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Würzburg/Mömbris
Suspendierter Diakon Glaser wehrt sich: Strafdekret des Würzburger Bischofs hat noch keine Rechtskraft
Bereits vor einer Woche hat der Kirchenrechtsanwalt von Diakon Reinhold Glaser aus Mömbris (Lkr. Aschaffenburg) Rechtsmittel eingelegt. Das hat Auswirkungen. 
Noch kein Vollzug des Strafdekrets des Würzburger Bischofs möglich: Der suspendierte Diakon Reinhold Glaser stellte einen Antrag auf Rücknahme.
Foto: Daniel Peter | Noch kein Vollzug des Strafdekrets des Würzburger Bischofs möglich: Der suspendierte Diakon Reinhold Glaser stellte einen Antrag auf Rücknahme.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Reinhold Glaser aus Mömbris (Lkr. Aschaffenburg) hat gegen das vor zwei Wochen verhängte Strafdekret des Würzburger Bischofs Rechtsmittel eingelegt. Der 68-jährige suspendierte Diakon hat von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich dagegen wehren wird. Erreicht hat Glaser, dass "die strafweise verhängte Suspension keinerlei Wirksamkeit entfaltet", so Glasers Münchner Anwalt und Kirchenrechtler Christoph Lerg.

Fristgerecht hat Lerg vor rund einer Woche bei Bischof Franz Jung Antrag auf Rücknahme der Strafmaßnahme gestellt. Dies habe eine aufschiebende Wirkung.

Auslöser für das Dekret des Bischofs war, dass Diakon Glaser, früherer Bürgermeister von Mömbris und pensionierter Polizeibeamter, eine Änderung von den strikten Seelsorge-Vorgaben vorgeschlagen hatte. Deshalb kam es zu Konflikten mit dem Teampfarrer des Pastoralen Raums Kahlgrund, etwa über von ihm festgelegte Uhrzeiten bei Taufen und Beerdigungen. Glaser, bis zu seiner Suspendierung Diakon im Zivilberuf in den Pfarreiengemeinschaften "Mittlerer Kahlgrund, Mömbris" und "Christus Immanuel, Krombach", ging dabei auch auf individuelle Wünsche ein. "Dadurch habe ich gegen Vorgaben des Pfarrers verstoßen", sagt Glaser.

Bistum: Vollzug des Dekrets ist wegen aufschiebender Wirkung ausgesetzt

Auf Nachfrage bestätigt Bistumssprecher Bernhard Schweßinger: "Der Antrag auf Rücknahme eines Strafdekrets hat Suspensivwirkung (aufschiebende Wirkung) und setzt den Vollzug aus." Der Antrag werde innerhalb von 30 Tagen nach Eingang geprüft und beantwortet, so Schweßinger.

Wirksam dagegen bleiben zwei vor dem Strafdekret erfolgte Verfügungen: die Dienstuntersagung des Bischofs vom 21. Oktober sowie die Entpflichtung als Diakon zum 1. November 2022. Dabei handele es sich laut Anwalt Lerg um Verwaltungsvorgänge und nicht um Strafmaßnahmen.

Dienstuntersagung und Entpflichtung sind laut Schweßinger nicht von einer aufschiebenden Wirkung betroffen und bewirken, "dass Glaser im gesamten Pastoralen Raum Kahlgrund künftig und auf Dauer keine Dienste als Diakon mehr wahrnimmt und sich jeder Einmischung in die Seelsorge des Pastoralen Raums enthält."

Diakon Glaser will sich an Dienstuntersagung und Entpflichtung halten

Daran wird sich Glaser nach Beratung mit seinem Anwalt halten, sagt er. Untätig geblieben ist er jedoch nicht. Gegen die Dienstuntersagung hat er bereits im Dezember Beschwerde in Rom beim Dikasterium für den Klerus (einer vatikanischen Zentralbehörde) eingelegt. Zuvor sei diese von der Bistumsleitung zurückgewiesen worden. Gegen seine Suspendierung will er ebenfalls weiter vorgehen.

Diakon Reinhold Glaser wurde von Bischof Franz Jung am 18. Januar 2023 vom Dienst suspendiert.
Foto: Michaela Ullrich | Diakon Reinhold Glaser wurde von Bischof Franz Jung am 18. Januar 2023 vom Dienst suspendiert.

Wegen der aufschiebenden Wirkung des Strafdekrets könne er auch seine Rechte als Mitglied des Pfarrgemeinderates in der Pfarreiengemeinschaft Mittlerer Kahlgrund, Mömbris ausüben. Dies hatte ihm der Bischof ebenfalls verboten.

Verbot des Bischofs greift nicht – Diakon Glaser nahm an Pfarrgemeinderatssitzung teil

"Am Montagabend nahm ich an der Sitzung teil", informiert Diakon Glaser auf Nachfrage. Zuvor habe der Pfarrgemeinderatsvorsitzende beim Generalvikariat in Würzburg nachgefragt. Was Glaser und seinen Rechtsanwalt wundert: Dass das Bistum nach Eingang des Rücknahmeantrags "die fehlende Rechtskraft des Strafdekrets" nicht von sich aus gleich kommuniziert habe.

