
Ein Zufall brachte Levent Toka dazu, Automaten mit Snacks, Getränken, E-Zigaretten und neuerdings ungeöffneten Retouren-Paketen aufzustellen. Der Karlstadter, der seit Jahren in Karlburg lebt, erzählt, dass seine älteste Tochter immer nach Retzbach zu den Automaten beim Bahnhof wollte. Dort gibt es amerikanische Produkte und E-Zigaretten. Er habe seine Tochter einmal hingebracht und festgestellt: "Da war eine Traube von jungen Leuten." Alle paar Jahre habe er eine mehr oder weniger Schnapsidee, was er machen könnte, seine Frau Verena müsse ihn dann bremsen. "Das kann ich auch", habe er sich bei den Automaten gedacht. Diesmal habe seine Frau sogar mitgezogen.
Der Industriemeister Mechatronik, 43, beschaffte sich gebrauchte Automaten und richtete sie her. Am schwierigsten sei die Suche nach Standorten gewesen. Den ersten stellte er im Mai vergangenen Jahres in Karlstadt beim Logo-Getränkemarkt in der Würzburger Straße auf, kurz darauf folgte einer am Busbahnhof in Marktheidenfeld und im Februar dann der dritte beim Babylon City am Bahnhof in Gemünden. "Jetzt ist erstmal gut", sagt er.
Wenn er auf die Arbeit fährt, hat er immer Ware zum Auffüllen mit dabei
Das Automatengeschäft ist für ihn ein Zubrot neben seinem Vollzeitjob bei Procter & Gamble in Marktheidenfeld, auch seine Frau ist berufstätig. Wenn er auf die Arbeit fährt, nimmt er Ware im Auto mit, teils in einer Kühlbox, und füllt dann den Automaten in Marktheidenfeld wieder. Daheim steht ein Zimmer mit Waren voll. Weil ihm immer gesagt wird, er sehe aus wie der Rapper und Schauspieler Eko Fresh und Kinder ihn deswegen Eko Abi (Bruder Eko) nennen, hat er sein Unternehmen Eko Abi Shop genannt.

Als im Juli vergangenen Jahres der Automatenladen des Burgsinners Patrick Hartl in der Karlstadter Langgasse aufmachte, habe er sich gedacht, dass es das jetzt wohl sei mit seinem Geschäft in Karlstadt. Es habe einen Knick gegeben, aber dann habe es sich wieder erholt. Die Retzbacher Automaten gehören dem aus Weickersgrüben stammenden Kai Stöckl, der in größerem Stil amerikanische Waren vertreibt. Der erzählt, dass sowohl Hartl als auch Toka seine Kunden sind.
Was ist in Secret Packs? Eine Smartwatch oder Salz?
"Der Hit" sind bei Toka derzeit die Retouren-Päckchen großer Internet-Händler, die er von einem Händler bezieht. Für die Internet-Händler lohnt es sich oft nicht, die zu öffnen und wieder zum Verkauf zu stellen, weshalb sie sie entweder gleich verschrotten oder verscherbeln. Was drin ist, weiß man vorher nicht, weswegen sie auch "Secret Packs" genannt werden. Er habe schon Bilder von erfreuten Kunden bekommen, die eine Smartwatch oder eine Drohne hatten, erzählt der 43-Jährige. Andere hingegen hätten sich weniger über Salz oder einen BH gefreut.
In Gemünden und Karlstadt hat er bislang ein Fach für Retouren-Päckchen, in Marktheidenfeld je eins für große und kleine. Dass diese Päckchen einen solchen Reiz ausüben, könne er verstehen. "Wir haben es selber schon ausprobiert. Du machst eins auf, dann willst du schon das nächste." Dass es sich dabei um einen vorübergehenden Trend handeln könnte, ist ihm bewusst. Er zögert deshalb, ob sich die Aufstellung eines mehrere Tausend Euro teuren Automaten nur für solche Retouren lohnen würde.
Was in Gemünden geht, muss in Marktheidenfeld oder Karlstadt noch lange nicht gehen
Zielgruppe solcher Automaten seien ganz klar junge Leute. Anders als die normalen Bahnhofsautomaten böten seine besondere Getränke, etwa Pepsi mit Limettengeschmack, und auch amerikanische Produkte. Nur Dinge, die man eh im nächsten Supermarkt kriegt, würden nicht ziehen. Sein Sortiment passe er ständig an die Nachfrage an und nehme neue Ware auf. Er sei auf Tiktok und Instagram und bekomme da mit, was gerade angesagt ist. Seine Kinder sagten ihm auch immer: "Ey, Papa, du musst das reintun."
An seinen drei Standorten würden durchaus verschiedene Sachen nachgefragt. "Hier in Gemünden läuft Bifi gut, in Marktheidenfeld gar nicht." In Karlstadt sei Eistee der Renner, in Gemünden weniger, bei Nicnacs sei es andersherum. Bei einer Sache ist der Geschmack gleich: "Capri-Sonne ist überall der Renner."
Dieses Jahr soll es ihm nicht passieren, dass der Automat in Marktheidenfeld an Laurenzi praktisch leergekauft wird. An Fasching sei er deshalb dieses Jahr morgens und abends noch mal hin zum Auffüllen. Sein Standort am Busbahnhof in Marktheidenfeld sei zum Glück gut, aber auch in Marktheidenfeld habe er inzwischen Konkurrenz bekommen.