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Main-Spessart
Suche nach einem Nachfolger: Zwei Betriebe aus Main-Spessart zeigen, worauf es ankommt
Viele Betriebe finden keinen Nachfolger, im schlimmsten Fall müssen sie aufgeben. Zwei Unternehmen aus dem Landkreis, die es geschafft haben, sagen, worauf es ankommt.
Thomas Herteux übernimmt die Schreinerei von Rüdiger Trendel zu Beginn des neuen Jahres.
Foto: Katrin Amling | Thomas Herteux übernimmt die Schreinerei von Rüdiger Trendel zu Beginn des neuen Jahres.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Rüdiger Trendel aus Lohr ist sich sicher: "Das Wichtigste ist, früh anzufangen." Der 65-Jährige übergibt seine Schreinerei in Wombach zum Ende des Jahres an Thomas Herteux. Dass das so kommen wird, steht schon lange fest. 2006 hat Herteux in der Schreinerei angefangen, als Angestellter mit Meistertitel und einer Ausbildung zum Betriebswirt.

Bereits 2010 hat Trendel Herteux gefragt, ob er sich vorstellen könnte, in den kleinen Betrieb einzusteigen. "Er hatte einfach Spaß an der Arbeit, hat Überstunden gemacht, ohne dazu aufgefordert zu werden, Übersicht und unternehmerisches Verständnis gezeigt", sagt Trendel. Da sei ihm klar gewesen, dass Herteux ein guter Kandidat ist. Und dieser habe sich das auch gut vorstellen können. Seitdem führen die beiden das Geschäft zu zweit. "Das war damals durchaus schon mit dem Gedanken an eine Übernahme verbunden", sagt Trendel. Er selbst hat die Schreinerei 1990 in Sackenbach übernommen, 2000 ist er an seinen jetzigen Standort in Wombach gezogen.

"Das Wichtigste ist, früh anzufangen."
Schreiner Rüdiger Trendel über die Suche nach einem Unternehmensnachfolger

Trendel selbst hat schon einmal in einem Betrieb gearbeitet, in dem der Inhaber 73 Jahre alt gewesen sei und diesen mit einem uralten Maschinenpark habe übergeben wollen. "Das war ein Paradebeispiel dafür, dass mir das nicht passieren soll", erinnert er sich.

Rund zehn Jahre haben Trendel und Herteux damals angepeilt, um den Übergang zu gestalten. Durch Corona und einen großen Auftrag, bei dem er seinen Nachfolger nicht alleine lassen wollte, hat sich Trendels Ausstieg zwar etwas nach hinten verschoben. Seit Anfang des Jahres arbeitet der 65-Jährige aber nur noch vier Tage die Woche. Und zum 31. Dezember will er sich dann komplett aus der Schreinerei zurückziehen. Er will zwar greifbar bleiben und bei Fragen auch weiterhin helfen. "Zu sagen habe ich dann aber nichts mehr", so Trendel.

Das Wissen wird "by the way" weitergegeben

Die lange Übergangszeit, in der die beiden den Betrieb gemeinsam führen, ist ideal, um das Wissen weiterzugeben. Denn das geschehe am besten "by the way", sagt Trendel. Im Gespräch, bei Bestellungen, Terminvergaben, der Betreuung von Kundinnen und Kunden. Am Anfang seien das noch komplett seine Aufgaben gewesen, sagt Trendel. Inzwischen betreue Thomas Herteux aber ganze Kundenkreise alleine – vom Auftrag bis zur Montage und Rechnungsstellung.

Thomas Herteux ist seit 2010 Mitinhaber der Schreinerei, ab nächstem Jahr wird er sie alleine führen.
Foto: Katrin Amling | Thomas Herteux ist seit 2010 Mitinhaber der Schreinerei, ab nächstem Jahr wird er sie alleine führen.

Loszulassen und Verantwortung abzugeben, das falle ihm nicht schwer, sagt Trendel. Gerade auch bei Investitionen in die technische Ausstattung habe er großes Vertrauen in Herteux. "Es ist ja nicht so, dass wir nur mit Hammer und Säge arbeiten. Die Kosten für die Maschinen liegen teilweise im fünf-, manchmal sogar sechsstelligen Bereich", so Trendel.

Ein Beispiel ist das Bearbeitungszentrum, das eigentlich nur noch über Computerbefehle gesteuert wird und eine große Investition war. In die Technik habe er sich relativ schnell reingefuchst, sagt Herteux. Sein Steckenpferd sei auch, eine Schreinerei nicht mehr wie früher zu führen, sondern computergesteuert und dadurch auch genauer und schneller in der Fertigung zu werden. Auch wenn inzwischen viele Schreinereien hoch technisiert arbeiten: "Es gibt schon auch noch Betriebe, die ein bisschen an Meister Eder erinnern", sagt Trendel.

Bei der Firma Seho soll Tochter Lena auf Markus Walter folgen

Bei dem Lötmaschinenhersteller Seho aus Wiebelbach wird die Nachfolge "klassisch" geregelt: Lena Walter soll einmal die Geschäftsführung von ihrem Vater Markus Walter übernehmen. Wann genau, das stehe aber noch nicht fest. "Je nachdem wie lange du noch Lust hast", sagt Tochter Lena an ihren Vater gewandt und lacht. "Wir haben uns natürlich schon etwas überlegt, aber kein festes Ziel gesteckt", sagt Markus Walter. Dazu sei er mit seinen 55 Jahren auch noch zu jung. "Wenn Lena sagt, sie ist fit, dann kann sie gerne mehr Bereiche übernehmen."

