
Ein perfekter Neustart nach drei verlorenen Corona-Jahren gelang den Narren vom Carnevals Club Stetten (CCS) nach der "Närrischen Weinprobe" im November nun mit seinen beiden Prunksitzungen. Unter dem Motto "Dschungelfieber" drehte sich vor allem bei den tollen Tänzen alles um den Urwald. Bei den Beiträgen in der Bütt stand der zweite Wortteil "Fieber" in Gestalt des hoffentlich überwundenen Covid-Virus oft im Mittelpunkt. Die Gäste kamen diesmal aus Gerbrunn und Wipfeld.
Gäste teilten in Stetten aus
Gäste werden normalerweise mit Samthandschuhen angefasst – allerdings nur so lange, wie sie sich ordentlich benehmen. Benedikt Mehling hätte durchaus als wieder gefundener verlorener Sohn gelten können, der Faschingsprinz von der "Närrischen Vereinigung Wipfeld". Doch statt freudig in den Schoß der Heimatgemeinde Stetten zurückzukehren, teilten die Gäste vom Main bei der Begrüßung ganz kräftig gegen die Narren aus dem Werntal aus. Besonders die Prinzessin Alisha ging mit ihren spitzen Attacken schon nahe an die Schmerzgrenze, besonders als es um den Stettener Wein ging.

Doch die Gastgeber blieben da nichts schuldig: Florian Burkard, der Sitzungspräsident des CCS, konterte schlagfertig und klärte als "Wipfelder Zehntgraf" über die "wahren Wurzeln" des bis dahin grottenschlechten Weins auf. Auf der verzweifelten Suche nach genießbaren Wein sei eben dieser Graf zunächst vergebens durch die Lande geritten, bis er kurz nach Himmelstadt ein Dorf "wie aus Marmor gemeißelt und schöner als Babylon und Rom zusammen" erblickte und den besten Wein vom Stettener Stein kosten konnte. Zurück in Wipfeld ließ er darauf hin alle schlechten Rebstöcke ausreißen und Stettener Pflanzen setzen.
Ein Glanzlicht des musikalischen Kabaretts bot der vielseitige Sitzungspräsident zum Schluss noch zusammen mit seinem Bruder Martin und Rüdiger Amthor mit den "Drei letzten Coronaviren". Pfiffig, mit klugen Texten und bester Musik bewiesen sie, wieso sich das Virus im Gesundheitsparadies Stetten nicht behaupten konnte.
"Leberkäs statt Trockenhauben"
Weitere Themen waren der "männliche Rapunzel" und die Suche nach einer geeigneten Nutzung für den Salon Gabi. Dabei wurden Dönerladen oder Burgerbraterei entschieden abgelehnt – bestenfalls ein Imbissladen vom nahegelegenen Metzger: "Leberkäs statt Trockenhauben". Sehr kritisch wurde der aktuelle Lokalteil der Tageszeitung bewertet: "Was interessiert mich ein Rattenrundlaufwettbewerb in Kreuzwertheim?" Anrührend dann die Hommage auf Stettens kulturelles Zentrum "Die Halle".
Bestes Musikkabarett brachten auch "Schierahaaandvoull" (fast eine Handvoll) mit Thomas Deißenberger, Helmut Kron, Harald Spahn und Wolfgang Krebs mit guten Stimmen und anspruchsvollen Texten zu Stettener Themen. Bei weiteren Textbeiträgen ging es abermals um das Virus. Robert Heßdörfer und seine Tochter Lena blickten zurück auf "Einkaufen am Samstag bei's Bäcke". Über 20 Kunden mussten auf der Straße warten, und weil viele für mehrere Familien einkauften und immer mehr "Frömme" (Fremde) aus Karscht kamen, ging kaum etwas voran.
Witze auch über die Main-Post
Über das ständige Gejammere regte sich der Teenager Paul Jungbauer auf. Zu Stetten gehören aber auch die "Lömmetrater": Leni Deißenberger und Lucy Klett sorgten mit frechen Sprüchen für Frohsinn. Als professioneller Gast zeigte sich Elmar Nun, der Retzstadter Nachtwächter. Locker-flockig witzelte er über die heimische Main-Post, die lange schon keine Lokalzeitung mehr sei.

Ganz besonders stolz kann der Carnevals Club Stetten auf seine Tänzerinnen sein, angefangen bei der Kindertanzgarde, die bezaubernd kostümierte Dschungeltiere vorführten. Fetzige und leidenschaftliche Marschtänze gab es von der Mittleren Garde und von der Prinzengarde. Die Damen begeisterten in der zweiten Halbzeit als "Kriegerinnen aus dem Dschungel" mit einem raffinierten Schautanz und die Herren führten das Thema nahtlos mit kraftvoll getanzten Szenen aus Walt Disneys "Dschungelbuch". Die Prinzengarde Gerbrunn erfreute mit dem Tanz "Wo ist meine Socke?". Die dreiköpfige Party-Band "Bayernmafia" zeigte, dass man nicht unbedingt eine große Kapelle braucht, um die richtige Stimmung zu erzeugen.