"Ich gehe davon aus, dass ich auch an dem bereits terminierten Gesprächskreis der drei Pfarrgemeinderäte mit dem Pastoralteam und den Vertretern des Ordinariates teilnehmen werde", so Glaser, der trotz allem zuversichtlich ist, "dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wird, die auch dem Menschen gerecht wird". Das sei ihm wichtig, denn "bei diesen Treffen wird es darum gehen, die laut Generalvikar Jürgen Vorndran erkannten Probleme und Missstände zu beheben". So hatte es Vorndran in seinem Schreiben vom 18. Januar an "die Brüder und Schwestern im Pastoralen Raum Kahlgrund" formuliert.

 
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  • G. W.
    Was genau hat eigentlich irgendeine sogenannte AMTSKIRCHE mit den universell gültigen Lehren eines Jesus aus Nazareth zu tun?

    Naja, nicht viel!

    Solange die Säcke stets gut gefüllt gewesen sind waren die pastoralen Schatzkammern immer wichtiger als das Wohlergehen der Schafe .

    Eigentlich ist die gesamte Peinlichkeit
    der verfallenden Amtskirche(n) trefflich umzeichnet in dieser unsinnigen Auseinandersetzung zwischen Bistum und Diakon, da fehlts anscheinend an den Grundlagen jeglichen Glaubens.

    Glauben sollte den Menschen,
    die es brauchen, Lebenshilfe sein und kein Instrument absolutistischen Machtstrebens.
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    Wenn der letzte Satz ihr Credo ist, dann hängt der Glaube von keiner Uhrzeit ab.

    Dann sind aus organisatorischen Gründen festgelegte Uhrzeiten auch nicht wichtig.

    Dann soll jemand verstehen warum sie sich so aufregen zwinkern Und wenn jemand aus seelsorgerischen Gründen den Herrn Glaser benötigt, dann kann er ihn doch bestimmt 24/7 anrufen. Da hat doch der Teampfarrer sicherlich nix dagegen. Oder haben sie das jemals gelesen?
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  • G. W.
    Mir scheints, Sie würden mittlerweile dazulernen!
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    Mir scheint, als gingen Ihnen die Gegenargumente aus.
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  • G. W.
    Das nicht, aber wenn ich mit mit meiner Küchenwand rede treffe ich auf mehr Verständnis.

    Sie können ja 'Glauben in Zeitfenstern' als sinnvolles Konstrukt betrachten,
    ich gehe davon aus,
    daß Seelsorge tatsächlich 24/7 stattfinden sollte,
    und Krisen kennen keine Uhrzeit.

    Wer mich kennt weiß auch,
    daß ich nachts um 3 in ernsten Situationen erreichbar bin.

    Bin halt nur ein Mensch,
    und kein Amtsträger mit Vorschriften, Orgaplan und starren Regeln 💕.
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    Das ehrt Sie , das man Sie nachts um drei anrufen kann Herr G(laser?)MW und ich glaube da hat auch niemand etwas dagegen.
    Und natürlich kann man 24 Stunden am Tag seinen Glauben leben.
    Aber, dass der organisatorische Rahmen einfach mal gesetzt werden muss, ist klar. Wenn das ein Team beschließt sollten sich auch alle, die demokratisches Verständnis haben, an diesen organisatorischen Rahmen auch halten, sonst funktioniert das Ganze nicht. Auch alle, denen es nicht passt.
    Wer da ständig dagegen arbeitet muss sich nicht über Ärger wundern und sich als Opfer hinstellen. Andernorts, auch im Kahlgrund, geht das ja auch anstandslos.
    Jedem recht getan ist eine Kunst, die niemand kann.
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    Und wieder lese ich nichts von einem konstruktiven Vorschlag des Herrn Glaser, wie der Kahlgrund aus seiner Sicht organisatorisch mit Personalmangel, Gläubigenschwund (das gab es tatsächlich schon vor der Causa Glaser), Geldmangel und zurückgehenden Zahlen von Ministranten, Messner, Organisten usw umgehen soll.
    Dem verantwortlichen Pfarrer mit seiner Ignoranz den gedanklichen Mittelfinger zu zeigen und sich dann noch über die Maßnahmen zu beschweren, die Gläubigen in Mömbris aufzuwiegeln und tatsächlich zu erwarten, dass er so weitermachen darf , kann nur einem ehemaligen Polizisten und Bürgermeister einfallen.
    Und den Konflikt dann auch noch in die Öffentlichkeit zu tragen und die Mainpost und das Main Echo seine Interessen vertreten zu lassen hat mit Loyalität gegen seinen Arbeitgeber nun überhaupt nichts mehr zu tun. Auch nichts mit den Interessen der Gläubigen, denn der Herr Glaser ist über (eher) kurz oder lang weg und Scherbenhaufen wird gewaltig sein.
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  • G. M.
    "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe" Johannes 15,12

    Ideale sind abstrakt, konkret wird nur das schäbige Verhalten.

