
Der tragische Tod des Karbacher Nachwuchsfahrers Jan Riedmann Anfang August hat nicht nur im Radsport tiefe Bestürzung ausgelöst. Der 17-Jährige war im Training unverschuldet mit einem Auto kollidiert, das ihm die Vorfahrt genommen haben soll, und später seinen schweren Kopfverletzungen erlegen.
Riedmann gehörte zum Juniorenkader des Teams BORA - hansgrohe, in dem Andreas Schillinger fährt. Mit 37 Jahren ist der Profi ein Routinier in der Branche: Der Oberpfälzer nahm an den großen Rundfahrten wie der Tour de France, der Vuelta und dem Giro d'Italia teil, war deutscher Bergmeister 2007 und 2009 und Dritter der deutschen Straßen-Radmeisterschaft 2019. In der Woche nach Jan Riedmanns Beerdigung fuhren die Teamkollegen von BORA - hansgrohe mit Trauerflor das Eintagesrennen Mailand-Turin und den Klassiker Mailand-Sanremo. Der schreckliche Unfall des Talents aus Unterfranken sei häufig Gesprächsthema gewesen, sagt Familienvater Andreas Schillinger. Gefragt nach den Risiken im Radsport, hat der Profi klare Antworten.
Andreas Schillinger: Ich war geschockt, tief geschockt. Ich habe eine E-Mail vom Team bekommen und konnte erst gar nicht glauben, was da drin stand. Im ersten Moment war ich fassungslos.

Schillinger: Habe ich an meinen Sohn gedacht und mir vorgestellt, wie ich mich fühlen würde, wenn ihm das passiert wäre. Er ist zwar erst vier, aber die Gedanken kamen trotzdem. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was ich zu dem Unglück sagen soll. Ich kannte Jan nicht gut, fast nur von der Teampräsentation im letzten Jahr. Es gibt kaum Kontaktpunkte zwischen den Profi- und den Nachwuchsteams, weil die Rennen sich nicht kreuzen. Aber ich kannte ihn. Und ich finde für das, was passiert ist, keine Worte. Es ist hoch tragisch.
Schillinger: Ich denke, es ist eine der gefährlichsten Sportarten neben dem Motorsport wie der Formel 1. Wir haben so gut wie keinen Schutz am Körper, fahren auf öffentlichen Straßen mit sämtlichen Bodenbelägen und das bei hohen Geschwindigkeiten. Bergab erreichen wir in Rennen oft weit über 100 km/h, der Unfall in Polen passierte etwa bei Tempo 80. All das sind Risikofaktoren. Stürze passieren regelmäßig.
Schillinger: Ich kenne die Statistiken zu wenig. Aber man kann das Risiko nicht wegreden. Gerade im Finale geht es im Sprint mit den Positionskämpfen extrem hektisch und hart zu, das wird sich auch nicht ändern. Ich sehe Optimierungsbedarf bei den Absperrgittern im Zielbereich. Wenn das eher so eine Art fest verankerte, unbewegliche Leitplanken wie auf der Autobahn wären mit Werbebannern aus hartem Kunststoff, würden vielleicht weniger schlimme Verletzungen passieren. Denn wenn ein Fahrer da reinkracht, würde er daran abrutschen und das Gitter würde nicht auch noch in ihn reinfliegen. Wobei man Rennen vom Training unterscheiden muss. Ich mache den Sport schon lange, es hat sich viel verändert im Straßenverkehr.
Schillinger: Als ich 18, 20 Jahre alt war, da gab es noch mehr Respekt, vor allem von Autofahrern den Radfahrern gegenüber. Zumindest ist das mein Gefühl. Vielleicht gab es auch noch weniger Verkehr. Jemand wie John Degenkolb, der in Frankfurt gelebt hat, könnte dazu sicher viel mehr sagen. Ich trainiere zu Hause in Amberg meist im Wald, aber auch ich nehme heute ein aggressiveres Verhalten auf den Straßen wahr.
Schillinger: Früher haben die meisten Autofahrer zum Beispiel mit mehr Abstand überholt. Oder generell mehr Rücksicht auf Radfahrer genommen. Ich war mal in einer Zone 30 unterwegs, als mir ein Familienvan entgegenkam. Auf der Gegenfahrbahn standen parkende Pkw am Straßenrand. Der Vanfahrer hat mich auf dem Rad gesehen, aber trotzdem einfach die parkenden Autos überholt. Mir ist er mit dem Außenspiegel an den Ellbogen gefahren. Ich hatte Glück, dass mir nichts passiert ist.

