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Arnstein
Teurer Wohnmobilstellplatz: Will Arnstein Touristen abschrecken?
Bis zu 15 Euro kostet eine Übernachtung auf dem Stellplatz am Badesee – das finden viele Camper zu teuer. Auch die Ausstattung des Platzes lässt zu wünschen übrig. Die Stadt will nun handeln.
Klaus Pfeuffer stört sich auch an der Beschilderung des Wohnmobil-Stellplatzes. Eigentlich ist hier ja nur ein Parkplatz. Das zusätzliche Logo auf dem wenig ansprechenden Schild hat ein Bürger 'illegal' dazu geklebt.
Foto: Günter Roth | Klaus Pfeuffer stört sich auch an der Beschilderung des Wohnmobil-Stellplatzes. Eigentlich ist hier ja nur ein Parkplatz. Das zusätzliche Logo auf dem wenig ansprechenden Schild hat ein Bürger "illegal" dazu geklebt.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:18 Uhr

Was ist los mit dem Arnsteiner Wohnmobilplatz am Badesee? Natürlich ist er derzeit wegen der Winterpause geschlossen, doch während der gesamten Reisesaison war er doch hervorragend frequentiert – nicht zuletzt dank des beliebten Badesees nebenan. Seit einigen Wochen jedoch wird in den sozialen Medien heftig diskutiert: Im Fokus stehen dabei die Preisgestaltung, aber auch die touristische Ausstattung des Platzes.

Ein in Arnstein ansässiger Wohnmobilfahrer beklagt beispielsweise das "überhöhte Preisniveau". Reichlich provokant fragt er: "Was hat Arnstein für einen solchen Preis zu bieten? Außer dem einem schönen Badesee und ein paar Altstadtgässchen eigentlich nicht viel!" Als Vergleich führt er bekannte Touristenziele wie Heidelberg, Rüdesheim und Kloster Andechs an, die in dieser Preisschiene oder darunter liegen. 

Welche Preisliste gilt aktuell?

Klaus Pfeuffer ist ebenfalls ein Arnsteiner Wohnmobil-Fahrer. Vor Ort nimmt er dazu Stellung und zeigt gleichzeitig eine Reihe anderer Problemzonen auf. Laut Internetauftritt der Stadt Arnstein und dem laminierten Informationsschreiben auf dem Platz ist die Nutzung der Stellplätze eigentlich kostenlos. Lediglich für den Strom würden ein Euro pro zwei Kilowattstunden und für Frischwasser ein Euro für 80 Liter fällig. Laut dem neu aufgestellten Parkautomaten müssen von Montag bis Freitag zehn und am Wochenende 15 Euro bezahlt werden. Was gilt jetzt? 

15 Euro pro Nacht sei viel für einen Platz mit dieser Ausstattung, beklagen die Kommentatoren im Internet. Bei einer Übernachtung auf dem stark besuchten Wohnmobilplatz in Mühlbach fallen beispielsweise nur Gebühren von neun Euro pro Nacht an.

Für Pfeuffer ebenfalls ein Knackpunkt: Gerade einmal vier Stromanschlüsse sind für neun ausgewiesene Stellplätze vorhanden; außerdem liegen die am östlichen Ende und man braucht als Camper ein gehörig langes Stromkabel. Völlig unzureichend erscheint ihm auch die Entsorgungsmöglichkeiten für Abwasser. In der Klappe an der kleinen Versorgungsstation kann man bestenfalls ein Portapotti, einen tragbaren Tank entsorgen.

Grauwasserauslass kaum zugänglich

Klaus Pfeuffer ist selbst Wohnmobilfahrer. Besonders stört ihn hier die schwer zugängliche und meist verstopfte Abwassergrube. 'Das meiste läuft hier daneben', sagt er.
Foto: Günter Roth | Klaus Pfeuffer ist selbst Wohnmobilfahrer. Besonders stört ihn hier die schwer zugängliche und meist verstopfte Abwassergrube. "Das meiste läuft hier daneben", sagt er.

Für das "Grauwasser" – beispielsweise wenig belastetes Spülwasser ist hinter der Hecke kaum sichtbar eine sehr kleine Grube vorgesehen, deren Gitterabdeckung aber derzeit völlig verschlammt ist. Für größere Camper ist das überhaupt nicht nutzbar, sagt Pfeuffer, denn diese kommen mit ihrem Fahrzeug nicht an die Steller heran, zumal viele ihren Abwasserauslass unter dem Mobil haben. Seine Meinung dazu: "Offensichtlich wurde das Grübchen von Leuten angelegt, die noch nie mit dem Wohnmobil unterwegs waren". In Karlstadt ist dafür eine breite überfahrbare Wanne in den Boden eingelassen.

Nächster Kritikpunkt ist die Größe des Platzes. Er ist für neun Fahrzeuge zugelassen, die laut Platzordnung nicht länger als 7,50 Meter sein dürfen. Wenn aber zwei Camper einander gegenüberstehen und am Heck noch wie üblich Fahrräder transportieren, ragen sie notwendigerweise auf den gepflasterten Bereich – oder sie fahren nach hinten in die Hecke. Dass momentan in der Winterpause die Duschen und WCs im angrenzenden Badesee-Kiosk nicht nutzbar sind, kann nicht beanstandet werden.

Stadt Arnstein will die Situation verbessern

Zu klären ist auch der rechtliche Status des Wohnmobilstellplatzes. Laut des aufgestellten Schildes "P" ist hier nur ein Parkplatz ausgewiesen. Das zusätzliche Logo mit einem Wohnmobil wurde von einem Bürger "illegal" dazu geklebt. Bei dieser einfachen Lösung könnte man eigentlich auch noch das Logo "Wohnwagen" anbringen – die sind hier nämlich nicht erlaubt, obwohl viele Wohnwagen inzwischen auch autark sind.

