
Zwei Jahre mussten die Freunde der Zellinger Fasenacht auf eine echte Prunksitzung warten. Ein gelungener Neustart und gleichzeitig ein famoser Abschied für Klaus Ziegler, der nur noch eine Sitzung lang erster Sitzungspräsident sein wird. Der Abend begann vor allem klassisch mit gekonnten Marschtänzen und jungen Talenten in der Bütt. Vor der Pause versprachen die Sitzungspräsidenten Klaus und Maximilian Ziegler einen "Showteil" und sie hielten Wort.
Zusammen mit den Zellinger Narren zogen die Narrengilde Gerbrunn und der Carnevalclub Stetten in die Halle ein. Das Prinzenpaar Marcel I & Justine I verriet, dass sie eigentlich an die nächste Session gedacht hatten und erst beim Auftakt vom Prinzenvater (und Schatzmeister) Stefan Lyst und Klaus Ziegler angefleht wurden.

Bütten-Nachwuchs sieht seine Zukunft im Internet
Tänzerisch eröffnete schon fast traditionell die Kindergarde, ihr Showtanz war "Africa Vibes" überschrieben. Die Jugendgarde und die Prinzengarden (aus Zellingen und Gerbrunn) zeigten Marschtänze – Hochleistungssport im Gardekostüm. In der Jugendbütt verkündete Paul Jungbauer, wie er als Teenager die Welt erlebt: Leben zwischen Zahnspange ("Knutschen wie mit Stacheldraht") und jammernden alten Männern. Die Babyboomer gingen bald in Rente und machten mit E-Bikes die Radwege unsicher oder verstopften die Züge. Deshalb sehe seine Generation-Z ihre Zukunft im Netz.
Der "Nachtwächter aus Retzscht" dichtete zur ausgefallenen Lautsprecheranlage bei der Einweihung des Dorfladens das Lied "blamiert bis auf die Zehn" und bemerkte zu Zellingen, Straßenlampen mit und ohne LED bildeten den Gemeinderat ab: Unterschiedliche Leuchten geben verschiedenes Licht ab.
Bei "Männer – wie wir sie loswurden und wieder fanden" plauderten Judith und Bainca so manches Dating-Fettnäpfchen aus. Etwa von Kavalieren, die nur ein Wasser bezahlten oder in der Wohnung viel zu früh blank zogen.
Glatteis-Gefahr im Wohnzimmer
Elfen, die im Wald befreit wurden, stellte des Showtanz "Im Schatten der Macht" der Jugendgarde dar. Die Prinzengarde aus Gerbrunn fragte "Wo ist meine Socke" und fand sie tief in der Waschmaschine.

Weil es in ihren Wohnungen so kalt ist, dass sogar Glatteisgefahr beim Wischen besteht, trafen sich drei Putzweiber an einer wärmenden Feuertonne. Plötzlich landeten zwei Aliens und verlasen nach der Wiederbelebung mit Frankenwein aus dem intergalaktischen Reiseführer: "Zellingen – ein Vorort von Duttenbrunn. Die Ortsmitte der einst florierende Handelsstadt am Main ist ausgestorben und das Straßensystem durch Glasfasergräben verwüstet". Vergeblich suchten sie nach einer Telefonzelle – "das an der Apotheke ist ein Bücherschrank" – und wunderten sich über die "Parkraumüberwachungsmafia", wo 299 statt 300 Zentimeter Durchfahrtsbreite teuer werden können - "ich sage doch, die spinnen hier". Die drei irdischen Damen fragten sich, was die Gemeinde wohl mit dem eingenommenen Geld macht, wenn schon das tolle Sommerfest am Spätzplatz und die Schilder in der Gemarkung engagierten Bürgern zu verdanken waren. Vielleicht in fünf Jahren eine bombastische Halle bauen? Doch dann boten die Aliens Asyl in ihrem Sonnensystem "Layla" allen an, die ihre "Hymne" singen können – und wer könnte das nicht? Anders als im Kiliani-Festzelt ist sie in der Fasenacht auch nicht verboten.
Eine besondere Muppetshow – mit Tina Turne und Jürgen Drews – präsentierten die Unforgettables der Turedancer. Maxi und Jochen boten eine Musik-Bütt mit allerlei Zungenbrechern und gegen das deutsche Lachdefizit durchaus mit Tiefgang: "Wir Deutschen meckern und wenn es nichts zu meckern gibt, meckern wir weil nicht meckern können."
Tänzerische Glanzpunkte schlossen das fünfstündige Programm ab: Das Männerballett der Turedancer ging im Wilden Westen am "Pass der weißen Rose" akrobatisch und effektvollauf Gold- und Schatzsuche. Die Turedancer sind amtierender sowie achtfacher bayerischer Meister.
Ob in Bunt oder Schwarzweiß, beim Showtanz "Welcome to Clowntown" der Prinzegarde drehte sich alles um Fröhlichkeit und Lockerheit. Mit dem Finale leitete der Fasenachtsverein zur Aftershow-Party über.