
Ein Blütenkranz mit hellblauen und weißen Blumen in Form eines Fragezeichens schlingt sich um das Kreuz, das neben dem Sarg von Jan Riedmann und seinem Rennrad in der Aussegnungshalle steht. Das Fragezeichen steht für das "Warum?". Für das "Warum", das auch Pfarrer Stefan Redelberger bei der Beerdigung des 17-jährigen Karbachers in seiner Ansprache immer wieder aufgreift.
Eine große Trauergemeinde, darunter zahlreiche Radsportkollegen und Schulfreunde, hat sich am Freitagnachmittag auf dem Friedhof von Karbach (Lkr. Main-Spessart) und auf dem benachbarten Schulhof eingefunden, um sich von dem am vergangenen Sonntag verstorbenen Radsportler zu verabschieden. "Der 1. August wird Ihnen für immer als schlimmer Tag in Erinnerung bleiben", sagt der Geistliche an die Familie gewandt.
Am 1. August war der talentierte Radsportler während des Trainings bei einem Unfall schwer verletzt worden. Einen Tag später starb er an den Folgen. Eine Stunde vor seiner Zwillingsschwester Linda war Jan Riedmann zur Welt gekommen, im kommenden Jahr hätte er sein Abitur geschrieben. Man habe den Eindruck gewinnen können, dass dem 17-Jährigen viele Dinge einfach nur so zugeflogen seien- sei es in der Schule, beim Sport oder auch in der Ministrantenarbeit, so Stefan Redelberger.
"Was ist der Sinn?", fragt der Pfarrer mit gebrochener Stimme. Man werde zeitlebens keine Antwort auf diese Frage bekommen. Er verweist auf den Song "Control", das Lieblingslied von Jan, in dem es darum geht, nicht die Kontrolle zu verlieren. Der Kontrollverlust im Tod bedeute jedoch nicht Kapitulation, sagt Redelberger. Sondern sei ein "Ja-Sagen zur Wandlung durch Gott".
Auch Berthold Väth, der Ehrenvorsitzende des Karbacher Radsportvereins Concordia, stellt bei der Trauerfeier in seiner Rede die Frage nach dem Warum. "Durch einen schrecklichen Unfall haben wir einen ehrgeizigen, zielstrebigen und hilfsbereiten jungen Menschen verloren", sagt Väth. Und erinnert daran, dass es Jan bis zur U-15 nicht einfach gehabt habe - immer sei er einer der Kleinsten gewesen. Doch sein enormes Durchsetzungsvermögen und sein Talent hätten ihn in das bayerische und nationale Auswahlteam geführt.

"Jan, dein Traum vom Radprofi hätte wahr werden können", ist Väth überzeugt. Christian Schrot, der Sportliche Leiter des Teams "Auto Eder Bayern", erinnert am Freitag in Karbach an jenes Telefonat im vergangenen Herbst, als er dem jungen Radsportler mitteilen durfte, dass er fortan dem zehnköpfigen Team angehört. "Seine Vorfreude war riesig", berichtet Schrot und würdigt Jan Riedmann für seine freundliche, offene und zuverlässige Art. Sein Team verliere einen geschätzten Kollegen und Freund: "Jan, du bist und bleibst ein wichtiger Teil dieser Mannschaft. Wir werden dich immer im Herzen tragen, aber du wirst uns unendlich fehlen."
Als letzten Gruß übergibt der Sportliche Leiter das Team-Trikot. Auch Patrick Meier, der Vizepräsident des Bayerischen Radsportverbands, zeigt sich tief betroffen vom tragischen Unfalltod Riedmanns. "Du warst einer der erfolgreichsten und vielversprechendsten Talente. Der Radsport war dein Leben", sagt Meier. Der Verlust sei nicht zu begreifen.
Sandra Laudenbacher, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende, skizziert schließlich den Weg des 17-Jährigen von der Aufnahme bei den Ministranten im Jahr 2012 bis hin zum Oberministranten, gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Linda. Sie würdigt Jan Riedmann als zuverlässigen und engagierten Ministranten, der oft eingesprungen sei. Und der durch seine ruhige und lustige Art gerade auch den neuen Minis den Einstieg erleichtert habe.
Die Ministranten sind es dann auch, die nach der Beisetzung des Sargs aus italienischer Olivenesche zu den Klängen von Jans Lieblingssong "Control" einen bunten Strauß Luftballons steigen lassen - als letzten Gruß in den Himmel.

Etwas mehr Mitgefühl
wäre angebracht !
Verstehe ich nicht