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Marktheidenfeld
Tipps des Naturschutz-Experten Patrick Friedl: Wie wir mit den Herausforderungen der Klimaüberhitzung umgehen können
Starkregen, Hitze und Trockenheit werden uns in Zukunft vermehrt beschäftigen. Jede Maßnahme, die dagegen angeht, ist sinnvoll - so die Botschaft von Friedl in Marktheidenfeld.
Eine der wichtigsten Maßnahmen, wie Städte und Gemeinden nach Meinung von Patrick Friedl mit den Herausforderungen der Klimaüberhitzung umgehen können, ist es, Flächen zu entsiegeln. Das Foto entstand 2017 in Würzburg am Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg.
Foto: Müller Theresa (Archivbild) | Eine der wichtigsten Maßnahmen, wie Städte und Gemeinden nach Meinung von Patrick Friedl mit den Herausforderungen der Klimaüberhitzung umgehen können, ist es, Flächen zu entsiegeln.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 18.04.2024 02:45 Uhr

Die Herausforderungen, die der Klimawandel, genauer gesagt, die "Klimaüberhitzung" mit sich bringen, müssen wir annehmen, sagte Patrick Friedl am Donnerstag bei einem Vortrag in Marktheidenfeld. "Wenn wir sie wegignorieren, werden sie uns – im wahrsten Sinne des Wortes – wegfegen."Friedl ist Sprecher für Naturschutz und Klimaanpassung der Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen" im Bayerischen Landtag. Er ist seit 2018 Abgeordneter und seit 2008 Stadtrat in Würzburg. Rund 70 Gäste waren in das Pfarrheim gekommen, um zu hören, was er zu sagen hat.

Es sei unumstritten, dass die Temperaturen steigen, so Friedl. Extreme klimatische Ereignisse wie Starkregen, Hitze oder Trockenheit würden dadurch zunehmen. Er erklärte, welche Möglichkeiten seiner Ansicht nach Kommunen hätten, und was jeder Einzelne tun kann, um damit zurechtzukommen. Für unabdingbar erachtet er ein Klimaschutzkonzept für Kommunen. Damit wird konkret aufgezeigt, welche technischen und wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen in dem betreffenden Ort bestehen. Zudem werden Ziele und Maßnahmen festgelegt.

Starkregen: Je wärmer die Atmosphäre, desto mehr Wasser wird aufgenommen

"Das Risiko eines Starkregens ist nicht an ein Gewässer gebunden, wie viele glauben", sagte Friedl. Die erforderlichen Schutzmaßnahmen seien deshalb auch nicht mit denen für Hochwasser gleichzusetzen. Je wärmer die Atmosphäre, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen – je Grad Celsius höhere Temperatur sieben Prozent mehr Wasser. Das habe zur Folge, dass auch "normale" Niederschläge massiver würden.

Friedl fordert, dass die Ämter für ländliche Entwicklung zusammen mit landwirtschaften Akteuren Maßnahmen einleiten, um Regenmassen so zu lenken, dass Orte nicht überflutet werden. In den bewohnten Gebieten können Städte und Gemeinden zum Beispiel Rückhaltebecken, Abflusswege und mehr Grünflächen anlegen. Wenn im eigenen Garten Wasser versickern oder Regenwasser in Zisternen und Tonnen gesammelt werden kann, sei das ebenfalls hilfreich. Eine dichte Bepflanzung lockert den Boden und verhindert, dass Erdreich bei Starkregen weggeschwemmt wird.

Hitze: Schutz von vulnerablen Menschen ist besonders wichtig

"Wir müssen uns auf Hitzewellen von 40 Grad Celsius und mehr vorbereiten", sagte Friedl. Besonders vulnerable Menschen, für die solche Temperaturen eine Gesundheitsgefahr sind, die jedoch nicht in der Lage sind, diese Herausforderung aus eigener Kraft zu bewältigen, müssten geschützt werden. Viele von ihnen wohnen in den Innenstädten, wo es besonders heiß ist. 

Am Donnerstag hielt Landtagsabgeordneter Patrick Friedl (Bündnis 90/Die Grünen) aus Würzburg im Marktheidenfelder Pfarrheim einen Vortrag. Dabei ging es um die Herausforderungen des Klimawandels.
Foto: Dorothea Fischer | Am Donnerstag hielt Landtagsabgeordneter Patrick Friedl (Bündnis 90/Die Grünen) aus Würzburg im Marktheidenfelder Pfarrheim einen Vortrag. Dabei ging es um die Herausforderungen des Klimawandels.

Nach Friedls Meinung wüssten viele Kommunen nicht, dass es eine Förderung für diejenigen gibt, die einen Hitzeaktionsplan erstellen würden. Dieser dient dazu, sich auf Hitzephasen vorzubereiten und so die Bevölkerung schützen zu können. Er empfiehlt zudem öffentliche Gebäude, Plätze und Verkehrsmittel hitzefest zu machen, etwa indem Trinkwasserspender aufgestellt werden, Jalousien, Markisen, Ventilatoren, Klimaanlagen und Sonnensegel eingebaut werden. Es sei wichtig, kühle und schattige Orte zu erhalten und neue zu schaffen.

Trockenheit: Schäden können innerhalb von Jahrzehnten nicht behoben werden

Nach mehr als 40 Jahren habe es 2018 erstmals wieder eine Dürre gegeben, so Friedl. Diese habe sich in den Folgejahren verschärft, auch tiefe Erdschichten ausgetrocknet. Das führte dazu, dass viele Bäume absterben. Bis sie nachwachsen, dauere es Jahrzehnte. Für besonders wichtig erachtet Friedl den Rückbau von versiegelten Flächen. Das helfe, dass das Wasser bei Starkregen abfließen kann, aber auch Hitzestaus vermieden werden.

In der Diskussion mit den Gästen nach dem Vortrag wollte ein Mann wissen, wie die von Friedl vorgeschlagenen Maßnahmen finanziert werden sollen. "Es hilft nicht, die Augen zu verschließen vor dem, was kommt", sagte Friedl. Die Kosten für den Wiederaufbau im Ahrtal, das 2021 von einer Sturzflut und Überschwemmungen massiv betroffen war, würden sich laut Friedl auf 40 Milliarden Euro belaufen. "Hätte man besser vorgesorgt, wäre der Schaden wesentlich geringer ausgefallen."

Ein anderer fragte: "Welche Maßnahmen würden sie einer Stadt wie Marktheidenfeld empfehlen?" Friedl sagte, dass die aufgezeigten Maßnahmen alle sinnvoll seien. "Das Wichtigste ist es, anzufangen." Dazu könne jeder Einzelne bei sich zu Hause beitragen.

Nächster Termin der Vortragsreihe ist am 17. Mai

Friedls Vortrag war die Auftaktveranstaltung zur Vortragsreihe "Stadt - Land - Zukunft", die gemeinsam von den Grünen Marktheidenfeld, der Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) und der evangelischen Kirche Marktheidenfeld organisiert wird. Der nächste Vortrag findet am 17. Mai um 19 Uhr statt. Dann legt Dr. Karl Auerswald den Fokus auf "Landnutzung und Wasserhaushalt im Klimawandel". Die Veranstaltung findet in der Schloßparkhalle in Urspringen statt.

 
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  • Helga Scherendorn
    Frage: Was macht den Friedl eigentlich genau zum Naturschutz-Experten? Seine Parolen ohne Lösungen sind nichts wert.
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