Wenn der Vater eine eigene Firma hat, habe das natürlich einen Einfluss auf die Berufswahl, erzählt Lena Walter. "Ich habe mich nach der Schule für ein kaufmännisches Studium entschieden mit internationalem Schwerpunkt, schon im Hinblick darauf, dass das gut hier reinpassen würde." Praktikum und Bachelorarbeit hat sie bei Seho gemacht, danach aber noch einmal zwei Jahre bei einer anderen Firma gearbeitet.

Lena Walter wird eines Tages von ihrem Vater Markus Walter die Geschäftsführung der Firma Seho übernehmen.
Foto: Katrin Amling | Lena Walter wird eines Tages von ihrem Vater Markus Walter die Geschäftsführung der Firma Seho übernehmen.

Seit gut einem Jahr arbeitet die 24-Jährige nun im Controlling in Kreuzwertheim. Dort ist sie hauptsächlich für den Vertrieb zuständig und steht viel mit den Firmentöchtern im Ausland in Kontakt. Außerdem nimmt sie inzwischen an den Meetings des Führungskreises teil. "Nach und nach kommen jetzt verschiedene Themen dazu", erzählt sie.

Frühzeitig Einblicke in die technischen Aspekte vermitteln

Außenstehende würden oft nach einem Spannungsfeld zwischen Vater und Tochter suchen. "Da muss ich die Leute aber immer enttäuschen, das gibt es bei uns nicht", so Markus Walter. "Beruflich haben wir gar keine großen Berührungspunkte", erzählt er, der selbst Ingenieur und "Vollbluttechniker" ist.

Wichtig sei ihm aber, dass seine Tochter frühzeitig Einblicke in die technischen Aspekte bekomme. "Da Lena aus dem Kaufmännischen kommt, wir aber ein Maschinenbauunternehmen sind, sollte sie einen gewissen technischen Hintergrund bekommen", so Walter. Er selbst sei angesichts der immer schnelleren Entwicklung auch nicht mehr in allen Themen auf dem neuesten Stand. "Deshalb bin ich froh, dass das unser Technischer Leiter, Andreas Reinhardt, übernimmt."

"Es ist definitiv nicht so, dass wir daheim Gesellschafterversammlungen führen."
Markus Walter, Geschäftsführer der Firma Seho

Dieser empfindet das Arbeitsverhältnis "mit der Tochter vom Chef" als sehr normal. Lena Walter und ihre Zwillingsschwester, die nicht bei Seho arbeitet, kannte er bereits von Sommerfesten oder Weihnachtsfeiern. "Berührungsängste gibt es da keine", sagt Reinhardt. Als er 2014 zu Seho gekommen ist, sei er selbst immer der Jüngste gewesen. Inzwischen habe sich das Führungsteam deutlich verjüngt. Das mache es natürlich auch leichter für Lena, die nicht nur von lauter 50- oder 60-Jährigen umgeben sei.

Die Zusammenarbeit zwischen Controllern und technischen Entwicklern schaffe wichtiges Verständnis füreinander. "Denn zwischen der Technik und den Zahlenmenschen gibt es sicherlich ein Spannungsfeld. Die einen geben das Geld aus, die anderen sollen es zusammenhalten", sagt Markus Walter.

Die Regelung der Nachfolge sei auch ein guter Zeitpunkt gewesen, um die unterschiedlichen Stränge der Firma, die zum 1. Mai die Vier-Tage-Arbeitswoche für die Bereiche Produktion und Logistik eingeführt hat, unter dem Dach einer Holding zu ordnen. "Das macht es für mich einfacher, Anteile an die Kinder zu übergeben." Beide Töchter sind inzwischen Gesellschafterinnen. "Als Eintrittsgeschenk haben wir dann Lena sozusagen gleich noch die Prokura übergeben", ergänzt er. Das bedeutet, dass sie eine rechtliche Vollmacht besitzt. Das habe sich nach dem Ausstieg eines anderen Prokuristen angeboten.

Firmenanteile früh zu übergeben, ist laut Walter wichtig

Entscheidend sei, bei der zeitlichen Organisation die Balance zu finden: "Es ist heute ganz wichtig, dass Unternehmen rechtzeitig anfangen, Anteile zu übergeben", findet Vater Markus. Es gebe viel zu viele Firmen, bei denen der Seniorchef mit 70 immer noch dabei sei und auf einmal krank werde. Dann könne es schnell teuer werden oder Familienstreit geben. Gleichzeitig dürfe man nicht zu früh eine Erwartungshaltung aufbauen. "Das war von Anfang an mein Versprechen an die Kinder, dass es da keinen Druck gibt", so Walter. "Wenn es anders gelaufen wäre, wäre es auch ok gewesen."

Das bestätigt seine Tochter: "Ich hatte wirklich nie das Gefühl, dass ich das machen muss." Hätte sie sich für einen anderen Job entschieden – so wie ihre Zwillingsschwester – wäre es für Vater Markus aber dennoch hart gewesen, gibt er zu. 2006 hat er die Firma gemeinsam mit einem Geschäftspartner gekauft und seitdem viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt.

Auch ein entspannter Umgang mit Arbeitsthemen nach Feierabend ist für Vater und Tochter selbstverständlich. Natürlich gebe es immer wieder mal Dinge, über die man abends rede und das auch gerne tue. "Aber ansonsten versuchen wir schon, den Feierabend Feierabend sein zu lassen. Es ist definitiv nicht so, dass wir daheim Gesellschafterversammlungen führen", sagt Markus Walter.

 
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