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Heßlar
Tödlicher Hundekampf in Heßlar: Gericht setzt Maulkorbzwang auf Antrag der Husky-Halterin jetzt vorerst aus
Ein Dackel musste nach dem Vorfall eingeschläfert werden, seine 66-jährige Besitzerin erlitt Bisswunden. Die Stadt verhängte eine Maulkorbpflicht für die anderen Hunde. Doch gegen diese wird geklagt.
Zwei Huskys, ein Australian Shepard und ein westsibirischer Laika kämpften Ende April mit einem Dackel. Für Letzteren ging die Auseinandersetzung tödlich aus. 
Foto: SymbolHendrik Schmidt, dpa | Zwei Huskys, ein Australian Shepard und ein westsibirischer Laika kämpften Ende April mit einem Dackel. Für Letzteren ging die Auseinandersetzung tödlich aus. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:27 Uhr

Die brutale Auseinandersetzung zwischen mehreren Hunden Ende April auf dem Grillplatz in Karlstadt-Heßlar (Lkr. Main-Spessart) dürfte Rathaus, Polizei und Justiz noch länger beschäftigen. Wie das Verwaltungsgericht Würzburg kürzlich entschieden hat, müssen vier an dem Zwischenfall beteiligte Hunde vorerst keinen Maulkorb tragen, obwohl das Gericht keine Zweifel daran habe, dass von allen oder einem Teil der ausgeführten Hunde "eine Gefahr für die Gesundheit und das Leben von Menschen" ausgehe.

Dackel ist gestorben, Besitzerin erlitt Bisswunden

Was war passiert? Der Dackel einer 66-Jährigen erlitt bei einem Kampf mit zwei Huskys, einem Australian Shepard und einem westsibirischen Laika tödliche Verletzungen. Die Besitzerin selbst zog sich Bisswunden bei dem Versuch zu, ihrem Dackel zu helfen, und musste später zur Behandlung ins Krankenhaus in Lohr.

Die Joggerin, die mit den anderen vier in den Kampf verwickelten Hunden unterwegs war, erhielt unmittelbar nach dem Vorfall von der Polizei einige Auflagen. Dazu gehörte, dass die Hunde außerhalb von Privatgrundstücken nur noch mit einem Maulkorb ausgeführt werden dürfen. Ähnliche Auflagen hat die Stadt Karlstadt in ihren Bescheid vom 11. Mai aufgenommen. 

Das Ordnungsamt habe sich in der Pflicht gesehen, zeitnah zu reagieren, erläutert Petra Simon, Mitarbeiterin der Stadt Karlstadt, das Vorgehen des Rathauses auf Anfrage dieser Redaktion. Der Bescheid sollte dazu dienen, eine "weitere Gefährdung für die Öffentlichkeit auszuschließen". Wie berichtet hat eine Polizeistreife die Hundehalterin bereits einen Tag nach dem Vorfall ohne den Beißschutz für ihre Tiere erwischt. Am 15. Juni habe eine Polizeistreife die Hunde erneut ohne Maulkorb angetroffen.

Klage gegen Maulkorbpflicht

Die Anwältin der Hundehalterin aus Heßlar sieht darin allerdings keine Verstöße ihrer Mandantin gegen die Auflagen der Stadt. Das teilt sie in einem Schreiben an diese Redaktion mit. Gegen die Maulkorbpflicht hat die Anwältin beim Verwaltungsgericht Würzburg Klage eingereicht. Eine solche Klage habe eigentlich den Effekt, dass behördliche Auflagen erst von einem Gericht überprüft werden müssen, bevor sie wirksam werden, erklärt die Juristin.

Der Grillplatz in Heßlar, an dem sich der Kampf zwischen den Hunden zugetragen hat.
Foto: Karlheinz Haase | Der Grillplatz in Heßlar, an dem sich der Kampf zwischen den Hunden zugetragen hat.

