
Kurz vor Jahresende stand – mit Blick auf die anstehenden klammen Haushaltsjahre – eine finanzielle Entscheidung im Karlstadter Stadtrat an: Wie groß soll die 825-Jahr-Feier werden? Denn in solchen Jahren prüft die Rechtsaufsichtsbehörde die freiwilligen Leistungen einer Kommune genau. Das Gremium will trotzdem an den Feierlichkeiten festhalten: "Ein Mensch, der 75, 80, 85 Jahre alt wird, kann an drei Stadtfesten teilnehmen", rechnete der Bürgermeister vor.
Für die Ausrichtung des Festes hat die Stadtverwaltung verschiedene grobe Programmpläne und die dazugehörigen Kosten ausgearbeitet. Variante A beschreibt eine Kulinarische Meile "Plus", mit Kinderprogramm, einem Vortrag zur Stadtgeschichte und ohne Bühne. Künstlerinnen und Künstler sollen dezentral auf dem Veranstaltungsgelände auftreten. Kostenpunkt: 13.450 Euro.
Variante B beschreibt ein Stadtfest mit Kulinarischer Meile und umfasst zusätzlich einen Empfang im Historischen Rathaus, einen Eintrag ins Goldene Buch, ein Bühnenprogramm, einen ökumenischen Gottesdienst, Veranstaltungen im Jahresverlauf und einen Jubiläumswein. Kostenpunkt: 35.970 Euro.
Budget-Spielraum für Stadtfest ist in der Theorie weit aufgespannt
Davon ausgehend entwickelte die Verwaltung eine Variante B1 mit vier Tagen Bühne und Künstlerinnen und Künstlern auf dem Gelände, größerem Kinderprogramm sowie Ortseingangsschildern und Fahnen. Kostenpunkt: 71.320 Euro. Eingerechnet ist auch ein Foto-Point: Der Schriftzug "Karlstadt" aus Sichtbeton soll einladen, Fotos zu machen. Kostenpunkt geschätzt: 10.000 Euro.
Variante C umfasst das volle Programm, dazu kommt ein größerer Empfang mit Politprominenz, ein Jubiläumsbier, ein externer Fotograf, die Karlstadt-Silhouette als Geschenk und ein Festzug. Kostenpunkt: 93.292 Euro. Bei jeder Variante kommen Kosten von rund 29.000 Euro für ein Städtepartnerschaftswochenende hinzu.
"Bei allen Konzepten darf ich vorausschicken: Es ist wichtig, das gemeinsam zu tun, mit unseren Bürgerinnen und Bürgern", sagte der Bürgermeister. Die Einbindung der Vereine ist jeweils explizit vermerkt. Das Programm lasse sich in den Feinheiten noch anpassen, doch die Verwaltung brauche eine Entscheidung, in welche Richtung weitergearbeitet werden soll.
Räte schienen Festzug gegenüber Foto-Point zu bevorzugen
Die zweite Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath (SPD) plädierte für die Variante B1: "Das ist wirklich ein Bürgerfest und die Karlstadterinnen und Karlstadter feiern doch recht gern", sagte sie. Manfred Goldkuhle (CSU) sprach an, dass ein solches Event eine nachhaltige Wirkung habe und wünschte sich eine Beteiligung der Stadtteile.
Benedikt Kaufmann (Freie Wähler) fand "ein bisschen finanzielle Demut durchaus angebracht" und positionierte sich, wie auch weitere Räte, gegen die Ausgaben für den Foto-Point. Isabel Frohnapfel (CSU) sprach sich nachdrücklich für einen Umzug aus, um Karlstadt und die Stadtteile als Einheit darzustellen. Ingo Röder (Freie Wähler) pflichtete ihr bei: "Festzug ist einfach Wir-Gefühl."
Der geschäftsführende Beamte Uli Heck gab zu bedenken, dass sich die Sicherheitsrichtlinien für einen Festzug gravierend geändert hätten und dieser nicht gleichzeitig mit der Kuli-Meile stattfinden könne. Mit vier Gegenstimmen entschied sich der Rat schließlich für die Variante B1 und bewilligte ein Budget von rund 71.000 Euro.