
Auf den ersten Blick wirkt es widersprüchlich: 16 Freiwillige des Vereins "Bergwaldprojekt" hauen auf der Fränkischen Platte kleine Büsche und aufgekeimte Bäumchen um. Dabei hat sich der Verein doch den Schutz, den Erhalt und die Pflege des Waldes auf die Fahnen geschrieben. Häufig engagiert er sich mit Pflanzaktionen für den Wald. Zwischen Urspringen und Karbach aber stand der Erhalt der Artenvielfalt auf Trockenmagerrasen im Vordergrund.
"Sonst wählt das Bergwaldprojekt den Slogan ,aufbäumen', hier lautet er ,aufblühen'", erläuterte die Biologin Christiane Brandt bei der Vorstellung der ersten Fläche am Windrad neben der Betonpiste. Sie ist Gebietsbetreuerin Muschelkalk bei den Landschaftspflegeverbänden Würzburg und Main-Spessart. Denn auf den zuvor verbuschten Flächen sprießen seit der Freilegung wieder Orchideen - und Pilze.
Etwa seit den 1990er Jahren ist man dazu übergangenen, selbst Naturschutzgebiete sich nicht ganz selbst zu überlassen. Hierzulande ist fast alle Landschaft von Menschenhand gestaltet. Häufig hat die frühere kleinteilige Nutzung erst die Artenvielfalt ermöglicht, indem beispielsweise einst beweidete Flächen frei von Buschwerk blieben und so wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten eine Heimat boten.
Dexter-Rinder als Landschaftspfleger
Zehn kleinwüchsige Dexter-Rinder hatten zwei Monate auf der rund anderthalb Hektar großen Fläche am Windrad zwischen Urspringen und Karbach geweidet. "Diese kleine Rasse kommt überall hin", stellte die Wiesenfelder Halterin Tamara Ühlein fest. Nur etwa einen Meter groß werden die ursprünglich aus Afrika stammenden "Mini-Kühe". Die Rinder-Halterin: "Die fressen fast alles, selbst Schlehen und Dörner."

Dennoch ist eine Nachpflege sinnvoll. Es bleibe doch trotz der Beweidung einiges stehen, erklärte Julia Eberl. Sie vertritt ebenso wie Christiane Brandt den Landschaftspflegeverband. Dort ist sie Projektmanagerin des vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderten Bayern-Netz-Natur-Projekts „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“. Entstanden sind diese offenen Flächen durch die bis vor rund 50 Jahren betriebene traditionelle Beweidung. Und da pflegten die Beweider früher selbst nach.
Fünf Hektar "Trittstein" gepflegt
Was die Freiwilligen des Bergwaldprojekts taten, ähnelte demnach stark der früheren Vorgehensweise. "Manches reißen wir auch per Hand aus", berichtete Aaron Krautheim, der Leiter der Bergwaldgruppe. Bei der manuellen Pflege werde letztlich der Maschinenlärm vermieden, stellte er heraus.

Der Bergwaldverein hat sich auch die Umwelt-Bildung zur Aufgabe gemacht. Dazu würden die Dexter-Rinder bestens passen, meinte Tamara Ühlein. Während diese auf der Weide standen, hätten sie besonders Kinder magisch angezogen. Die kleine Rasse ist nicht so furchteinflößend wie ihre großen Verwandten. Die Züchterin berichtete, dass die Tiere von März bis Mitte November auf Sommerweiden sind. Auch den Winter verbringen sie im Freien. Und sie bekämen keine Medikamente. Auf der Fläche neben dem Windrad hätten sie mit den Hufen Löcher in den Boden gescharrt, offenbar um die dort enthaltenen Mineralien aufzunehmen. So erzeugtes Fleisch habe eine besondere Qualität. Nächstes Ziel sei das Schlachten direkt auf der Weide. Das verursache am wenigsten Stress für die Tiere und somit die geringste Adrenalinausschüttung, was sich im Geschmack widerspiegele.
Die Bürgermeister Volker Hemrich von Urspringen und Bertram Werrlein von Karbach dankten den Freiwilligen des Bergwaldprojekts für ihren Einsatz. Zusammen mit Flächen bei Karbach wurden fünf Hektar nachgepflegt. Sie seien Trittsteine zwischen den für den Artenschutz wichtigen Gebieten.