Da das Rathaus aber eine "sofortige Vollziehbarkeit" der Auflagen angeordnet hat, hätte die Maulkorbpflicht auch trotz der Klage ihre Gültigkeit bewahrt. Das Verwaltungsgericht hat auf ihren Antrag hin jedoch am 22. Juni in einem Eilverfahren beschlossen, die "aufschiebende Wirkung" der Klage wiederherzustellen, so die Anwältin. Das bedeutet, dass ein Maulkorb bis zur Entscheidung der Hauptsacheklage nicht getragen werden muss. Aus ihrer Sicht gilt das auch rückwirkend, weshalb durch die Stadt Karlstadt kein Bußgeld erhoben werden könne.

Verwaltungsgericht kritisiert: Unklar, für welche Hunde die Anordnung gelten soll

In dem Beschluss des Verwaltungsgerichts heißt es, dass auch die Klage der Hundehalterin "mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg haben wird". Nach vorläufiger Bewertung sei die Maulkorbpflicht rechtswidrig. "Es besteht daher kein öffentliches Interesse an deren sofortiger Vollziehung."

In seiner Begründung spricht das Gericht von "mehreren gravierenden Mängeln" der Anordnung. So werden darin zum Beispiel nicht die Hunde konkret aufgeführt, für die der Maulkorbzwang überhaupt gelten soll. Weiter heißt es in dem Beschluss, dass es aufgrund "fehlender Sachverhaltsermittlung" durch die Stadt Karlstadt "bereits an der Tatsachengrundlage" fehle, aufgrund derer die Frage der Haltereigenschaft hätte geklärt werden können.

Dabei ist zu erwähnen, dass zum Zeitpunkt des Vorfalls wohl nur die zwei Huskys der Joggerin selbst gehörten, während sich die beiden anderen Hunde, der Australian Shepard und der westsibirischer Laika, im Eigentum von Personen aus ihrem Umfeld befanden. Nach Angaben der Anwältin hat die Hundehalterin inzwischen freiwillig einen ihrer Huskys an die Züchterin zurückgegeben. 

Die Stadt hat laut dem Verwaltungsgericht nicht aufgeklärt, "welche konkreten Hunde an dem Vorfall beteiligt gewesen sind, und hat ungeprüft die polizeilichen Angaben, dass es sich um vier Huskys handeln solle, übernommen".

Stadt Karlstadt: Maßnahmen müssen lediglich konkretisiert werden

Stadtsprecherin Petra Simon verweist darauf, dass auf Grundlage des Gerichtsbeschlusses "von einer Einschlägigkeit des Tatbestandes auszugehen ist". Die verordneten Maßnahmen müssten "lediglich noch konkreter bestimmt und die vorgenommene Abwägung im Einzelnen weiter ausgeführt werden". Konkreter wolle man sich nicht zu dem Fall äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handele.

Generell handele es sich bei so einem Beschluss jedoch lediglich um eine "vorläufige und nicht abschließende Einschätzung der Rechtmäßigkeit der getroffenen Maßnahmen". Einen Termin für das Hauptsacheverfahren gebe es noch nicht, solche Verfahren könnten einige Monate dauern, so Simon.

 
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  • W. P.
    Hundesteuer auf pauschal 5.000€ pro Hund anheben, dann hört der (Hunde-)Zirkus endlich auf!
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    Na, Sie schießen mal wieder weit übers Ziel hinaus!
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  • P. B.
    Da kommen schon wieder welche aus der Deckung mit einen Verbot. Auch die, die dies Liken. Denn pauschal 5000€ Hundesteuer zu verlangen, zielt auf ein Verbot hinaus. Und es kotzt mich an das ständig irgendwelche Moralapostel meinen alles verbieten zu wollen. Es sind nicht ein mal die Politiker die ständig ein Verbot von dies und das verlangen, sondern inzwischen "Mitbürger" die Ihre Meinung anderen auf zwingen!!!
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  • E. W.
    Wer seine Hunde nicht im Griff hat sollte keine Hunde halten dürfen. Was wäre wenn statt des Dackels ein 4-jähriges Kind ins Beuteschema gepaßt hätte?
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  • R. B.
    "... und über allem schwebt die Justitia, jene schon etwas ältliche Dame, die schon lange die Übersicht verloren hat." Hinter dem liebenswürdigen, charmanten Spott dieser Worte steht das elementare Verlangen nach Verständlichkeit und Gerechtigkeit, vor dem wir Rede und Antwort zu stehen haben. (Auszug aus einem Aufsatz zu dem Thema Rechtsprechung in Deutschland).
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    Da wird die Gefahr für andere Hundehalter einfach vom Verwaltungsgericht ignoriert bzw. von der Rechtsanwältin der uneinsichtigen Husky u.a.-Halterin juristisch absurd geführt wird! Was muss noch passieren, damit Recht im eigentlichen Sinne gesprochen wird?!
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  • U. S.
    Scheinbar greift selbst bei Hunden der Täterschutz. Sollte es erneut einen Beissvorfall geben bei dem ein Tier verletzt oder gar getötet wird trägt mMn der Richter daran Mitschuld und sollte zur Rechenschaft gezogen werden.