Schillinger: Vielleicht stehen die Leute allgemein mehr unter Stress, und das wirkt sich auch aufs Autofahren aus.
Schillinger: Den meisten Bammel habe ich davor, dass mich ein Lkw- oder Busfahrer, der von hinten kommt, einfach nicht sieht, etwa bei wechselnden Lichtverhältnissen. Wenn ich einen Lkw hinter mit höre, gucke ich mich oft dreimal um, ob er mich auch wirklich wahrgenommen hat und mit genügend Abstand überholt. Ich fühle mich sicherer, wenn jemand neben mir fährt. Zwei werden immer besser gesehen als einer.
Schillinger: Einfach mehr Respekt und Verständnis im Umgang miteinander. Fast jeder kennt ja beide Situationen, ist mal als Auto- und mal Radfahrer unterwegs. Und fast jeder kennt auch das mulmige Gefühl, wenn man mit dem Rad auf eine Straße ausweichen muss, weil vielleicht gerade kein Radweg da ist, und sich denkt: Jetzt musst du aufpassen! Vielleicht hilft es, sich als Autofahrer einfach dieses Gefühl in Erinnerung zu rufen. Genauso kann der Radfahrer mitdenken, dass ihn ein Lkw-Fahrer beim Abbiegen im toten Winkel gerade nicht sehen könnte und entsprechend Vorsicht walten lassen.
Schillinger: Ja! Ich würde mir wünschen, dass außerhalb von Ortschaften Radwege mit einem Grünstreifen abgetrennt sind. Innerhalb von Ortschaften würde ich weißgestrichelte Linien auf der Straße als Abgrenzung befürworten, denn Radwege auf Gehsteigen sind oft durch Einfahrten von Grundstücken gefährlich.
Schillinger: Eher trimmt man sich selber. Wenn man zu viel über Stürze nachdenkt, entwickeln sich Ängste.
Schillinger: Darüber hab ich noch nie nachgedacht. In Rennen ist natürlich immer a bisserl Respekt dabei. Aber wenn die Angst überhand nehmen würde, könnte man diesen Sport nicht machen. Wie wahrscheinlich ein ängstlicher Skispringer nie von einer Schanze springen würde. Für mich war einfach immer klar: Wenn ich stürze, steige ich möglichst schnell wieder aufs Rad. Der Sport gibt mir für all das immer viel zurück.
Schillinger: Ein unglaubliches Freiheitsgefühl.
Schillinger: Ich würde ihn in allem unterstützen, was er machen will.
Schillinger: Da muss ich definitiv ja sagen.
Genügend sehr gut ausgebaute Radwege, aber das ist den Damen u Herren ja zu „langsam“! Und auf der von Auto, Bus, LKW usw stark befahrenen Straße müssen diese dann Rücksicht nehmen...während ein paar Meter nebenan der Radweg ist....
Radrennfahrer müssen runter von der Straße !!!
vielleicht geht dem ein oder anderen ein Licht auf
in welcher Gefahr er seinen Sport eigentlich ausübt!
Rennsport gehört auf ein absichertes Gelände
und nicht auf öffentliche Straßen..
gilt für alles was Räder hat!
Wie viele Stundenkilometer schnell ist ein Rennfahrer wie der tödlich Verunglückte im Training auf der Straße?
Wie leicht ist es für ein Radrennfahrer, auf andere Verkehrsteilnehmer zu reagieren?
Wie lang ist der Bremsweg eines solchen Radrennfahrers, wenn er eine Gefahrensituation erkennt?
der muss sich halt dann auch dementsprechend schützen..
ich fahr ja auf dem Moped
auch nicht mit Radlerhose und Top...
ansonsten ist halt gegenseitige Rücksichtnahme
das Gebot der Stunde..
jeder Radfahrer ist doch meist auch Autofahrer...
kann doch nicht so schwer sein
sich in die jeweilige Lage hinein zu versetzen...
B 26 und nebenan der gutausgebaute Werntal-Radweg.
Frage: wo fahren die viele der Amateur-Rennrad-Fahrer?
Nur soviel zur Diskussion Rad - PKW/LKW.
Das ist nicht nur ein Problem zwischen Auto- und Radfahrern, oder Radfahrern und Fußgängern, sondern ein gesamtgesellschaftliches.
Mehr Rücksichtnahme würde in vielen Alltagssituationen gut tun.
Wenn das nicht funktioniert, müssen die Schwachen - in dem Fall die Radler:innen - anders geschützt werden. Zum Beispiel indem aufgehört wird die Autofahrer:innen konstant und überall zu privilegieren.