Am frühen Dienstagnachmittag sitzen sechs Fahrgäste im Kick Down auf der Martinswiese in Marktheidenfeld und werden kurz darauf wild durchgeschüttelt. Dieses Karussell ist gewiss keines der langweiligen Sorte. In der Mitte ist ein Arm verankert, der geneigt steht und in beide Richtungen drehbar ist. An einem Ende ist ein Rondell mit fünf Kabinen für je vier Fahrgäste angebracht, an dem anderen ein Gegengewicht. Man dreht sich also gleichzeitig im Kreis und nochmal um die eigene Achse – und das in beide Richtungen. Wem wird da nicht schon vom Zusehen schwindlig?
Personalknappheit und Inflation betreffen auch das fahrende Gewerbe
Der Betreiber dieses Fahrgeschäfts ist Maik Landwermann, 46 Jahre alt, aus Niedersachsen. Er ist ins Schaustellergewerbe geboren – und führt das Geschäft inzwischen in fünfter Generation. Vor einigen Jahren war er auch schon auf dem Würzburger Kiliani gestanden, dieses Jahr aber nicht.
Ein Grundproblem auch auf der Laurenzi-Messe ist der Personalmangel. Und die gestiegenen Preise natürlich; die Inflation betrifft momentan fast alle Bereiche und insbesondere die Energiekosten. Und so zahlt auch jeder Schausteller inzwischen mehr.
Landwermann sagt etwa, er zahle 48-56 Cent pro Kilowattstunde. Dazu kämen noch der teure Sprit für die LKW, die durch ganz Deutschland fahren, Standgebühren, TÜV, Steuern, Wartungskosten und natürlich die ebenfalls steigenden Personalkosten. Dabei würde er sich freuen, könnte er ein paar mehr Arbeitskräfte einstellen, aber die fehlten einfach.
Er hat sich genau aus diesem Grund für den Kick-Down entschieden und die anderen Fahrgeschäfte im Lager stehen lassen. Man benötige nämlich für dieses Karussell nur zwei Arbeitskräfte für den Aufbau, sowie jeweils zwei weitere für den Betrieb im Schichtwechsel. "So viele habe ich gerade noch bekommen, aber mehr ist nicht drin", sagt Landwermann.
Mit den 1,25 Millionen für die Anschaffung des Kick Down ist es nicht getan. Die oben erwähnten Zusatzkosten kommen ja noch hinzu. Und da nicht mehr Personal da ist, kann er seine weiteren Fahrgeschäfte nicht betreiben und so fehlen ihm diese Einnahmen - stattdessen trägt er die Kosten für die Lagerung. So wird es auch in einem an sich gut laufenden Jahr wie in diesem, schwer, Gewinne zu erzielen und das, obwohl das lukrative Herbstgeschäft bereits begonnen hat.
Das Wetter belastet das Mittagsgeschäft, aber dafür läuft es am Abend richtig gut
Zwar bemerkten auch Schausteller die Nachholeffekte aus den Corona-Jahren. "Die Leute haben einfach die Fahrgeschäfte und den ganzen Rummel vermisst und strömen jetzt wieder auf die Volksfeste. Allerdings ist in der Mittagshitze an so einem Tag wie heute sehr wenig los." Denn die hohen Temperaturen in diesem Jahr schreckten vor allem in den Mittagsstunden einige Gäste ab. Das vergangene Wochenende mit seinen milden Temperaturen kam da natürlich gelegen, scheint aber diesen Sommer eher die Ausnahme zu bleiben.
"Wenn es tagsüber dreißig Grad und mehr hat, wie auch diese Woche schon wieder, kommt der Großteil der Gäste nun mal erst später und wir müssen im Abendgeschäft ausgleichen, was über den Nachmittag gefehlt hat. Und Abends wird es dann auch voll!" Das Karussell könne nur dann gewinnbringend betrieben werden, wenn mehr als zehn Gäste mitfahren. Das sei der Punkt, ab dem sich das Karussell kostenmäßig selbst trage. Am Nachmittag werfe er die Anlage dann aber auch mal nur mit vier Personen an, wohl wissend, dass wenn am Abend wider Erwarten weniger los ist, am Ende des Tages er derjenige ist, der Geld drauflegen muss.
"Eigentlich müsste der Preis also noch höher sein, aber wir setzen auf die Masse der Leute. Der Preis von fünf Euro ergibt sich aus einer Mischkalkulation und über das Jahr gesehen, rechnet sich das dann." Ein Vergleich zu 2019, als eine Fahrt noch für 4,50 Euro zu haben war, zeigt auch, dass der Preisunterschied nicht allzu dramatisch ist. "Ja, es sind mehr als 10 Prozent, aber wir müssen auch die Kosten der allgemein gestiegenen Inflation weitergeben." Im Vergleich zu anderen Fahrgeschäften, wie etwa dem Riesenrad (sechs Euro) oder dem Autoscooter (drei Euro) ist sein Preis auch nicht utopisch. Außerdem würde er das Geschäft natürlich niemals aufgeben: Es sei seine Berufung und trotz widriger Umstände würde er nie darauf verzichten wollen.