
Momentan deutet nichts darauf hin, dass der Abzug von Sparkassengeschäftsstellen zum Jahresende abzuwenden wäre. Landrätin Sabine Sitter kündigte aber in der Kreistagssitzung am Mittwoch an, nochmals das Gespräch mit Vertretern von Sparkasse und auch der Raiffeisenbanken zu suchen. Des Weiteren will sie den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Mainfranken Würzburg, Bernd Fröhlich, zur Stellungnahme in den Kreistag einladen.
Nach Einlassungen von Bürgermeistern im Sinngrund, von SPD- und CSU-Politikern und aus der Kreisausschusssitzung am Montag legte die Redaktion die Vorschläge der Kommunalpolitiker der Sparkasse vor. Die Antworten erfolgten schriftlich durch Pressesprecherin Anna Heß und lassen keine Abweichen vom gefassten Beschluss erkennen. Lediglich eine Zusammenarbeit mit den VR-Banken in Main-Spessart wird für möglich erachtet, wie berichtet jedoch von der Raiffeisenbank Main-Spessart ausgeschlossen.
Das Kitzinger Modell: Raiba und Sparkasse kooperieren
Die Sparkasse will von ihren bislang 34 Standorten im Landkreis Main-Spessart 14 aufgeben und weitere fünf Filialen zu Selbstbedienungsstandorten umwandeln. Die VR-Banken unterhalten im Landkreis 42 Standorte. Auf die Frage nach einer Kooperation antwortet die Sparkasse, sie könne sich ein Modell vorstellen wie aktuell am Standort der VR-Bank Kitzingen in Mainstockheim, das noch auf weitere Orte im Landkreis Kitzingen ausgeweitet werden soll. Es läuft auf den gemeinsamen Betrieb von Geldautomaten hinaus, wobei die Bargeldauszahlungen dann für alle Kunden beider Geldinstitute kostenfrei sind.

Die Betriebskosten für einen Geldautomaten seien nicht genau zu beziffern, da viele Faktoren wie Miete, Abschreibungen und Störungen dabei eine Rolle spielen. Gerüchtehalber ist von 100 000 Euro im Jahr die Rede. Eine Empfehlung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes geht von 80 000 Verfügungen im Jahr am Automat aus. Die Rentabilitätsgrenze liegt laut Sparkasse Mainfranken bei etwa 50 000 Verfügungen. Zu berücksichtigen seien bei der Berechnung neben der Benutzung durch eigene Kunden auch die Fremdverfügungen.
Rentabilität von Geldautomaten
Zur Frage nach der geplanten Aufgabe des Geldautomaten in Gräfendorf heißt es: "Die Sparkasse Mainfranken legt als absolute Untergrenze 20 000 Verfügungen pro Jahr zugrunde. Dies ist unsere eigene Benchmark unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten und Sicherstellung der Bargeldversorgung für unsere Kunden. Der Geldautomat in Gräfendorf wurde in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 11 000 Mal genutzt."
Einer "mobilen Lösung" als Ersatz für Filialen, wie sie von den Abgeordneten Bernd Rützel und Thorsten Schwab vorgeschlagen wurde, erteilt die Sparkasse eine Absage: "Natürlich haben wir diese Möglichkeit ebenfalls geprüft", aber der Einsatz eines Bank-Busses komme nicht wesentlich günstiger als ein Selbstbedienungsstandort. Nötig wären etwa Spezialfahrzeuge, ausgebildete Fahrer samt Vertreter und geeignete Haltestellen im jeweiligen Ort.
"Acht Fahrminuten zum nächsten Automaten"
Die Entscheidung zur Streichung von Standorten sei "sorgfältig abgewogen, und der Handlungsdruck ist unverändert", schreibt die Sparkasse abschließend. Dies sei nicht als Entscheidung gegen einzelne Orte, sondern als Gesamtkonzept zu verstehen. Die flächendeckende Versorgung werde auch künftig sichergestellt – "über 90 Prozent unserer Kunden erreichen den nächsten Geldautomaten in maximal acht Fahrminuten." Man habe im vergangenen Jahr auf Basis von Marktforschungsdaten intensiv geprüft und sei im gesamten Geschäftsgebiet nach einheitlichen Kriterien vorgegangen.
In der Kreistagssitzung am Mittwoch in der Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld äußerte sich Landrätin Sabine Sitter auf Wunsch von Kurt Schreck (AfD), Hubert Fröhlich (FDP) und Sven Gottschalk (SPD) zu dem Thema. "Ich habe von einigen Bürgermeistern schon Rückmeldungen und Lösungsvorschläge erhalten. Ich ermuntere andere Bürgermeister, sich bei mir zu melden." Sie wolle die Rückmeldungen bündeln und in bereits vereinbarten Gesprächen mit Sparkassen-Chef Bernd Fröhlich und Raiba-Vorstand Manfred Heuer einbringen. Dass sie Vertreter der beiden Kreditinstitute treffen will, deutet darauf hin, dass die Landrätin die Möglichkeit einer Kooperation erkunden möchte.