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SEIFRIEDSBURG
Strecke 46: Konzept für weitere Nutzung
Der Brückenpfeiler der unvollendeten Autobahn „Stecke 46“ bei Gräfendorf, der als Kletterfelsen genutzt wird.
Foto: Armin Rittel | Der Brückenpfeiler der unvollendeten Autobahn „Stecke 46“ bei Gräfendorf, der als Kletterfelsen genutzt wird.
Michael Mahr
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:08 Uhr

In den Jahren 1936 bis 1940 war an der Strecke 46 gebaut worden, einer nicht fertiggestellten Autobahn zwischen Gemünden und der Rhön. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten eingestellt und nie wieder aufgenommen. Jahrzehntelang spielte die Strecke 46 keine Rolle mehr. Erst seit einigen Jahren beschäftigt man sich wieder intensiv mit ihr. Diese Arbeit wird jetzt fortgeführt.

Der Gemündener Stadtrat stimmte in seiner Sitzung am Montagabend zu, sich an den Kosten eines Konzepts zu beteiligen, das die bisherige touristische Erschließung der Strecke 46 bündelt, weiterführt, vernetzt und durch die Präsentation einzelner Themen attraktiv gestaltet.

Lehrpfad geplant

Geplant ist unter anderem ein modern präsentierter Lehrpfad, der für Familien, Individualtouristen oder Schulklassen attraktiv ist, aber auch von Mountainbikern genutzt werden kann. Das Gesamtprojekt läuft weiter unter „Strecke 46 – die vergessene Autobahn“, weil diese Marke seit 20 Jahren eingeführt ist. Auch das für Internetauftritt, Faltblätter und Infotafeln erarbeitete Layout wird übernommen. Der Landkreis Main-Spessart wird die Genehmigung dafür erteilen.

In den Jahren 2015 bis 2017 war unter der Federführung des Regionalmanagements des Landkreises die Internetseite über die Strecke 46 erarbeitet worden; es wurden Faltblätter gedruckt und an markanten Punkten entlang der Strecke acht große Informationstafeln aufgestellt. Außerdem wurden rund 20 Naturparkführer geschult. Beteiligt an dem Projekt waren neben der Stadt Gemünden auch die Gemeinde Gräfendorf sowie die Märkte Burgsinn und Zeitlofs (Lkr. Bad Kissingen). Gefördert wurde es vom bayerischen Heimatmuseum.

Staatsforst und zwei Gemeinden neu dabei

Basis der Arbeit war das Buch „Strecke 46 – die vergessene Autobahn“ von Dieter Stockmann, dem Mitbegründer der „Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte“. Dieser Verein wird jetzt Träger der Fortsetzung des Projekts, die in mehreren Treffen seit April beraten wurde. Der Kreis der Beteiligten hat sich dabei erhöht. Jetzt sind zusätzlich die Gemeinden Gössenheim und Karsbach sowie die Bayerischen Staatsforsten dabei.

Die Fortführung der Arbeit an der Strecke 46 soll ein Leader-Projekt werden. Es sind Akteure aus drei lokalen Aktionsgruppen (LAG) für solche Leader-Projekte beteiligt. Die Gemeinde Gössenheim ist in der LAG Wein, Wald, Wasser, der Markt Zeitlofs in der LAG Landkreis Bad Kissingen, die übrigen Kommunen in der LAG Spessart. Wegen des LAG-übergreifenden Ansatzes rechnet man mit einem erhöhten Fördersatz von 70 Prozent.

Kommunen teilen sich Restkosten

Gefördert wird das Konzept für die weitere Nutzung der Strecke 46, wenn es auch realisiert wird. Neun Projektbüros waren gefragt worden, drei reichten Angebote ein. Das günstigste legte mit rund 9100 Euro die Firma „Cognitio“ aus Niedenstein in Nordhessen vor. Die Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte finanziert die Erarbeitung des Konzept vor. Die beteiligten Kommunen müssen nach Abzug der Leader-Förderung noch gut 2700 Euro aufbringen.

Der Betrag wird nach einem in der Arbeitsgruppe vereinbarten Schlüssel aufgeteilt. Die eine Hälfte wird zu jeweils gleichen Teilen von den sechs Kommunen aufgebracht. Die andere Hälfte wird im Verhältnis der Einwohnerzahlen getragen. Auf die Stadt Gemünden entfallen rund 964 Euro. Der Betrag wird in den Haushalt für 2019 eingestellt. Heuer waren 500 Euro für Instandhaltung an der Strecke 46 im Etat eingeplant, die aber voraussichtlich nicht benötigt werden, da Ehrenamtliche die Pflege erledigen.

Technikdenkmal

Auch wenn die Strecke 46 nie fertiggestellt wurden, sind einzelne Bauwerke des Autobahnprojekts bis heute sehr gut erhalten. Zu ihnen zählen der Brückenpfeiler im Saaletal bei Gräfendorf, den heute der Alpenverein als Kletterfelsen nutzt, die Brücke über die Straße Burgsinn-Gräfendorf oder die Brücke über die Straße zwischen den beiden Zeitlofser Ortsteilen Rupboden und Weißenbach. Auch Dämme oder Erdaufschlüsse zeigen den Verlauf der Trasse bis heute an. Teile der Strecke 46 stehen als Technikdenkmal unter Schutz.

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Immer wieder finden Führungen entlang der „Strecke 46” statt, so wie hier im Bereich des Gemündener Stadtteils Seifriedsburg anlässlich des Tag des offenen Denkmals am 9. September.
Foto: Matthias Kübert | Immer wieder finden Führungen entlang der „Strecke 46” statt, so wie hier im Bereich des Gemündener Stadtteils Seifriedsburg anlässlich des Tag des offenen Denkmals am 9. September.
 
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Kommentare
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  • mo94
    Liebe Leute,
    ein Denkmal muss nicht immer schön sein. Übrigens ist die Entstehungsgeschichte vieler Denkmalgeschützter Burgen und Schlösser von mehr Blut getränkt wie die Strecke 46. Nur dass sie aus einer eher unrühmlichen Epoche stammt, spricht ihr aber nicht die geschichtliche Bedeutung ab. Siehe auch den folgenden Auszug aus dem Denkmalgesetz: "Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt"
    Also, denkt daran, dass die "Bedeutung" nicht immer positiv zu sehen sein muss. Auch die Scherenburg hat schon beim Bau für viele Untertanen Leid erzeugt und nach der Fertigstellung war sie auch kein Heim für Witwen und Waisen!
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  • molinarius21
    @hessdoerferth: Das Engagement Stockmanns ist in dessen Buch niedergelegt.Wer es gelesen hat, der weiß um die Geschichte der "Strecke 46".Es wurde auch kein Vergleich angestellt, den Sie interpretieren.Gemünden ist finanziell nicht in der Lage, eine Rollatorstrecke in seiner Innenstadt zu bauen, dafür soll gespendet werden. Besser wäre es somit gewesen, sich für diese um eine Förderung zu bemühen, denn diese ist notwendig, anstatt die "Strecke 46" ins "Leader" zu holen.Hier liegt der Vergleich. Ich kann Ihnen auch sagen, warum man sich in Gemünden, Gräfendorf um die "Strecke 46" bemüht: Da geht es weniger um Stockmann, sondern um den Tourismus, am besten die Touristen von der Schiffsanlegestelle,falls vielleicht irgendwann einmal gebaut, an Gemünden vorbei in den Wald bei Gräfendorf, Rupboden oder Seifriedsburg zu kutschieren. Zum Mahnmal sei gesagt: Ein Mahnmal ist dazu bestimmt, um Betroffenheit auszulösen. Bei einem Loch mitten in der Prärie bin ich mir da allerdings nicht sicher.
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  • hessdoerferth
    Es ist ja ein Mahnmal. Und als solches ist es auch erhaltungs- wie erinnerungswürdig.
    Und es ist - um den hinkenden Vergleich des Vorkommentators aufzunehmen - genauso gut mit dem Rollator zu befahren wie die Gemündener Altstadt.

    Doch solche Vergleiche sind jenseits allen Geistes.

    Ich habe auch an Führungen teilgenommen und freue mich sehr, dass das Engagement Dieter Stockmanns endlich bei den beteiligten Anliegergemeinden Früchte trägt. Sein Wissen in der Geschichte um die vergessene Autobahn ist enorm und beachtenswert.

    Doch sollte es auch ein eher stilles Denkmal bleiben und nicht irgendwie hochgepuscht werden.
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  • molinarius21
    Die "Strecke 46" bin ich schon abgefahren, als sich keiner darum kümmerte hat bzw. kannte. Warum auch? Es ist schlicht ein Nazibauwerk. Ich verstehe nicht, warum um ein Bauwerk, das während dem düstersten Kapitel deutscher Geschichte entstand, so ein gr0ßer Rummel gemacht wird. Es sollte vielleicht besser Mahnmal sein, als öffentlich Bilder von hakenkreuztragenden Männern in Schaukästen darzustellen. Diese Strecke sollte dem Krieg, mit Anbindung der Panzerstraße vom Lager Hammelburg, für eine schnelle Verlastung dienen. Tourismus kann man auch anders fördern, als "ei, schaut her und schaut euch den Wasserdurchlass an!" Schafft dort oben in den Rhön- und Spessartwäldern lieber eine realistische Strecke mit Anbindung von Burgsinn und Bad Brückenau und Gemünden und verwendet das Geld, die Förderung lieber für eine Rollatorzone in Gemünden. Das ist für die Gesellschaft, insbesondere für unsere Senioren, sicher ein Mehrgewinn!
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