zurück
Würzburg/Erlach
Urteil: Landwirt darf im Wasserschutzgebiet Erlach einen Kuhstall bauen, Gefährdung des Trinkwassers befürchtet
Ablehnender Bescheid des Landratsamts Main-Spessart verliert seine Wirkung. Fernwasserversorgung Mittelmain und das Wasserwirtschaftsamt fürchten um Wasserversorgung.
In Erlach wurde im September die Landratstour vom Transparent eines Landwirts 'begrüßt'. Zudem blockierten kurzzeitig Kühe die Strecke.
Foto: Jürgen Kamm | In Erlach wurde im September die Landratstour vom Transparent eines Landwirts "begrüßt". Zudem blockierten kurzzeitig Kühe die Strecke.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Am Maintalhof bei Erlach darf ein Rinderstall im Wasserschutzgebiet Erlach-Süd entstehen. Es handele sich um ein privilegiertes Bauvorhaben, das nicht gegen die aktuelle Schutzgebietsverordnung verstößt, begründete Vorsitzender Richter Gerhard Weinmann das Urteil des Würzburger Verwaltungsgerichts. Auch eine darüber hinaus reichende Ausnahme, die verschärfte Bestimmungen erlaube, sei in diesem Fall nicht anzunehmen. Ein ablehnender Bescheid des Landratsamts Main-Spessart verliert damit seine Wirkung. Weitere Rechtsmittel gegen das Urteil sind möglich.

Das seit zwanzig Jahren bestehende Wasserschutzgebiet Erlach-Süd verliert 2024 seine Bewilligung. Hier befinden sich vier Brunnen, aus denen der kommunale Zweckverband Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) derzeit bis zu 500.000 Kubikmeter Trinkwasser fördert. Es gibt Pläne, die Schutzzone künftig deutlich auszuweiten und den Schutz zu verschärfen.

FWM braucht Trinkwasser auch zur Notversorgung von Lohr und Marktheidenfeld

"Wir haben hier zwei Belange, die so überhaupt nicht zusammenpassen", stellte Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel fest. Unterfranken sei ein Wassermangelgebiet. Die FWM könne auf keinen ihrer Brunnen verzichten. Die Brunnen dienten schon heute in Hitzesommern zur Notversorgung von Lohr und Marktheidenfeld. Eine weitere Notleitung nach Wertheim nördlich von Würzburg sei zudem geplant.

Für das Gericht sind die Zukunftspläne dennoch zu unkonkret, als dass sie rechtlich neben der bestehenden Wasserschutzverordnung eine Wirkung entfalten könnten. Es habe weder eine Prüfung von Alternativen stattgefunden, noch seien die Ausdehnung oder Entnahmemenge eines künftigen Wasserschutzgebietes erkennbar, so der Richter. Rechtsanwalt Thomas Schönfeld, der die Kläger vom Maintalhof vertrat, sprach gar von einem "reinen Luftschloss" der Behörden.

Wasserwirtschaftsamt sieht "nicht hinnehmbares Gefährdungsrisiko" für Trinkwasserbrunnen

Entscheidend für die Blockadehaltung des Landratsamts ist die Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg. Dieses verwies auf ein "nicht hinnehmbares Gefährdungsrisiko" für das Trinkwasser und "einer immensen Tragweite der Betroffenheit" bei einem Unfall. Technische Mängel, aber auch menschliches Versagen seien nicht gänzlich auszuschließen. Dies soll das Landesamt für Umwelt (LfU) mündlich bestätigt haben. Amtsgeologin Cornelia Wolfram untermauerte die angenommene Gefahrenlage mit der bei Messungen nachgewiesenen sehr hohen Fließgeschwindigkeiten des Grundwassers. Ein in einem Gutachten von 2003 aufgeführtes "schwebendes", also von der Umgebung abgekoppeltes, Grundwasserstockwerk existiere nicht.

Für die Klärung des Sachverhalts nahm sich das Gericht ungewöhnlich viel Zeit. Zwei Verhandlungstermine, knapp neun Stunden und mehrere Vorstöße des Richters, zu einer gütlichen Einigung zu finden, reichten nicht zu einem Aufweichen der Positionen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Erlach
Marktheidenfeld
Lohr
Christian Ammon
Landesämter
Trinkwasser
Wasserschutzgebiete
Wasserwirtschaftsämter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Klaus Weyer
    Das Wasser kommt der anderen Seite des Mains.
    Wann geht Neustadt das Wasser aus?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Weyer
    Wo kommt das Wasser her?

    Auf der FWM Homepage steht:
    14 Brunnen in Neustadt-Erlach und Lohr-Rodenbach.
    1 Aufbereitungsanlage in Neustadt am Main, Ortsteil Erlach mit einer max. Gesamtleistung von 140 l/s.
    Das sind max. 4.415.040.000 Liter Trinkwasser pro Jahr.
    Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, max. über 4 Milliarden Liter Trinkwasser pro Jahr.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten