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Marktheidenfeld
Stamm und Seidel: Zwei Kandidaten, die sehr ähnlich denken
Bei der Podiumsdiskussion in Marktheidenfeld ging es um Mainufergestaltung, Leerstände und Krankenhaus. Aber vor allem darum, sich ein Bild zu machen von den Bewerbern.
Holger Seidel (links) und Thomas Stamm (rechts) wollen Bürgermeister in Marktheidenfeld werden. Bei einer Podiumsdiskussion im Pfarrheim stellten sie sich den Fragen der Moderatoren und des Publikums.
Foto: Fabian Gebert | Holger Seidel (links) und Thomas Stamm (rechts) wollen Bürgermeister in Marktheidenfeld werden. Bei einer Podiumsdiskussion im Pfarrheim stellten sie sich den Fragen der Moderatoren und des Publikums.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:10 Uhr

Wer soll Marktheidenfelds neuer Bürgermeister werden? Nachdem Amtsinhaberin Helga Schmidt-Neder (FW)  nicht mehr antritt, stehen am 15. März zwei Kandidaten zur Wahl: der FW-Mann Holger Seidel und der parteilose Thomas Stamm für die CSU. Leicht wird vielen Bürgern die Wahlentscheidung wohl nicht fallen, denn inhaltlich stehen sich die beiden Kandidaten sehr, sehr nahe.

Dies wurde überdeutlich bei der Podiumsdiskussion am Dienstagabend im Pfarrheim St. Laurentius, die von der Main-Post in Zusammenarbeit mit dem Main-Echo ausgerichtet wurde. Die Veranstaltung stieß auf derart großes Interesse, dass sich etliche der rund 300 Besucher im dicht gefüllten Pfarrheim mit Stehplätzen begnügen mussten.

Fotoserie

Nach einer kurzen Vorstellung der beiden Kandidaten ging es in der von den Main-Post-Redakteuren Joachim Spies und Lucia Lenzen moderierten Diskussion um die Themenbereiche Innenstadt und Einzelhandel, um die Mainufergestaltung, um das Wohnen sowie um den Klimaschutz und die medizinische Versorgung.

Eine Runde mal ganz privat: Main-Post-Redakteurin Lucia Lenzen im Gespräch mit Holger Seidel Über Hobbys, strenge Lehrer und die Narretei. 
Foto: Fabian Gebert | Eine Runde mal ganz privat: Main-Post-Redakteurin Lucia Lenzen im Gespräch mit Holger Seidel Über Hobbys, strenge Lehrer und die Narretei. 

Wie die Einkaufsstadt attraktiver machen?

In einer kurzen Filmeinspielung äußerten sich verschiedene Passanten zur Einkaufsstadt Marktheidenfeld. Zu hören waren teilweise recht gegensätzliche Aussagen wie "bescheiden", "gut", "früher war das besser" oder "nicht so anspruchsvoll sein, dann klappt das". Was muss aus Sicht der beiden Bürgermeisterkandidaten getan werden, damit Marktheidenfeld als Einkaufsstadt attraktiv bleibt?

Es gelte, eine Gemeinschaft derer zu bilden, die daran interessiert seien, Leben in die Stadt zu bringen, sagte Seidel, allerdings handele es sich um ein "dickes Brett, das wir da bohren müssen". Der Teamgedanke sei notwendig, meinte auch Stamm; neben Stadt und Werbegemeinschaft müssten zudem die Vermieter eingebunden werden. Auch er sprach von einer schwierigen Aufgabe.

Auch das Publikum meldete sich zu Wort – hier Peter Knobeloch am Saalmikrofon mit Main-Echo-Redaktionsleiterin Lena Schwaiger.
Foto: Fabian Gebert | Auch das Publikum meldete sich zu Wort – hier Peter Knobeloch am Saalmikrofon mit Main-Echo-Redaktionsleiterin Lena Schwaiger.

Auf Nachfrage aus dem Publikum sagte Seidel, er sei sich der Bedeutung des Lermann-Areals bewusst. Dieses Filetstück müsse man zusammen mit dem alten Festplatz im Auge behalten. Dem schloss sich Stamm an und brachte zusätzlich zu den bestehenden Planungen eines Investors die Möglichkeit eines Ärztehauses in diesem Bereich ins Spiel.

Vor allem Jüngere wünschen einen Stadtstrand

Wie ein weiterer Kurzfilm zeigte, gehen auch beim Thema Mainufer, mit dem sich der Stadtrat seit Jahren beschäftigt, die Ansichten der Marktheidenfelder auseinander. Manche finden den Bereich so wie er ist "schön" oder "okay" und sagen "der Parkplatz sollte erhalten werden", andere, vor allem Jüngere, wünschen sich dort einen Stadtstrand, was wieder andere völlig ablehnen.

Das Thema sollte wieder zügig auf die Tagesordnung geholt und auf neue Füße gestellt werden, meinte Seidel. Für ihn sei die Mainpromenade das zweite Filetstück neben dem Lermann-Areal.

Manchmal war's auch zum Schmunzeln (von links): Main-Post-Redaktionsleiter und Moderator Joachim Spies, die Bürgermeisterkandidaten Thomas Stamm und Holger Seidel und Moderatorin Lucia Lenzen.
Foto: Fabian Gebert | Manchmal war's auch zum Schmunzeln (von links): Main-Post-Redaktionsleiter und Moderator Joachim Spies, die Bürgermeisterkandidaten Thomas Stamm und Holger Seidel und Moderatorin Lucia Lenzen.

