Als Abiturient im Jahr 2021 lernt man vor allem eine Lektion fürs Leben: Flexibilität. Jana Schönfeld, Mila Velichkova und Rebekka Coulon mussten sich in ihrem letzten Jahr am Balthasar-Neumann-Gymnasium in Marktheidenfeld jedenfalls immer wieder flexibel an die neuen Regeln anpassen. Trotzdem gehen die drei Schülerinnen am Mittwoch mit Zuversicht ins Deutsch-Abi. "Wir wissen ja auch gar nicht, wie die Abivorbereitung ohne Corona gewesen wäre", sagt Rebekka Coulon.
Zu Beginn der Pandemie waren die Abiturientinnen im zweiten Halbjahr der elften Klasse. "Im ersten Lockdown war es schwer, die Motivation nicht zu verlieren", erinnert sich Coulon. "Damals war das Homeschooling für alle neu, die Lernplattform Mebis hat nicht gut funktioniert und so haben wir jeder alleine zu Hause Arbeitsaufträge abgearbeitet." Klausuren wurden gestrichen und die mündliche Note, die die Schüler vor dem Lockdown hatten, durften die Lehrer nicht nach unten korrigieren. Manche Mitschüler hätten sich auf diesem Polster auch ausgeruht und ein böses Erwachen erlebt, als der Präsenzunterricht wieder losging.
Bei Deutsch-Aufgaben merkt man, dass die Übung fehlt
Auch der Rest ihrer Schulzeit war turbulent: Gegen Ende des Jahres musste ein Drittel der knapp 80 Schüler der Jahrgangsstufe in Quarantäne, eine zweite Periode Homeschooling dauerte bis ins neue Jahr hinein. Seit ein paar Wochen findet wieder Präsenzunterricht statt, mit regelmäßigen Tests. "Das gibt einem schon ein bisschen Sicherheit", findet Mila Velichkova.
Dass ihnen nach diesen eineinhalb Jahren Pandemie-Lernen etwas fehlt, merken sie zum Beispiel im Fach Deutsch. "Wir haben eben nicht so viel Übung im Schreiben von Analysen. Unsere Lehrerin hat schon angemerkt, dass unsere Texte kürzer ausfallen als bei den Jahrgängen vor uns", sagt Jana Schönfeld.
Das Abitur hingeworfen oder freiwillig das letzte Jahr wiederholt hat trotzdem keiner aus ihrer Stufe. "Das liegt aber sicher auch daran, dass niemand so kurz vor dem Ziel aufgeben wollte", vermutet Jana Schönfeld. "Das Abi wird trotz allem machbar sein", ist sie sich sicher.
Was ihnen wirklich fehlt, das sind die vielen schönen Erfahrungen, die die Oberstufenzeit eigentlich ausmachen: Studienfahrten, Schüleraustausch oder Stufenfeiern. "Ich erinnere mich noch gut, wie schön es war, als wir nach dem ersten Lockdown wieder in die Schule kommen konnten und endlich alle Mitschüler und Lehrer wiederzusehen", sagt Coulon. Mila Velichkova ergänzt: "Ich habe jetzt eine ganz andere Wertschätzung für die letzten Tage, die wir jetzt noch mit allen in der Schule verbringen können."
Studium oder Praktikum – was ist im Herbst wieder möglich?
Lange wurde in der Politik diskutiert, ob und wie die Abiturprüfungen stattfinden sollen. Im Raum stand auch der Vorschlag, ein "Durchschnittsabitur" aus den Leistungen der letzten beiden Schuljahre zu errechnen. "Das hätten wir auch hingenommen", sagt Jana Schönfeld heute. Sie und ihre Mitschülerinnen sind trotzdem froh, dass sie die Prüfung jetzt schreiben können. "Das ist ja auch eine Übung für die langen Klausuren, die dann im Studium auf uns zukommen würden." Als Vorbereitung auf das Studium hätten einige Mitschüler das Homeschooling im ersten Lockdown gesehen, berichtet Velichkova. "Da war man ja auch auf sich allein gestellt."
Was kommt nach dem Abi? "Eigentlich wollte ich gerne ein wenig reisen", sagt Mila Velichkova. Ob das in diesem Sommer möglich ist, wird sich zeigen. Auch Jana Schönfeld und Rebekka Coulon schwanken noch. "Ich will mein erstes Jahr an der Uni nicht unter Corona-Bedingungen verbringen", sagt Schönfeld, deswegen überlegt sie, ein Jahr lang Praktika zu machen. Coulon dagegen hofft, dass sich die Bedingungen für Studierende bis zum Oktober vielleicht wieder normalisieren könnten. Alle drei halten sich erstmal alle Möglichkeiten offen – sie haben gelernt, flexibel zu sein.