Wer soll Marktheidenfelds neuer Bürgermeister werden? Nachdem Amtsinhaberin Helga Schmidt-Neder (FW) nicht mehr antritt, stehen am 15. März zwei Kandidaten zur Wahl: der FW-Mann Holger Seidel und der parteilose Thomas Stamm für die CSU. Leicht wird vielen Bürgern die Wahlentscheidung wohl nicht fallen, denn inhaltlich stehen sich die beiden Kandidaten sehr, sehr nahe.
- Wer es nochmal im Detail nachverfolgen möchte: Hier ist der Live-Ticker vom Abend.
Dies wurde überdeutlich bei der Podiumsdiskussion am Dienstagabend im Pfarrheim St. Laurentius, die von der Main-Post in Zusammenarbeit mit dem Main-Echo ausgerichtet wurde. Die Veranstaltung stieß auf derart großes Interesse, dass sich etliche der rund 300 Besucher im dicht gefüllten Pfarrheim mit Stehplätzen begnügen mussten.
Nach einer kurzen Vorstellung der beiden Kandidaten ging es in der von den Main-Post-Redakteuren Joachim Spies und Lucia Lenzen moderierten Diskussion um die Themenbereiche Innenstadt und Einzelhandel, um die Mainufergestaltung, um das Wohnen sowie um den Klimaschutz und die medizinische Versorgung.
Wie die Einkaufsstadt attraktiver machen?
In einer kurzen Filmeinspielung äußerten sich verschiedene Passanten zur Einkaufsstadt Marktheidenfeld. Zu hören waren teilweise recht gegensätzliche Aussagen wie "bescheiden", "gut", "früher war das besser" oder "nicht so anspruchsvoll sein, dann klappt das". Was muss aus Sicht der beiden Bürgermeisterkandidaten getan werden, damit Marktheidenfeld als Einkaufsstadt attraktiv bleibt?
Es gelte, eine Gemeinschaft derer zu bilden, die daran interessiert seien, Leben in die Stadt zu bringen, sagte Seidel, allerdings handele es sich um ein "dickes Brett, das wir da bohren müssen". Der Teamgedanke sei notwendig, meinte auch Stamm; neben Stadt und Werbegemeinschaft müssten zudem die Vermieter eingebunden werden. Auch er sprach von einer schwierigen Aufgabe.
Auf Nachfrage aus dem Publikum sagte Seidel, er sei sich der Bedeutung des Lermann-Areals bewusst. Dieses Filetstück müsse man zusammen mit dem alten Festplatz im Auge behalten. Dem schloss sich Stamm an und brachte zusätzlich zu den bestehenden Planungen eines Investors die Möglichkeit eines Ärztehauses in diesem Bereich ins Spiel.
Vor allem Jüngere wünschen einen Stadtstrand
Wie ein weiterer Kurzfilm zeigte, gehen auch beim Thema Mainufer, mit dem sich der Stadtrat seit Jahren beschäftigt, die Ansichten der Marktheidenfelder auseinander. Manche finden den Bereich so wie er ist "schön" oder "okay" und sagen "der Parkplatz sollte erhalten werden", andere, vor allem Jüngere, wünschen sich dort einen Stadtstrand, was wieder andere völlig ablehnen.
Das Thema sollte wieder zügig auf die Tagesordnung geholt und auf neue Füße gestellt werden, meinte Seidel. Für ihn sei die Mainpromenade das zweite Filetstück neben dem Lermann-Areal.
Auch Stamm möchte das Thema wieder aufgreifen; man benötige ein Gesamtkonzept vom Felsenkeller bis zur Brücke, das auch den Verkehr berücksichtige. Beide Kandidaten betonten, dass die Einbindung der betroffenen Bürger wichtig sei. Zwei im Publikum sitzende Anwohner des Mainkais plädierten mit Nachdruck für den Erhalt des bestehenden Parkplatzes, einer für eine andere Anbindung an die Lengfurter Straße. Das kann sich auch Thomas Stamm gut vorstellen
Blick auf die hohen Mieten in der Stadt
Mit Blick auf relativ hohe Wohnmieten in Marktheidenfeld wollte Moderator Spies wissen, ob eine städtische Wohnbaugesellschaft Abhilfe schaffen könnte. In dieser Frage wollte sich keiner der beiden Kandidaten wirklich festlegen. Laut Stamm wäre die Gründung einer solchen Gesellschaft ein "Riesenprojekt". Da müsse man zunächst einmal schauen, was sich die Stadt leisten könne. Seidel meinte, wünschenswert wäre preiswerter Wohnraum auf jeden Fall, aber es gebe bereits "entsprechende Gestalter von Wohnraum in der Stadt".
- Raten Sie mit den Kandidaten: Wie gut kennen Sie Marktheidenfeld?
Ob die Stadt nicht etwas aktiver lenken könnte, bohrten die Moderatoren Spies und Lenzen mit Blick auf viele Häuser, die nur von einer Person bewohnt seien, nach. Die Stadt könne nicht über die Immobilien von privaten Eigentümern bestimmen, meinte Stamm und Seidel ergänzte, dass Eigentümer oftmals nicht verkauften, weil es für Geld keine Zinsen mehr gebe.
Laut Spies wollen die Grünen im Marktheidenfelder Rathaus eine Stadtraumplaner-Stelle schaffen. Stamm bezeichnete dies als "gute Idee" und Seidel meinte, es sei sinnvoll, darüber zu sprechen. Um ökologisches Bauen zu fördern, setzen beide Kandidaten auf Anreizprogramme.
Trinkwasserversorgung hat erste Priorität
Auf die Frage von Moderatorin Lenzen, ob in Marktheidenfeld genug für den Klimaschutz getan werde, meinte Stamm, die Stadt sei bei diesem Thema "schon relativ weit". Für ihn habe in diesem Zusammenhang die Wasserversorgung erste Priorität. So sah dies auch Seidel, der als weiteren Schwerpunkt noch die Förderung der E-Mobilität nannte. Bei der Förderung von Photovoltaikanlagen setzen beide Kandidaten auf das Schaffen von Anreizen.
Ob die Stadt vielleicht einen Klimaschutzmanager anstellen sollte, wollte Lenzen wissen. Seidel gab zu bedenken, dass bereits der Landkreis-Klimaschutzmanager in die Gemeinden hineinwirke und Stamm mahnte an, realistisch zu bleiben und die städtischen Finanzen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Auf die Frage einer Frau aus dem Publikum nach Möglichkeiten der Verbesserung im Stadtbusverkehr sagte Seidel, Verbesserungen seien "möglich und notwendig". Stamm meinte, die Leute sollten versuchen, mehr mit dem Fahrrad zu fahren. "Vielleicht kann Marktheidenfeld eine Radelstadt werden", meinte er.
Beide Kandidaten wollen ein medizinisches Versorgungszentrum
Und wie sehen die Kandidaten die Zukunft der medizinischen Versorgung? Könnte ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Krankenhausgebäude die Lösung sein? In diese Richtung könnte es gehen, sagte Seidel, allerdings müsse man Anreize schaffen, um junge Ärzte nach Marktheidenfeld zu bekommen. Man brauche ein ärztliches Versorgungszentrum als Anlaufstelle für die Bürger, meinte auch Stamm.
Bleibt die Frage: Gibt es gar keine Sache, in der sich die beiden Bürgermeisterkandidaten wesentlich unterscheiden? Doch, die gibt es! Während Stamm einen trockenen Silvaner bevorzugt, trinkt Seidel gerne ein kühles Pils...