Auch Stamm möchte das Thema wieder aufgreifen; man benötige ein Gesamtkonzept vom Felsenkeller bis zur Brücke, das auch den Verkehr berücksichtige. Beide Kandidaten betonten, dass die Einbindung der betroffenen Bürger wichtig sei. Zwei im Publikum sitzende Anwohner des Mainkais plädierten mit Nachdruck für den Erhalt des bestehenden Parkplatzes, einer für eine andere Anbindung an die Lengfurter Straße. Das kann sich auch Thomas Stamm gut vorstellen  

Blick auf die hohen Mieten in der Stadt

Mit Blick auf relativ hohe Wohnmieten in Marktheidenfeld wollte Moderator Spies wissen, ob eine städtische Wohnbaugesellschaft Abhilfe schaffen könnte. In dieser Frage wollte sich keiner der beiden Kandidaten wirklich festlegen. Laut Stamm wäre die Gründung einer solchen Gesellschaft ein "Riesenprojekt". Da müsse man zunächst einmal schauen, was sich die Stadt leisten könne. Seidel meinte, wünschenswert wäre preiswerter Wohnraum auf jeden Fall, aber es gebe bereits "entsprechende Gestalter von Wohnraum in der Stadt".

Ob die Stadt nicht etwas aktiver lenken könnte, bohrten die Moderatoren Spies und Lenzen mit Blick auf viele Häuser, die nur von einer Person bewohnt seien, nach. Die Stadt könne nicht über die Immobilien von privaten Eigentümern bestimmen, meinte Stamm  und Seidel ergänzte, dass Eigentümer oftmals nicht verkauften, weil es für Geld keine Zinsen mehr gebe.

Die Augen zum Himmel: Beim Marktheidenfeld-Quiz waren Fragen zu beantworten und Personen auf der Leinwand zu erkennen.
Foto: Fabian Gebert | Die Augen zum Himmel: Beim Marktheidenfeld-Quiz waren Fragen zu beantworten und Personen auf der Leinwand zu erkennen.

Laut Spies wollen die Grünen im Marktheidenfelder Rathaus eine Stadtraumplaner-Stelle schaffen. Stamm bezeichnete dies als "gute Idee" und Seidel meinte, es sei sinnvoll, darüber zu sprechen. Um ökologisches Bauen zu fördern, setzen beide Kandidaten auf Anreizprogramme.

Trinkwasserversorgung hat erste Priorität

Auf die Frage von Moderatorin Lenzen, ob in Marktheidenfeld genug für den Klimaschutz getan werde, meinte Stamm, die Stadt sei bei diesem Thema "schon relativ weit". Für ihn habe in diesem Zusammenhang die Wasserversorgung erste Priorität. So sah dies auch Seidel, der als weiteren Schwerpunkt noch die Förderung der E-Mobilität nannte. Bei der Förderung von Photovoltaikanlagen setzen beide Kandidaten auf das Schaffen von Anreizen.

Ob die Stadt vielleicht einen Klimaschutzmanager anstellen sollte, wollte Lenzen wissen. Seidel gab zu bedenken, dass bereits der Landkreis-Klimaschutzmanager in die Gemeinden hineinwirke und Stamm mahnte an, realistisch zu bleiben und die städtischen Finanzen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Thomas Stamm auf der Bühne im Pfarrheim St. Laurentius.
Foto: Fabian Gebert | Thomas Stamm auf der Bühne im Pfarrheim St. Laurentius.

Auf die Frage einer Frau aus dem Publikum nach Möglichkeiten der Verbesserung  im Stadtbusverkehr sagte Seidel, Verbesserungen seien "möglich und notwendig". Stamm meinte, die Leute sollten versuchen, mehr mit dem Fahrrad zu fahren. "Vielleicht kann Marktheidenfeld eine Radelstadt werden", meinte er.

Beide Kandidaten wollen ein medizinisches Versorgungszentrum

Und wie sehen die Kandidaten die Zukunft der medizinischen Versorgung? Könnte ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Krankenhausgebäude die Lösung sein? In diese Richtung könnte es gehen, sagte Seidel, allerdings müsse man Anreize schaffen, um junge Ärzte nach Marktheidenfeld zu bekommen. Man brauche ein ärztliches Versorgungszentrum als Anlaufstelle für die Bürger, meinte auch Stamm.

Bleibt die Frage: Gibt es gar keine Sache, in der sich die beiden Bürgermeisterkandidaten wesentlich unterscheiden? Doch, die gibt es! Während Stamm einen trockenen Silvaner bevorzugt, trinkt Seidel gerne ein kühles Pils...

Die Bürgermeisterkandidaten Holger Seidel und Thomas Stamm
Holger Seidel (48) wurde in Fulda geboren. Nach einem Lehramtsstudium mit den Fächern Latein, Geschichte und katholische Religionslehre unterrichtete er zunächst in Burgkunstadt, seit 2003 ist der heutige Studiendirektor am Gymnasium in Marktheidenfeld tätig. Seidel ist aktiv beim Faschingsverein Lorbser und beim TV Marktheidenfeld. Er gehörte acht Jahre lang dem Pfarrgemeinderat an und ist Kantor und Kommunionhelfer. Seidel ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Söhne.
Thomas Stamm (58) wurde in Marktheidenfeld geboren und wohnt in Hafenlohr. Von Beruf ist er Finanzwirt beim Finanzamt Lohr und an der Außenstelle Marktheidenfeld im Vollstreckungsbereich tätig. Er ist Vorsitzender der Rudergesellschaft Marktheidenfeld und Präsident des Bayerischen Ruderverbandes. Stamm ist verheiratet und hat mit seiner Frau eine erwachsene Tochter und mittlerweile auch einen Enkel.
 
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  • Franken48
    Aprilscherz Marktheidenfeld könnte Radelstadt werden.
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