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Lohr
Überwältigende Ukraine-Hilfsaktion aus Main-Spessart
Neben vielen wertvollen Gütern fand sich in den Spenden auch der bewegende Brief eines achtjährigen Mädchens.
Vor der Halle sind die Hilfsgüter für verladefertig auf Paletten gestapelt.
Foto: llka Büttner | Vor der Halle sind die Hilfsgüter für verladefertig auf Paletten gestapelt.
Frank Zagel
 und  Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:54 Uhr

Es ist überwältigend, was sich bei der Ukraine-Hilfsaktion in Karlstadt tut: Am Montag soll der fünfte Lastwagen an die polnisch-ukrainische Grenze fahren. Dort werden die Hilfsgüter umgeladen. Es handelt sich einerseits um Dinge für Geflüchtete wie Lebensmittel und Hygieneartikel, andererseits aber auch um Dinge wie Medikamente und Winterjacken für die ukrainische Armee.

Hauptinitiator ist der Karlstadter Rheumatologe Dr. Igor Turin, der in Kiew geboren ist und in Deutschland studiert hat. Er berichtet von einem riesigen Kontingent, das Flyer-Alarm gespendet hat: 19 Euro-Paletten Desinfektionsmittel, 15 Paletten mit Fleecejacken, Handtüchern, Rucksäcken, Zelten und Feldbetten – alles neu – und mehr als 1000 Umzugskartons.

Medizinische Geräte aus verschiedenen Kliniken

Helfende Hände sortieren und verpacken die angelieferten Spenden.
Foto: Frank Zagel | Helfende Hände sortieren und verpacken die angelieferten Spenden.

Durch Turins Kontakte hat das Krankenhaus Gelnhausen medizinisches Gerät gespendet: einen Infusomaten, Oximeter, mit denen sich der Sauerstoffgehalt im Blut messen lässt, Operationsbesteck. Spenden kommen auch vom Klinikum Neuss bei Düsseldorf. Mit dem Klinikum Bad Windsheim ist Turin im Gespräch. Sonderlieferungen von medizinischem Material und Medikamenten werden durch das Innenministerium der Ukraine logistisch begleitet.

Als Sammelstelle fungiert eine Halle von Thomas Gundersdorf, einer der beiden Geschäftsführer des Recycling-Technik-Unternehmens URT im Karlstadter Gewerbegebiet "Hirschfeld". "Wir haben mittlerweile unsere eigene Organisation", verweist Mitinitiator Cüneyt Ünaydin auf die täglich etwa 100 Helferinnen und Helfer, die unter anderem über dessen Facebook-Ankündigung auf die Hilfsaktion aufmerksam wurden.

An der polnisch-ukrainische Grenze werden die Hilfsgüter aus Karlstadt auf ukrainische Lastwagen umgeladen.
Foto: Reith | An der polnisch-ukrainische Grenze werden die Hilfsgüter aus Karlstadt auf ukrainische Lastwagen umgeladen.

Viele freiwillige Helfer packen mit an

Sie sortieren die angelieferten Produkte in der Halle. Besonders bei Kleidung ist das dringend nötig. Da reiche die Bandbreite von sinnvollen Kleidungsstücken in hervorragendem Zustand bis hin zu schmutzigen und kaputten Teilen, die mühsam ausgesondert werden müssen, berichten Helfer. Was in den Transport kommt, wird auf Paletten gestapelt und in die Sattelschlepper verladen. Den Überblick behält dort Rudi Gosdschan, der auch stets über die Mobilnummer (0176) 37767263 zu erreichen ist. Er berichtet auch: "Mit Brotzeiten und Pizzen versorgten Maxl-Bäck, Punta del Sud und Backspiel die Helfenden."

Die Lastwagen samt Fahrer haben hiesige Unternehmen zur Verfügung gestellt – die Spedition HSL Fresh (Henning aus Heugrumbach), das Forstunternehmen Reith aus Heugrumbach und das Karlstadter Spenglerunternehmen Lummel. Ein weiterer Lastwagen kam von einer polnischen Spedition. Für Montag wurde ein Lkw von Volpert angekündigt.