Auf Nachfrage im Arnsteiner Rathaus räumt Fabian Helmerich, der geschäftsführende Beamte, Unzulänglichkeiten ein und verspricht, dass der Platz künftig größer und attraktiver gestaltet werden solle. Die Ver- und Entsorgungsdefizite sollen baldmöglichst behoben werden. Tatsächlich ist der Stellplatz auch nicht mehr kostenlos: Camper muss zehn beziehungsweise 15 Euro je Nacht zahlen, der Bauhof sei schon beauftragt, neue Schilder mit der richtigen Preisliste anzubringen.

Allerdings betont er auch, dass sich der Platz trotz allem sehr großer Beliebtheit erfreue, schließlich war er zwischen April und September fast immer voll belegt. Künftig soll es auch möglich sein, per "SMS-Parken" schon vorab einen Parkschein zu lösen. Jedoch will die Stadt den Platz durch den regulären Verkehrsüberwachungsdienst kontrollieren lassen. Als Besonderheit plane die Stadt auch, zusammen mit dem Parkschein einen Gutschein auszudrucken, der in Gaststätten oder Geschäften eingelöst werden kann.

 
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  • R. A.
    ja ja die Mobileigenheimer. 15 Euro für einen ganzen Tag möcht ich auch an so manchem Parkhaus bezahlen dürfen. Da ist es zuweilen weit mehr ohne Strom und Abwasseranschluss.
    Wie mal wieder in Deutschland: jammern auf höchstem Niveau und Leistung erbringen die anderen. Tragisch, dass das Volk soviel Freizeit hat und diese Probleme entstehen können.
    Nicht dass noch das Geld ausgeht, Ironie aus.
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  • R. B.
    Wenn ich zum Arzt nach Würzburg muss und im Parkhaus parke bezahle ich für ein paar Stunden auch Schweinegeld und habe keinen Stromanschluss und Abfall Entsorgung und Wasser dabei.
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  • H. S.
    @Sprosse...hier ist es aber keine Millionenteures Parkhaus in einer Großstadt, sondern oft nur ein ganz normaler, im besten Fall ein gepflasterter Stellplatz in einer unattraktiven Umgebung!
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  • A. K.
    Zitat: "Was hat Arnstein für einen solchen Preis zu bieten? Außer dem einem schönen Badesee und ein paar Altstadtgässchen eigentlich nicht viel!"
    Die Antwort darauf kann nur sein: NICHTS. Auch die Schönheit des Badesses und der paar Altstadtgässchen kann schwer in Frage gestellt werden. Es gibt nichts schönes in Arnstein und Arnstein zieht wahrscheinlich nicht viele Touristen und somit auch nahezu keine Wohnmobilisten an. Warum auch. Da spielt der Preis für Stellplätze sicherlich eine sehr untergeordnete bis gar keine Rolle. Zuletzt haben es die Arnsteiner auch noch geschafft, den Platz im Zentrum des Ortes mit ca. 1,8 ha, der es ermöglicht hätte das eine wirkliches Zentrum zu schaffen, zuzupflastern und jeglichen Verkehrsstom Mitten in die Stadt zu ziehen.
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  • H. K.
    Dann Fahrt doch nach Garmisch.
    Das stehst für 18 Euro aufm Schotter Parkplatz vorm Skilift mit dem maximalen Luxus eines Dixi Klos und bekommst auch nichts geboten. Einen öffentlichen Stellplatz unter 15 Euro ja was wollts ihr denn?
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  • M. S.
    Ihre Lobeshymnen auf das Fahrrad nerven langsam.
    Fahren Sie mit ihrem Rad und gönnen Sie anderen ihr Verkehrsmittel.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Diese Anspruchshaltung der Wohnmobilfahrer ist schon seltsam. Wer umweltfreundlich zB mit Fahrrad und Zelt unterwegs ist, muss auf den Campingplätzen locker man 15 Euro/Nacht kalkulieren. Ein tonnenschweres Wohnmobil soll man aber möglichst kostenlos abstellen können und erwartet allen möglichen Service dafür ?? Woher kommt diese Anspruchshaltung? Die Kommunen sollten sich überlegen, welche Urlauber sie wollen: Wohnmobilfahrer geben sehr wenig vor Ort aus, bringen oft Ihr eigenes Essen mit. (der Geiz, ein zehntausende Euro teures Fahrzeug zu fahren, aber dann bei ein paar Euro Stellplatzgebühr rumzuheulen, zeigt sich ja eindrucksvoll in dem Artikel). Der durchschnittliche Radtourist z.B. lässt viel mehr in den Kommunen vor Ort, trotzdem wird er oft stiefmütterlich behandelt (Zustand Radwege, Ladestationen nicht flächendeckend usw.). Vielleicht sollten die Kommunen hier mal andere Prioritäten setzen statt dieser Geiz-ist-geil-Mentalität der Wohnmobilfahrer hinterherzulaufen.
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  • H. S.
    @vcd....was erzählen sie denn da wieder für einen Quatsch? Was hat ein Campingplatz mit einer Infrastruktur denn mit einem Parkplatz für Wohnmobile zu tun? Es ist schon beschämend wie jeder denkt, dass er die Wohnmobilfahrer ständig diffamieren und abzocken kann! Wenn ich schon Geld für einen Platz bezahlen muss, dann sollte ab 5 Euro schon mindestens die Möglichkeit einer Toilettenentleerung und Frischwasseraufnahme vorhanden sein. Für einen PKW-Stellplatz muss ja auch nichts bezahlt werden.
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