
Alfred Endres spendet seit 1973 sein Blut für Menschen in Not - inzwischen kamen 201 Blutspenden zusammen. "So lange ich gesund bin, spenden kann und darf, so lange spende ich", erklärt der 71-Jährige, für den seine regelmäßige Blutspende eine Selbstverständlichkeit ist.
Endres hat mit Blutgruppe 0 Rhesusfaktor negativ eine der seltensten Blutgruppen, nur sechs Prozent aller Deutschen haben Blut dieses Typs. Was diese Blutgruppe so besonders macht ist die Eigenschaft, mit allen anderen Blutgruppen kompatibel zu sein. Deshalb kann bei Notfällen bei denen man nicht auf die Untersuchung der Blutgruppe des Patienten warten kann, immer auf Präparate von 0 negativem Blut zurückgegriffen werden.
Seine besondere Blutgruppe spielt für Endres jedoch keine Rolle, er würde mit jeder Blutgruppe regelmäßig spenden, sagt er. Warum er schon so lange spendet, entlockt ihm freudiges Lächeln in Erinnerung an den Beginn seiner Spendentätigkeit und beschert ihm ein trauriges für sein unbeirrbares Durchhaltevermögen.
Blutspenden für 40 Mark und ein halbes Hähnchen
Im Sommer 1973 hatte er bei der Bundewehr in Hammelburg seinen Wehrdienst absolviert, erzählt er. Damals seien die Rekruten gefragt worden, ob sie Blut spenden wollen würden. Der stolze Betrag von 40 D-Mark für einmal Blutspenden gab für viele den Ausschlag, ihr Blut zu geben. Zudem winkten ein extra Tag Urlaub, ein halbes Hähnchen und eine Cola plus Freizeit am Spendentag. "Da haben wir uns nicht lange bitten lassen", lacht Endres heute in der Rückschau. Seine erste Blutspende habe er gut vertragen und dann entschieden, "ich spende weiter". Und dabei blieb er während seiner Berufsjahre und auch seit er 2016 in Rente gegangen ist.
Für Endres gibt es jedoch auch einen traurigen Anlass, sein Blut für andere zu spenden. Seine Frau litt an einer schweren Krankheit und ist 2015 verstorben. Seine Motivation, Blut zu spenden, ist daher ungebrochen. Er spendet stellvertretend für seine Frau, die krankheitsbedingt viele Operationen durchstehen musste und dabei auch viel Blut von freiwilligen Spendern benötigte. "Ich gebe das jetzt alles zurück, solange ich es kann", sagt der gebürtige Wombacher.
Niemals käme er auf die Idee, die Blutspende einmal ausfallen zu lassen, es sei denn, er ist krank. Er fährt zu den Spendenterminen, die er wahrnehmen darf, denn zwischen zwei Spenden müssen stets 56 Tage liegen – Frauen dürfen viermal, Männer sechsmal pro Jahr spenden.
Regelrechte Spendentour durch den Landkreis
Dadurch, dass heute viele Spendentermine zusammengefasst werden und in kleinen Gemeinden gar keine Spendenmöglichkeiten mehr angeboten werden, kommt Endres im Landkreis Main-Spessart ganz schön rum. Als sogenannter "Springer" fährt er bis Neuhütten, Wiesthal, Frammersbach, Steinfeld oder Hafenlohr, Birkenfeld, je nachdem wo die Termine stattfinden, an denen er spenden darf.
Im Januar ist sein nächster Spendentermin in Adelsberg bei Gemünden. Dahin macht er sich bald auf den Weg, zuvor trommelt er aber seine Mitspender zusammen. Das sind Verwandte und Bekannte, die sich regelmäßig mit ihm zum Blutspenden treffen. Wenn Blutspende ist, gibt es für Alfred Endres keinen anderen Termin.
Jede Blutspende ist auch sein ganz persönlicher "Hausarztbesuch" denn durch die Gesundheitskontrolle vor jeder Spende weiß er "ich bin gesund". Mit jeder Spende wird das Blut auf bestimmte Infektionserreger und auf Antikörper verschiedener Erkrankungen untersucht. Wer regelmäßig Blut spendet, erhält damit also auch eine regelmäßige Blutkontrolle, die im Falle eines Falles frühzeitig auf bestimmte Erkrankungen, zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems, aufmerksam machen kann.
Ausprobieren und zur Routine machen
Vor jeder Spende trinkt Endres viel Wasser und auch roten Saft wie Kirschsaft und er isst gerne rote Beete. Zwei bis drei Tage nach der Blutspende gehe es ihm dann meist so gut, dass er "Bäume ausreißen" könne, erzählt er. "Das ist ein tolles Gefühl, da freue ich mich immer drauf und das genieße ich nach jeder Spende wieder."
Alfred Endres ist überzeugter Blutspender, sonst hätte er nicht schon 201-mal sein Blut gegeben für andere, die es brauchen. Erstspendern rät er, sich zu trauen, einfach auszuprobieren, wie sie die Spende vertragen und im besten Fall dabei zu bleiben und regelmäßiges Blutspenden zu einer Routine in ihrem Leben werden zu lassen.
"Jeder Einzelne von uns braucht vielleicht irgendwann mal gespendetes Blut, viele Schwerstkranke sind darauf angewiesen, Unfallopfern rettet es vielleicht das Leben. Deshalb kann jeder und jede spenden, solange er oder sie gesund ist." Das ist Alfred Endres feste Überzeugung, seine Motivation und das wünscht er sich auch für viele neue Blutspender: "Traut euch, ihr könnt damit Leben retten!"
Und unbedingt nachahmenswert.
Wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, ist Blutspenden eine so einfache Sache.
So schnell kann es passieren, dass man selber oder jemand in seinem Umfeld auf Blutkonserven angewiesen ist. Gerade noch selber erlebt.