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Gemünden
Tag des offenen Denkmals: Die bewegte Geschichte des Ronkarzgartens
Burgruinen, Klosterkirchen und eine vergessene Autobahn: Beim Tag des offenen Denkmals gab es im Raum Gemünden viel zu entdecken.
Hoch über den Dächern der Gemündener Altstadt führte Lotte Bayer ihre Gäste durch den Ronkarzgarten.
Foto: Helmut Hussong | Hoch über den Dächern der Gemündener Altstadt führte Lotte Bayer ihre Gäste durch den Ronkarzgarten.
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Das diesjährige Thema des Tags des offenen Denkmals, "Sein & Schein - In Geschichte, Architektur und Denkmalpflege", traf auch im besonderen Maße auf die am Wochenende im Gemündener Bereich geöffneten "Sehenswürdigkeiten" zu. Eines davon ist der Ronkarzgarten schräg unterhalb der Scherenburg, hoch über den Dächern der Altstadt mit einem guten Ausblick auf das Maintal gelegen. Bei der Führung durch die imposanten Treppen- und Terrassenanlagen erläuterte Lotte Bayer vom Historischen Verein den Gästen die Geschichte des sprichwörtlich herausragenden Baudenkmals.

Dazu hatte sie Fotos über die verschiedenen Phasen der Restaurierung und einen historischen Katasterauszug mitgebracht. Bayer erinnerte an die wechselvolle Geschichte des Mannes, der unter seinem angenommenen Namen Heinrich Leonard Ronkarz in Gemünden "sesshaft" wurde. Ursprünglich hieß er Johann Heinrich Göriß und wurde 1782 in Selsten im damaligen Rheinpreußen geboren. Den Namen Ronkarz soll er sich zugelegt haben, um keinen Kriegsdienst bei den Franzosen leisten zu müssen.

Wiederbelebung des Ronkarzgartens ab 1988

"Im Jahr 1809 studierte Ronkarz an der Würzburger Universität Medizin", erzählte Lotte Bayer. Nach seinem erfolgreichen Abschluss in Jahr 1813 habe er im Würzburger Mainviertel praktiziert. 1818 wurde Ronkarz Kreisarzt und 1826 hat er gemeinsam mit seiner Frau Agnes das Haus in der Obertorstraße in Gemünden erworben, das heute eine Apotheke beherbergt. Auch das ursprünglich als Weinberg genutzte Hanggelände hinter dem Haus kaufte er.

Vom Ronkarzgarten haben Besucher auch guten Ausblick über Gemünden und das Maintal.
Foto: Helmut Hussong | Vom Ronkarzgarten haben Besucher auch guten Ausblick über Gemünden und das Maintal.

Weshalb der Arzt diesen Garten anlegen ließ, der ein südliches Flair vermittelt – diese Frage einer Besucherin konnte Lotte Bayer nicht beantworten. Ronkarz starb 1852 und wurde auf dem Gemündener Friedhof begraben. Der Garten blieb zunächst im Besitz der Familie und wurde später verkauft.

Die Wiederbelebung des Gartens hat ebenfalls ihre eigene Geschichte. "Die Stadt bewarb sich einst um die Bezirksgartenschau und übernahm deshalb den Garten im Jahr 1988", berichtete Lotte Bayer. Aus der Gartenschau sei aber nichts geworden. Ein Jahr später wurde der Garten unter Denkmalschutz gestellt.

Verfallen, verwuchert und verwildert habe die Anlage ausgesehen, weil sich in den Folgejahren niemand kümmerte, erinnert sich Lotte Bayer. Als die Mauern schließlich einzustürzen drohten, sanierte die Stadt mit hohem finanziellen Aufwand und entsprechender Förderung das Denkmal in den Jahren 2001 bis 2007.

Weitere Veranstaltungen in Seifriedburg und Schönau

Die jüngste Neugestaltung des Terrassengartens erfolgte im Jahr 2019. Der neue Pavillon in der obersten Ebene bildete kürzlich den entsprechenden Rahmen für ein musikalisches Kulturpicknick. Auf der Wiese darüber befindet sich ein Insektenhotel mit einer hölzernen Biene und in der unteren Ebene lädt ein weiterer Pavillon zum Verweilen ein.

Interessierte Gäste konnten sich im Bereich Gemünden am Tag des offenen Denkmals noch von Mitgliedern des Förderkreises "Kloster und Wallfahrtskirche Schönau" durch die barocke Klosterkirche und deren Mönchschor (sonst nicht zugänglich) mit seiner frühgotischen Architektur führen lassen und einiges über die bewegte Geschichte des Klosters und dessen künstlerische Ausstattung erfahren.

Bürgermeister Jürgen Lippert wanderte mit Interessierten in Seifriedsburg entlang eines Teilstücks der Strecke 46, der "vergessenen Autobahn zwischen Spessart und Rhön" und Rosi Weber erläuterte vor Ort die Geschichte der im Wald zwischen Hofstetten und Steinbach gelegenen Ruine Schönrain, die bereits im Jahre 1080 als Kloster des Benediktinerordens gegründet wurde. Der Besitzer des Schloss Adolphsbühl, Johannes Priesemann, führte durch den Schlosspark und die Nebengebäude der historischen Anlage in Adelsberg.

 
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