierarchie ist bei den Lions strikt definiert. Innerhalb der gesamten Organisation und der einzelnen Clubs gibt es verschiedene Posten und Aufgaben, unter anderem einen Präsidenten und seine Stellvertreter, Sekretäre und Schatzmeister. Alle Führungsämter sind immer auf ein Jahr ausgelegt.
Deutschland ist in 19 Distrikte unterteilt, Ruppert war von 2018 bis 2019 Gouverneur des Distrikts Nordbayern. Es gibt noch immer reine Männerclubs, in denen Frauen nicht erwünscht sind, sagt Peter Lührs, ebenso wie Frauen-Vereinigungen und gemischte Clubs.
Wie kam es zur Gründung des Lions Club Marktheidenfeld-Laurentius?
Der Lions Club Marktheidenfeld-Laurentius wurde im Juli 2008 gegründet. Man habe sich von den Lions Lohr-Marktheidenfeld abgespalten, weil der Club bereits 50 Mitglieder hatte. "Mehr wäre zu viel geworden", so Ruppert. Der Name bezieht sich auf den Kirchenpatron der katholischen Kirchengemeinde von Marktheidenfeld, den "Heiligen Laurentius von Rom", dessen Todestag sich im Gründungsjahr 2008 zum 1750. Mal jährte.
Wie wird man Mitglied bei einem Lions Club?
"Jeder kann sich auf der Internetseite des Lions Club bewerben", so Ruppert. Rein formal bedarf es eines Befürworters, der einen Interessenten vorstellt. "Soll ein neues Mitglied aufgenommen werden, darf jeder im Club darüber abstimmen. Wenn nur ein einziger ein Veto einlegt, ist die Aufnahme hinfällig", sagt Schall. Die Mitglieder haben unterschiedliche soziale und berufliche Hintergründe. Lions-Mitglied ist man auf Lebenszeit, es sei denn "man stiehlt goldene Löffel", so Ruppert.
Vor welchen Herausforderungen steht der Club heute?
"Wir haben das Problem, das viele Vereine heute haben: Wir können junge Leute schwer ansprechen. Es will keiner mehr Verantwortung übernehmen und Verpflichtungen eingehen", so Ruppert. Er wünscht sich, dass sich das wieder ändert.