    Was für ein Hoch auf die Amtskirche und ihren obersten Repräsentanten!
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  • G. R.
    Die nächste Pfarrei bzw. Pastoraler Raum, in welchen sich der Pfarrer versetzen lässt, kann sich heute schon freuen, dass dann ein anderer Wind weht. Weil lange kann sich der Pfarrer m.E. dort nicht mehr halten, egal wer die Schutzhände über ihn hält, General oder der Bischof!
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    Der nächste Pfarrer, der in den Kahlgrund geht, wird wahrscheinlich erst den Herrn Glaser fragen, wie der Herr es denn gerne hätte, bevor er sich das hier antut. Falls dort überhaupt noch einer hin will, solange der Herr Glaser in Mömbris seine Fäden spinnt. Meinen Sie, das tut sich tatsächlich nochmal einer an?
    Ich hab bis auf den Konflikt Glaser tatsächlich nichts Negatives über den Teampfarrer googeln können, im Gegenteil!
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  • J. F.
    Schäfchen, die ihren Hirten die Grenzen aufzeigen. Dass ich das noch erleben darf!
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  • J. B.
    Bei der ganzen Aktion gibt es m.E. nur Verlierer. Der teamleitende Pfarrer in diesem Pastoralen Raum Kahlgrund ist jedenfalls auch „verbrannt“!
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  • I. E.
    Ich frag mich halt auch manchmal - was will dieser Diakon erreichen?
    Auch er ist als geweihte Person Teil der Amtskirche, auch er weiß, wie es im Moment um die Situation der Kirche steht - und müsste ebenfalls wissen, was ein mediales sich-gegenseitig-Zerfleischen in der Öffentlichkeit bewirkt!
    Er ist Teil eines Konflikts und trägt diesen in die Öffentlichkeit. Will er wirklich Kirche verändern - oder vor allem sein Ego profilieren? (Als Polizeibeamter oder Bürgermeister war er es gewohnt, den Ton anzugeben - ein Diakon ist Mitarbeiter in einer Gemeinde, aber der „Chef“ ist der Pfarrer!).
    Er will vielleicht Positives erreichen - und schafft genau das Gegenteil!
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  • L. W.
    @ Steigerwälder

    Ist es nicht eher der Pfarrer, der das Gegenteil erreicht?

    Wenn er das persönliche Engagement des Diakons gut geheißen oder zumindest geduldet hätte, dann gäbe es diesen medialen Aufstand doch gar nicht.

    Konnte er nicht damit leben, dass der Diakon in Teilen der Pfarreiengemeinschaft beliebter war als er, der Chef?
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  • K. E.
    Bischof Jung, der Alleinherrscher
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  • B. H.
    Irgendwie nervt es, solche kleinkarrierte Auseinandersetzungen zu lesen. In jeder Firma, in jedem Unternehmen gibt es Hierarchien, die es zu befolgen gilt.
    Wenn jeder macht, was er will und auch noch in der Zeitung groß rauskommt, na dann alles Gute für das nächste Vorgesetztengespräch, aber bitte ohne Presse.
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  • H. S.
    Sie haben recht: Bischof Jung macht was er will.
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  • L. S.
    Macht er nicht.
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  • L. W.
    @ rhönfuchs

    Die rkK ist halt keine Firma oder ein Unternehmen im eigentlichen Sinne.

    Die Geistlichen sind doch eigentlich dafür da den Menschen die gewünschte Seelsorge zu geben und nicht dafür einen Dienstplan abzuarbeiten.

    Sie mögen das anders sehen, aber ich finde das Verhalten der höheren Geistlichkeit gegenüber den letzten verbliebenen Gläubigen ihrer Kirche hochnäsig.

    Der Diakon will den Menschen dienen, wie es Christus gelehrt hat.

    Die höhere Geistlichkeit sieht sich selbst als etwas besseres, nicht als Dienstleister an den Gläubigen.

    Mit so einem Verhalten verprellt die Amtskirche aber die letzten treuen Gläubigen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn ich immer so veridealisierte Kommentare lese, dann weiß ich, dass jemand von Führung keine Ahnung hat. Leute da geht es doch nicht um Inhalt, da ändert sich doch nichts. Da versucht ein Pfarrer in seinem pastoralen Raum mit seinem Team eine Struktur rein zu bringen.

    Wenn sich schon alle daran halten wollen, bis auf einen ehemaligen Bürgermeister, dann sollten sich auch alle daran halten. Wenn man wieder in einem Raum Ausnahmen zulässt, dann hat man gleich im ganzen gebiet wieder ein Durcheinander.
    Dieses Konzept wird doch in fast allen anderen pastoralen Räumen umgesetzt und der Herr Glaser macht hier einen Aufstand, als ob es NUR IHN treffen würde.
    Und wieder lese ich nichts von einem konstruktiven Lösungsvorschlag für den Kahlgrund als Ganzes. Wenn er alles besser weiß soll er doch mal einen umsetzbaren Vorschlag vorlegen, dazu hat er wohl seit über einem Jahr jetzt Zeit gehabt.
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