Es ist immer gut, wenn man im Urlaub jemanden wie den Lohrer Robert Schwarz dabei hat. Das Kofferschleppen kann dann locker er übernehmen. Immerhin läuft er mit einem 110-Kilo-Koffer in jeder Hand 40 Meter in unter 19 Sekunden. Der 37-Jährige gehört zu den stärksten Männern Deutschlands und stellt dies in seiner dritten Saison als Strongman in Disziplinen wie Fassstemmen, Lkw-Ziehen oder Umstürzen von 280-Kilo-Reifen unter Beweis.
Schwarz ist das, was man eine imposante Erscheinung nennt: 1,95 groß, 140 Kilogramm schwer. Viel Muskelmasse, wenig Fett. Der Zerspanungsmechaniker programmiert morgens bei Rexroth CNC-Fräsmaschinen, nachmittags geht's ins Fitnessstudio. Viermal die Woche trainiert er jeweils zwei Stunden im clever fit, dazu regelmäßig samstags drei bis vier Stunden im 65 Kilometer entfernten Walldürn, wo sich ein Trainingsstützpunkt für Strongmen befindet. Er findet: "Mit hohen Gewichten macht's mehr Spaß." Er trainiert dabei nicht an allerlei Geräten, sondern braucht nur eine Langhantel. Mehr braucht er etwa für eine Kniebeuge, die Beine, Rumpf und Rücken gleichzeitig trainiert, nicht.
Actionfilme mit Arnold Schwarzenegger haben ihm in seiner Jugend imponiert. Für ihn war klar: Er wollte später auch mal viele Muskeln. Kräftig war er schon immer, erzählt er. Früher spielte er Basketball, mit 18 Jahren und 90 Kilogramm begann er mit dem Krafttraining. "Ich habe jedes Jahr zwei bis drei Kilo zugelegt", sagt Schwarz. Lange brachte er 110, 115 Kilogramm auf die Waage. "In den letzten vier Jahren hab ich noch mal 20 Kilo draufgepackt."
Einen Ernährungsplan hat er nicht, er trinke nur frühs vor der Arbeit einen Eiweißshake und esse einfach immer zwei Portionen. Und viel Fleisch. Schwarz: "Ich schaue schon, dass ich abends ein halbes Kilo Fleisch esse." Neulich hat er mal nur ein 400-Gramm-Steak gegessen, da habe ihm schon noch der Magen geknurrt.
Hungrig auf Erfolg: Vom Strongman-Deutschland-Cup in die Pro League
2016 stolperte er im Internet über eine Anmeldung für einen Strongman-Beginner-Cup für Anfänger. Es hat ihn in den Fingern gejuckt, sich da mal auszuprobieren. Er belegte gleich den dritten Platz und leckte dabei Blut bei dem aus Amerika kommenden Sport. Im Jahr darauf startete er erstmals im Deutschland-Cup, der "zweiten Liga" der starken Männer. Schwarz lobt den Kameradschaftsgeist unter den Kollegen. "Man leiht sich Schuhe, Bandagen, Zughilfen, wenn einer mal was nicht dabei hat."
Inzwischen ist er das dritte Jahr dabei, natürlich in der höchsten Gewichtsklasse 105+, und nach den ersten beiden Wettkämpfen sogar Gesamtführender. Den Deutschland-Cup zu gewinnen, bevor er eine neue Herausforderung in der ersten Liga, der Pro League, sucht, ist sein Traum. Fünf Wettkämpfe kommen noch. Er hätte schon nach der ersten Saison zu den noch Stärkeren aufsteigen können, aber er habe erst noch ein paar Pokale sammeln wollen, sagt Schwarz. In der Pro League hantieren die Strongmen mit noch höheren Gewichten.
Bei den einzelnen Wettkämpfen gibt es vier bis sechs unterschiedliche Lauf- und Hebedisziplinen, bei denen es auf Kraft, aber auch auf Schnelligkeit und Ausdauer ankommt. "Danach bist du am Ende." Wenn ein Brauerei einen Wettkampf sponsere, dann gelte es eben, so oft es geht ein mit Sand und Kies gefülltes 50-Kilo-Fass vom Boden über den Kopf zu heben, erzählt Schwarz. Sei es in der zweiten Liga 90 Kilo schwer, müssten die Athleten in der ersten schon 100 Kilo hochwuchten.
Bei der Kniebeuge schafft er 300 Kilogramm, beim Bankdrücken 210, beim Kreuzheben 300 und über Kopf 160. Sind derlei Gewichte nicht eine starke Belastung für den Körper? "Alles Extreme ist nicht gut, das ist mir bewusst", sagt er. Andererseits würden Muskeln die Gelenke schonen, durch das Training seien auch seine Sehnen härter und dicker geworden. Und so schlimm könne es nicht sein: "Hobbyfußballer sind mit 30 kaputt und ich renne mit 300 Kilo durch die Gegend und bin gesund." Rückenschmerzen habe er keine, die habe er nur früher gehabt, wenn er länger nicht trainiert hat.
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Bei den Strongmen gehe es mit 25 Jahren los, die Kollegen seien im Schnitt 30 Jahre alt. Er sei zwar mit seinen 37 Jahren nicht mehr der Jüngste, aber er fühle sich gut, sei ausdauernd und schnell – auch wenn ihm das aufgrund seiner Statur nicht jeder spontan abnehme. Um bei den Wettkämpfen alles geben zu können, trainiere er vier, fünf Tage vor einem Wettkampftag überhaupt nicht.
Schwarz gefällt es, dass er für die Wettkämpfe weit herumkommt. Dieses Jahr stehen unter anderem noch Wettkämpfe bei Bremen und Berlin und das Finale in Leipzig auf dem Programm. Mit dabei ist "mit großer Begeisterung" immer seine Frau Jenny. Das ist auch ganz gut, weil er nach den Wettbewerben ziemlich auf dem Zahnfleisch geht und froh ist, dass seine Frau sich ans Steuer setzt.
Seinen nächsten Wettkampf bestreitet Robert Schwarz am Vatertag, den 30. Mai, in Walldürn im EISI Gesundheits und Leistungszentrum, Bettendorfring 23. Beginn ist um 14 Uhr.