Die Arbeiterwohlfahrt braucht mehr Zeit für eine Zusage, ob der Verband der künftige Betreiber des geplanten Seniorenzentrums auf dem Lermann-Areal in Marktheidenfeld sein wird. Mit dem Investor KRE Group hat sich der AWO Bezirksverband Unterfranken auf ein einjähriges Moratorium geeinigt. In einem Jahr will die AWO die Verhandlungen wieder aufnehmen, heißt es in einer am Dienstag verschickten Pressemitteilung. Gründe sind laut Presseerklärung vor allem die unsichere Wirtschaftslage und der verschärfte Personalnotstand, mit dem der Sozialverband, wie die gesamte Branche, zu kämpfen hat.
Schon in einigen der rund 30 Pflegeeinrichtungen der AWO in Unterfranken spüre der Verband schmerzlich die Auswirkungen des Pflegenotstands, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Vielerorts seien die personellen Ressourcen erschöpft, die teilweise schon gravierende Belegungsprobleme mit sich brächten. "Daher wäre es aus unserer Sicht in der gegenwärtigen Lage zu riskant, in ein Projekt einzusteigen, das so viel Personal bindet", betont Bezirksgeschäftsführer der AWO Unterfranken, Martin Ulses. Schließlich möchte man auch in Marktheidenfeld die Einrichtungen gemäß der AWO-Qualitätsansprüche betreiben.
AWO will verstärkt nach Personal suchen
An den Plänen will die AWO festhalten, braucht aber mehr Zeit. "Wir sind weiterhin von dem Gesamtkonzept und dem Standort auf dem ehemaligen Lermann-Gelände sehr überzeugt", sagt Ulses. Die AWO will dort die Tagespflege für 20 Gäste, das Betreute Wohnen mit 67 Einheiten sowie das Seniorenzentrum mit 112 Plätzen betreiben. "Ganz bewusst haben wir uns für dieses Projekt mit der Stadt und der KRE-Group entschieden", so Ulses weiter.
Die Situation auf dem Markt habe sich bedingt durch den Ukrainekrieg und die Energiekrise gravierend verschärft. Daher sehe sich die AWO laut Pressemitteilung zu diesem einjährigen Aufschub gezwungen. Im kommenden Jahr will der Verband verstärkt Mitarbeitende suchen, den Markt beobachten und dann eine Entscheidung treffen.
Was bedeutet das für die Pläne zur Umgestaltung des Lermann-Areals? "Es ist kein Rückschlag", meint Harald Gerlach, Projektierer im Auftrag der KRE-Group. Die telefonische Anfrage dieser Zeitung trifft ihn auffallend gut gelaunt. Er habe vollstes Verständnis für die Entscheidung der Arbeiterwohlfahrt. "Wir geben ihr jetzt ein Jahr Zeit, Personal zu finden." Nach einem anderen Betreiber werde nicht gesucht. "Wir wären doch verrückt, wenn wir unsere Verbindung mit so einem potenten Betreiber kündigen würden", meint er. Da Gerlach vom Bedarf der Pflegeeinrichtungen überzeugt ist, will er der AWO gerne zugestehen, sich erst in einem Jahr zu entscheiden, ob diese definitiv der Betreiber der Pflegeeinrichtungen werden wird.
Stadtrat und Investor könnten sich am Donnerstag auf Planungsentwurf einigen
Der Grund für Gerlachs gute Laune wird im Laufe des Gesprächs deutlich: Es sei auch eine Lösung bei der künftigen Gestaltung des Lermann-Areals mit den Fraktionen der Stadt Marktheidenfeld gefunden worden. Wie berichtet hatte kürzlich die Mehrheit im Stadtrat in einer emotionalen Sitzung ihr Missfallen gegenüber den vorgelegten Plänen geäußert. Vergangene Woche habe er, so Gerlach, in nichtöffentlicher Sitzung den Fraktionen neue Pläne vorstellen können. Diese seien auf Zustimmung gestoßen.
Mit dem Supermarkt Tegut und dem Drogeriemarkt Rossmann sei ein Durchgang hin zur Luitpoldstraße vereinbart worden, sodass sich der geplante Neubau des Haupthauses wie vom Stadtrat gewünscht zur Altstadt hin öffne. Für die Anlieferung der Märkte über die Ludwigstraße sei an eine Ampellösung gedacht, sodass die Gefährdung der Fußgänger bei der Querung des Fußgängerwegs verringert werde. Gerlach geht daher davon aus, dass in der Sitzung des Stadtrats am kommenden Donnerstag der Weg für die Gestaltung des Lermann-Areals frei gemacht wird.