Zum ersten Mal wurde jetzt der Zukunftspreis der Stadt Marktheidenfeld verliehen. Mit dieser neuen Initiative sollen in einem zweijährigen Turnus innovative Ideen bekanntgemacht und besonders gefördert werden, wie Bürgermeister Thomas Stamm im Festsaal des Franck-Hauses bekräftigte. Er stellte fest, dass es tolle Vorhaben in der Stadt gebe und man auf die dafür verantwortlichen Menschen durchaus ein wenig stolz sein dürfte.
Im Jahr 2022 standen der Klima- und Umweltschutz im Blickpunkt. Die fordernde Idee dazu stammte aus den Reihen des Stadtrats während der Haushaltsberatungen, führte der Technische Bauamtsleiter Andreas Burk aus. Er war mit der Umsetzung des Preises betraut worden und nahm bis zum 30. November dreizehn Beiträge entgegen. Der Bau- und Umweltausschuss bewertete diese als Preisgericht und entschloss sich, das ausgelobte Preisgeld von 5000 Euro an drei Preisträger aufzuteilen.
Das Motto des Zukunftspreises: "Tue Gutes und rede darüber"
Laudator war der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Main-Spessart, Michael Kohlbrecher. Die drei Preisträger – ein Unternehmen, eine nicht-kommerzielle private Initiative und eine Privatperson – machten die Bandbreite an Handelnden und Ideen im weiten Feld des Klima- und Umweltschutzes deutlich. "Tue Gutes und rede darüber": Dies sei ein Leitmotiv des Marktheidenfelder Zukunftspreises.
Den ersten Preis in Höhe von 2500 Euro nahmen Diyaa Tarabeh, Nader Tarabeh und Michael Walz von "MyLocalFarm" aus Reichenberg entgegen. Das 2021 gegründete Unternehmen beschäftigt sich mit der Optimierung der regionalen Wertschöpfungskette für landwirtschaftliche Nischenprodukte wie Linsen oder Kichererbsen. Im Laden in der Marktheidenfelder Mitteltorstraße kümmert sich Filialleiterin Franziska Vogt um den Absatz weiterer regionaler und nachhaltig erzeugter Produkte.
Engagement gegen Artensterben und Ressourcenknappheit
Michael Kohlbrecher hob hervor, dass die Anbaugebiete von Hülsenfrüchten oft weit entfernt liegen würden und deshalb die Umwelt durch Anbau und Transport oft stark belastet werde. Insofern sei für eine regionale Anbau- und Versorgungsstruktur echte Pionierarbeit zu leisten. Die Entfremdung des Verbrauchers von seinen Lebensmitteln werde dadurch wieder aufgehoben. Zudem werde so dem Klimawandel, dem Artensterben oder der Ressourcenknappheit entgegengewirkt.
Beim zweiten, mit 1500 Euro dotierten Preis rückte dann die Kunst in den Mittelpunkt. Anja Hasenstein bietet mit ihrer nicht-kommerziell orientierten Initiative "Spessart Manufaktur" derzeit etwa zehn Projektpartnern aus dem regionalen Handwerk eine Plattform für den Verkauf von Produkten sowie Vernetzung und Wissensaustausch. Langfristig steht auch ein eigener Showroom in Marktheidenfeld auf der Agenda.
Lebendiger Mikrokosmos mit "vielen kleinen Untermietern"
Dabei werde, so Kohlbrecher, auch kulturelles Erbe bewahrt. Der persönliche Kontakt zu den einzelnen Manufakturen werde für die Funktion als Botschafter des Spessarts genutzt. Hasenstein wolle unter dem Logo eines Hirschkäfers mit schönen Dingen und Kleinigkeiten, die man in digitalen Zeiten noch konkret anfassen könne, Sinn und Identität im Alltag stiften. Dieser Weg wirke innovativ für die Vermittlung von Handwerk und Kunst an Kundinnen und Kunden.
Praxisnah und bewährt wirkte der dritte Preisträger Paul Fischer mit dem Projekt "Unser grünes Dach". Der frühere Stadtrat bekam eine Urkunde und 1000 Euro Preisgeld von Bürgermeister Thomas Stamm überreicht, weil er vor etwa sechs Jahren auf seinem Anwesen in der Frankenstraße eine 250 Quadratmeter große Flachdachfläche mit etwa 2000 speziellen Pflanzen extensiv begrünen ließ.
Fischer stellte den Aufbau seiner neuen Bedachung vor, die im Winter wie Sommer bestens isoliere, Niederschlagswasser verdunsten lasse und speichere, für viele Insektenarten Lebensraum sei und für Menschen in den benachbarten Hochhäusern einen angenehmen Ausblick biete.
Michael Kohlbrecher schloss sich dem Gedanken an, dass ein solches Vorhaben, wo möglich, zur Nachahmung anrege. Wohnraum werde wie gewerblich genutzte Flächen der Natur entrissen. Der immensen Flächenversiegelung müsse aktiv entgegengewirkt werden. Durch Fischers Dachbegrünung sei ein lebendiger Mikrokosmos mit "vielen kleinen Untermietern" entstanden.