zurück
Zimmern
Überraschung im Gartenteich: In Zimmern hat sich ein Biber in der Wohnsiedlung umgeschaut
Mehrere Tage hat eine Familie aus dem Marktheidenfelder Ortsteil das Wildtier aus nächster Nähe beobachten können. Biberberater rätseln: Wo kam das Tier her? Und wo wollte es hin?
Ziemlich unaufgeregt: So zog ein Biber in einem Gartenteich im Marktheidenfelder Ortsteil Zimmern  seine Bahnen.
Foto: Uschi Knahn | Ziemlich unaufgeregt: So zog ein Biber in einem Gartenteich im Marktheidenfelder Ortsteil Zimmern  seine Bahnen.
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 16.05.2024 02:40 Uhr

Dieter Simgen ist immer noch fasziniert von der Entdeckung, die er und seine Familie kürzlich im heimischen Gartenteich gemacht haben: "Wir haben ja wirklich schon vieles im Garten gehabt, Schlingnattern, Frösche – aber einen Biber?" Der überraschte seine Schwiegertochter Montagfrüh bei ihrem Gang durch den Garten. In dem kleinen Teich, zwischen Seerosenblättern und Wasserläufern, zog er seelenruhig seine Bahnen. Am Abend war er wieder da und am nächsten Tag auch noch. "Das Tier war relativ zutraulich, wir haben ungefähr in einem Meter Abstand von ihm gestanden und es beobachtet, wie er schwimmt, wie er sich putzt", erzählt der Hausherr aus Zimmern.

Auf Biber-Ausschau: (Von links) Die Biberberater Gerd Reimer und  Erwin Scheiner sowie Gartenteich-Besitzer Dieter Simgen.
Foto: Lucia Lenzen | Auf Biber-Ausschau: (Von links) Die Biberberater Gerd Reimer und  Erwin Scheiner sowie Gartenteich-Besitzer Dieter Simgen.

Dass das Tier schon ein paar Tage auf dem Gartengrundstück verbracht hatte, zeigen seine Spuren: ein rund zehn bis fünfzehn Zentimeter schmaler Weg durch das Gebüsch, erkenntlich an plattgedrückten Gräsern und aufgewühlter Erde sowie ein paar angenagte Äste eines Zierstrauches. Ein paar Seepflanzen habe er auch gefressen, so Simgen, aber insgesamt keinerlei nennenswerte Schäden angerichtet.  

Der Biber im Gartenteich ist auch für die Biberberater Neuland

Was die Familie aber viel mehr beschäftigte: Wo kam das Tier her und wo wollte es hin? Dass sich Biber in ein Wohngebiet verirren, sei schon sehr ungewöhnlich, sagt Gerd Reimer, ehrenamtlicher Biberberater für den Landkreis Main-Spessart. Gemeinsam mit Erwin Scheiner, ebenfalls Biberberater und Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Main-Spessart, ist er nach Zimmern gekommen, um nach dem Biber zu schauen und ihn gegebenenfalls einzufangen. Denn schnell war für die Familie Simgen klar: Ein Gartenteich ist kein Lebensraum für einen Biber, hier hat er keine Entfaltungsmöglichkeiten. 

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

"Ich hatte bereits einmal den Fall, dass wir einen Biber aus einem Schwimmteich in Himmelstadt entnommen haben. Dort ist er plötzlich morgens neben der Teichbesitzerin geschwommen", erzählt Reimer. Gemeinsam mit einer Kollegin habe er das Tier dann mit seinem Riesenkescher abgefangen. Den hat er auch an diesem Mittwoch dabei. 

Zusammen gehen die Männer auf der Suche nach dem Tier das Hanggrundstück ab: "Eigentlich sind Biber dämmerungs- und nachtaktiv", erläutern die Biberberater. Dennoch wollten sich die beiden die ungewöhnliche Situation vor Ort bei Tageslicht anschauen. "Für den Biber ist Wasser die Straße, er schwimmt lieber, als dass er läuft, deshalb staut er an", so Reimer. Wie also kommt er in den Teich in der Ortsmitte? Ist er die knapp 400 Meter vom Mainufer hoch zum Grundstück gelaufen? Oder kommt er aus der Karbach, einem Zufluss des Mains, der von Birkenfeld-Billingshausen kommend bei Zimmern in den Main mündet?  

Demonstrationsobjekt: Erwin Scheiner zeigt ein ausgestopftes Biber-Jungtier. Diese Größe könnte in etwa auch der Biber gehabt haben, der in Zimmern im Gartenteich zu Besuch war.
Foto: Lucia Lenzen | Demonstrationsobjekt: Erwin Scheiner zeigt ein ausgestopftes Biber-Jungtier. Diese Größe könnte in etwa auch der Biber gehabt haben, der in Zimmern im Gartenteich zu Besuch war.

Beim Besuch der Biberberater finden sich nur noch Spuren, aber kein Biber

Dass er sich nicht von einem eingezäunten Grundstück abschrecken ließ, zeigt die Stelle, an der der Biberpfad aus plattgedrücktem Gras deutlich unter dem Zaun hindurchführt. "Es kann sein, dass es sich um ein Jungtier auf der Suche nach einem neuen Revier handelte", so Reimer. Das würde auch zu seiner Größe passen, die Dieter Simgen beobachtet hat. Obwohl er ihn als "Riesending" beschreibt, war er im Vergleich zu einem ausgewachsenen Biber eher klein. So wird ein ausgewachsenes Tier etwa 1,30 Meter lang. Rund 40 Zentimeter davon entfallen auf die "Kelle", den typischen Schwanz des Bibers. Dass es sich um ein Jungtier handelte, wird spätestens klar, nachdem Erwin Scheiner einen präparierten Biber zeigt, den er für Kinderführungen oder Vorträge rund um das Thema Biber meist im Kofferraum hat. 

Anscheinend ist das Jungtier aber von selbst auf die Idee gekommen, dass es sich in einem Gartenteich mitten in der Siedlung nicht gut lebt. An diesem Mittwoch zeigt er sich nicht mehr. Biberberater Reimer lässt dem Anwohner trotzdem seine Nummer da. Falls er noch einmal auftaucht. "Wir versuchen immer den Ausgleich: Dass sowohl der Biber, als auch der Hausbesitzer oder der Landwirt, bei dem sich das Tier eingenistet hat, zufrieden sind", erzählt er von seinen Erfahrungen.  Das sei nicht immer leicht und mit viel Überzeugungsarbeit verbunden. Aber "man muss immer wieder klarmachen, wie gut der Biber der Natur tut", so Reimers. "Jedes Stück, dass er anstaut, hat das Wasser mehr Zeit in den Boden zu sickern. Zudem ziehen diese Flächen jede Menge Amphibien und Vögel an." Gerade in trockenen Gebieten wie auf der fränkischen Platte könne man beides sehr gut gebrauchen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Zimmern
Lucia Lenzen
Biber
Familien
Gartengrundstücke
Gartenteiche
Wildtiere
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top