    Wurde überprüft ob besagte Halterin überhaupt körperlich in der Lage ist vier grosse und sicher auch starke Hunde zu halten?
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  • H. S.
    Was für ein Ballon der aufgeblasen wird...hier haben ein paar Hunde "Beute" gemacht und ein Mensch hat sich dazwischen gestellt...macht man halt nicht! Solche Jagdhunde wie Huskies machen das eben so...hat aber nichts mit Gefahr für Menschen zu tun.
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  • D. P.
    Danke! Das denke ich mir bei dem Thema auch schon die ganze Zeit. Keine Frage: Darf nicht vorkommen, super tragisch. Aber es ist leider normal, dass große Hunde in kleinen Hunden Beute sehen können. Für den Dackel war es Revierverhalten, vielleicht nur Aufforderung zum Spiel. Für die Huskies wurde es zur Jagd. Die Stimmung kippt in Sekundenbruchteilen. Die Hunde sind dann wie auf Droge, unerreichbar für die Besitzer. Sowas lernt man nicht nur in der Hundeschule, sondern kann es dort auch beobachten. Selbst da kam es schon zu tödlichen Beißereien. Jeder Hundetrainer warnt davor. Deswegen sollten bei einer Hundebegegnung ALLE beteiligten Hunde an die KURZE Leine. Ich frage mich auch, warum der Dackel nicht angeleint war und ungehinderten in den Aktionsradius der Huskies geraten konnte. Für mich haben beide Hundebesitzerinnen eklatante Fehler gemacht: Die eine hat zu viele Hunde dabei, die andere leint ihren Hund nicht an, Kontrolle hat keine, eine begibt sich körperlich in Gefahr, ...
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    @Meinungsvertreter: Für Sie gilt das Gleiche wie für memento!
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  • D. P.
    Sie haben keinen Hund und/oder waren noch nie in einer Hundeschule und/oder haben solche Situationen noch nie live erlebt, richtig?

    Ich finde es traurig, dass die Main-Post solche respektlosen Vergleiche überhaupt veröffentlicht und dass es nicht möglich ist, auf einer Sachebene über solche Themen zu diskutieren, ohne dass es gleich persönlich wird. Vielleicht erklären Sie mir noch, was an meinem Kommentar sachlich falsch oder - im Sinne vom Ekel Alfred - reaktionär war.
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    @meinungsvertreter: Falsch - ich habe einen Hund und hatte schon immer Hunde! Schön, dass Sie den "Sachverhalt" so "sachlich" betrachten. Ich sehe allerdings das Leid des getöteten Hundes und der Besitzerin. Aber immer schön "sachlich" bleiben, gell!
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  • D. P.
    Das Leid sehe ich auch, sonst würde ich nicht schreiben, dass das tragisch ist. Wenn Sie undifferenziert Partei für eine Seite ergreifen, können Sie das gerne tun. Das gibt Ihnen aber nicht das Recht, mich oder andere mit unangemessenen Vergleichen zu verunglimpfen. Um es mal sachlich und mit dem nötigen Respekt auszudrücken, gell?
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    @memento: Warum fällt mir bei Ihren Kommentaren immer die Serie "Ein Herz und eine Seele" mit Hauptdarsteller "Ekel" Alfred und dessen verquere Sichtweisen ein? 🤣
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  • H. S.
    @Gaderne..ihr persönliches Problem mit mir scheint sie zu verfolgen?
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