Artikel für mehr als 10 000 Euro

Über gespendete Grundnahrungs- und Hygieneartikel im Wert von mehr als 10 000 Euro zeigte sich am Freitag der Inhaber des Lohrer E-Centers, Jörg Engelhard, bewegt. Er hatte in Lohr zu Spenden aufgerufen. Der 46-Jährige steuerte zu den Spenden seiner Kunden zusätzlich zwei Paletten mit Hygieneartikeln bei. Eine Palette mit Dosenkonserven spendete der Lebensmittelhersteller Ulrich Englert aus Lohr.

Waren im Wert von mehr als 10 000 Euro spendete der Inhaber des Lohrer E-Centers, Jörg Engelhard, gemeinsam mit seinen Kunden an Kriegsflüchtlinge der Ukraine.
Foto: Frank Zagel | Waren im Wert von mehr als 10 000 Euro spendete der Inhaber des Lohrer E-Centers, Jörg Engelhard, gemeinsam mit seinen Kunden an Kriegsflüchtlinge der Ukraine.

"In wenigen Tagen hat sich in Main-Spessart ein Hilfs-Netzwerk aus Privatpersonen und Unternehmern gebildet, das uns ermöglicht, schnell zu handeln und Hilfe vor Ort anzubieten", so Engelhard, der persönlich bei der Verladung seiner Hilfsgüter in Karlstadt zugegen war. Bereits am Mittwochabend, dem ersten Tag der Aktion, sei die Lagerhalle mit Waren gefüllt gewesen, wirft Daniel Hamaliy, ebenso im Organisationsteam, ein. Hamaliy fuhr am Freitagabend selbst mit Helfern an die Grenzübergangsstelle Korczowa-Krakowez, um dort beim Ausladen des Trucks mitzuhelfen.

Inzwischen gibt es erste Routine

Wie lange die Hilfsaktion auf seinem Gelände fortgesetzt werden soll, kann Thomas Gundersdorf auf Nachfrage noch nicht abschätzen: "Die Hilfe wird benötigt und wir machen jetzt einfach weiter und schauen, wie sich die Lage in der kommenden Woche entwickelt." Mittlerweile habe sich eine gewisse Routine bei der Vorsortierung und der Verladung der Hilfsgüter eingespielt. "Die Hilfsbereitschaft ist so groß, dass wir immer genügend helfende Hände vor Ort haben", so der Unternehmer.

Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach verschaffte sich am Freitag vor Ort einen Eindruck und sagte: "Wir haben über die Stadt eruiert, wer Flüchtlinge in der Region aufnehmen kann. Alle Adressen von möglichen Gastfamilien sammeln wir bei uns im Rathaus." Diese sollen dann an das Landratsamt weitergeleitet und überprüft werden.

Der Brief der achtjährigen Leni.
Foto: Rudi Gosdschan | Der Brief der achtjährigen Leni.

Neben aller sachlichen Arbeit gibt es bei Hilfsaktion auch Momente, die berühren. Gosdschan hat bei einem Hilfspaket einen Brief eines Mädchens gefunden. Sie schreibt: "Hallo, ich bin Leni, ich  bin acht Jahre alt. Ich wünsche euch  viel Glück und viel Gesundheit. Ich wünsche für euch, dass der Krieg aufhört." Sie hat dazu auch gemalt: Die Pakete mit Hilfsgütern schweben an Luftballons hinfort.

Sach - und Geldspenden willkommmen

Täglich von 14 Uhr bis 18 Uhr können Hilfsgüter im Karlstadter Gewerbegebiet bei der Firma Untha, Am Hammersteig 5a, angeliefert werden. Die Initiatoren verweisen darauf, dass keine gebrauchten Kleidungsstücke mehr geliefert werden sollen. Am dringendsten würden Hygieneartikel (Seife, Shampoo, Toilettenpapier, Windeln, etc.) und Konservennahrung (auch Babynahrung) benötigt. Geldspenden werden über das Konto des Lions-Fördervereins abgewickelt, IBAN DE92 7906 9150 0005 7448 90.
Quelle: Hilfsaktion Ukraine
 
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  • B. S.
    Nehmt genug Wodka für die Russen mit , dann ist der Krieg bald beendet.
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