Für etwas Disput gesorgt hatte die Ankündigung des Landratsamtes, dass die Spessarttorhalle in Lohr wieder als Impfzentrum genutzt werden soll. Leserbriefschreiber und Sportfans kritisierten diesen Schritt. Nun saßen Landrätin Sabine Sitter, ein Team des Landratsamtes, BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Schlott sowie TSV-Vorsitzende Carmen Burk und Vereinsvertreter am runden Tisch zusammen. Sie berieten laut gemeinsamer Pressemitteilung von Landratsamt und TSV auch darüber, welche Möglichkeiten es für den TSV Lohr gibt, seinen Trainings- und Spielbetrieb aufrecht zu halten.
„Wir wissen, dass es für den TSV, vor allem für die Handball-Abteilung, eine schwierige Situation ist“, so Landrätin Sitter. Denn die Spessarttorhalle, die dem Landkreis gehört, sei für den Trainings- und Spielbetrieb wichtig. Im Gegensatz zur ersten Phase, in der das Impfzentrum dort betrieben wurde und ohnehin kein Sportbetrieb durchführbar war, gebe es jetzt Konzepte, die diesen möglich machen könnten.
Aktuell kein anderes Quartier für Impfzentrum in Sicht
Das Impfzentrum kann nach derzeitigem Kenntnisstand nicht anderswo betrieben werden. Der Krisenstab des Landkreises habe schon Anfang Dezember gesehen, dass eine Halle für ein größeres Impfzentrum gebraucht wird, so BRK-Geschäftsführer Schlott. Grund ist vor allem die startende Impfkampagne für Kinder, für die eine geschützte und sichere Umgebung besonders wichtig ist.
Zudem ist in der Spessarttorhalle die komplette Infrastruktur vorhanden. Es gibt zum Beispiel ausreichend Parkplätze, Sanitär- und Lüftungsanlagen und die Halle kann barrierefrei genutzt werden. „Das Impfteam des BRK kann dort auf bekannte Strukturen zurückgreifen“, so die Landrätin. Und auch all jene, die sich bereits in Lohr haben impfen lassen, kennen sich aus. „Wir sehen derzeit keine Alternative“, bedauerte die Landrätin. Die bisher genutzten Räume in Marktheidenfeld seien beengt, in einem vom TSV Lohr vorgeschlagenen Gebäude fehle es an sanitären Anlagen, andere Liegenschaften des Landkreises seien nicht geeignet.
Weil voraussichtlich noch lange geimpft wird, sucht der Landkreis weiter nach anderen Räumlichkeiten für das Impfzentrum. Zumindest bis Ende April 2022 bleibt es jedoch in der Spessarttorhalle. Jacqueline Ratka, Leiterin der Führungsgruppe Katastrophenschutz am Landratsamt, sagte, man prüfe alle Optionen und sei dankbar für Vorschläge aus der Bevölkerung.
Vertreter des TSV Lohr: Wir sind keine Impfgegner
Erst die Impfungen würden es möglich machen, auf Dauer Sport in Hallen durchzuführen, so Sitter. Dem stimmten die Vorsitzenden des TSV Lohr, Carmen Burk und Thomas Graf zu. „Es war nicht abzusehen, dass die Zahl der Infizierten so schnell wieder steigen“, so Burk, die auch Geschäftsführerin des TSV ist. Auch Klaus Sieß, Abteilungsleiter Handball beim TSV, sagte: „Ich möchte klarstellen, dass wir keine Impfgegner sind.“
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Einstellung des Sportbetriebs für den TSV Lohr existenzbedrohend ist, so Sitter. „Uns geht die Luft aus – wie so vielen“, sagte Burk, „wir wünschen uns für unseren Verein eine Perspektive.“ Allein in der Handballabteilung sei es gelungen, nach dem Lockdown 40 neue Kinder und Jugendliche für den Verein zu gewinnen. „Sie konnten zwei oder drei Mal trainieren, jetzt kommt wieder ein Bruch.“
Warum sucht sich der TSV nicht eine Ausweichstätte? In Main-Spessart dürfen Handballer nur in der Spessarttorhalle in Lohr "harzen". Handballer nutzen häufig Harz, um den von Schweiß und Staub rutschigen Ball griffiger zu machen. Würfe und Ballfänge können so präziser ausgeführt werden. Doch die wenigsten Sporthallenbetreiber sehen das gerne – bleibt das Harz nicht nur an Händen und Ball kleben, sondern auch auf dem Hallenboden. Und der muss aufwändig und kostenintensiv gereinigt werden.
Respektvoller Umgang miteinander unabdingbar
„Unser Verein hatte viele Ideen für das kommende Jahr, die wir ohne die Spessarttorhalle nicht durchführen können“, macht Burk deutlich. Gleich nach der Entscheidung, dass die Halle wieder als Impfzentrum genutzt werden wird, habe der Landkreis die TSV-Geschäftsführung telefonisch informiert. Sebastian Gehret, Sachgebietsleiter Schulen, Sport und Kultur stand in regelmäßigem Kontakt mit Burk. Burk sagte, sie sei selbst erschrocken, wie in den vergangenen Tagen im Namen des TSV versucht wurde, die Landrätin unter Druck zu setzen. TSV-Vorsitzender Thomas Graf sagte: „Ein respektvoller Umgang miteinander ist unabdingbar.“
Es sollte keinesfalls der Eindruck eines Machtspiels erzeugt werden, so die Vertreter des TSV Lohr und die Landrätin unisono. Sitter und Ratka bestätigten, dass sie jederzeit für Gespräche mit der TSV-Führung zur Verfügung stehen. Die Beteiligten vereinbarten, zukünftig das gemeinsame Gespräch zu suchen.