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Marktheidenfeld
Solarenergie und Landwirtschaft auf einer Fläche: Sind Agri-PV-Anlagen in Marktheidenfeld möglich?
Der Bauausschuss befürwortete eine private Anfrage bei Eichenfürst, entscheiden muss der Kreistag. Auch über die grundsätzlichen Vor- und Nachteile von Agri-PV diskutierten die Räte.
Bei Agri-PV-Anlagen werden Solarenergie und Landwirtschaft auf einer Fläche vereint.
Foto: Julia Knetzger (Symbolbild) | Bei Agri-PV-Anlagen werden Solarenergie und Landwirtschaft auf einer Fläche vereint.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 20.11.2024 17:00 Uhr

Im Marktheidenfelder Rathaus denkt man über die Nutzung einer städtischen Fläche für Agri-Photovoltaik (Agri-PV) nach. Vor diesem Hintergrund war in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am Dienstag auf Einladung des städtischen Umweltbeauftragten Torsten Ruf ein Vertreter des Münchner Start-ups Feldwerke Solar GmbH zugeschaltet - Nicolai Reiners.

Laut Reiners geht es bei Agri-PV darum, Landwirtschaft und Solarenergie-Gewinnung auf der gleichen Fläche möglich zu machen. Das im vergangenen Jahr gegründete Unternehmen setze dabei vor allem auf einachsige Tracker, die im Abstand von etwa 14 Metern aufgestellt würden und maximal 15 Prozent der Gesamtfläche benötigten. Da die Module durch die Tracker der Sonne folgten, könnten sie deutlich mehr Strom produzieren als herkömmliche Solaranlagen.

Angefragt hatte die Stadt Marktheidenfeld bei der Feldwerke Solar GmbH, ob auf einer knapp elf Hektar großen Fläche in Zimmern Agri-PV möglich wäre. Doch da winkte Reiners ab. Aufgrund des dortigen Wasserschutzgebiets und der zwölf Kilometer entfernten Netzanschlussstelle sei diese Fläche nicht optimal.

Auf Agri-PV-Flächen ist auch Tierhaltung möglich

Helmut Adam (CSU), der Freiflächen-PV-Anlagen kritisch sieht, wollte von Reiners wissen, weshalb man nicht verstärkt Dächer von Gewerbegebäuden oder versiegelte Flächen wie Parkplätze zur Solarstrom-Gewinnung nutze. Der antwortete, dass die Installation auf größeren Freiflächen wesentlich günstiger sei.

Auf Nachfrage von Wolfgang Hörnig (CSU) sagte Reiners, starker Wind sei für die Tracker kein Problem, in einem solchen Fall schalteten sie in den Sturmmodus und drehten sich so, dass sie dem Wind keine Angriffsfläche böten.

Joachim Hörnig (FW) erfuhr auf Nachfrage, dass auch Viehhaltung auf Agri-PV-Flächen möglich sei; dann allerdings nicht mit Trackern, sondern mit 2,10 Meter hochgestellten Modulen, die den Zusatznutzen hätten, den Tieren Schatten zu spenden.

Private Anfrage für Agri-PV in Eichenfürst

Nach dieser Information hatte es der Bau- und Umweltausschuss mit einem konkreten Antrag auf Errichtung einer Agri-PV-Anlage in Eichenfürst zu tun. Laut Torsten Ruf handelt es sich dabei um ein privates Vorhaben auf einer 4,7 Hektar großen Fläche. Zwar liege diese im Landschaftsschutzgebiet, wo Agri-PV ausgeschlossen sei, doch es gebe grundsätzlich die Möglichkeit, die Schutzgebietsgrenzen so zu verschieben, dass das Vorhaben möglich würde.

Mit der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt sei vorbesprochen, dass man aus dem jetzigen Landschaftsschutzgebiet 11,2 Hektar herausnehmen und dafür an anderer Stelle 11,25 Hektar einbringen könne, sagte Ruf. Die Entscheidung darüber müsse letztendlich aber der Kreistag treffen.

Im Bau- und Umweltausschuss fand die von der Stadtverwaltung angestrebte Änderung des Landschaftsschutzgebietes eine Mehrheit von 7:4 Stimmen. Kritik kam unter anderem von Heinz Richter (proMAR), der sagte, er habe "Schmerzen damit", das einst bewusst festgelegte Landschaftsschutzgebiet wegen einer privaten Anfrage zu ändern.

Helmut Adam (CSU) machte einmal mehr deutlich, dass er PV-Anlagen befürworte, allerdings nicht auf Freiflächen.

Ganz anders sah Joachim Hörnig (FW) die Sache. Der Strombedarf werde weiter steigen, innovative Projekte wie Agri-PV seien "die Zukunft". Das sah Xena Hospes (Grüne) ähnlich.

Martin Harth (SPD) äußerte sich grundsätzlich positiv zu dem Vorhaben, wollte aber wissen, welche Auswirkungen eine Verschiebung des Landschaftsschutzgebiets auf ein mögliches Trinkwasserschutzgebiet in diesem Bereich haben könnte; er erinnerte an eine Probebohrung vor rund 20 Jahren. Die Verwaltung konnte ihm aus dem Stand dazu nichts sagen.

Mehrfamilienhaus soll in Altfeld gebaut werden

Stellvertretende Bauamtsleiterin Birgit Hollensteiner informierte das Gremium über einige Bauvorhaben im Genehmigungsfreistellungsverfahren sowie über mehrere verwaltungsintern behandelte Bauvorhaben. Unter anderem ging es dabei um den Neubau eines Mehrfamilienhauses mit acht Wohneinheiten und Nebengebäuden an der Michelriether Straße in Altfeld. Helmut Adam befürchtete wegen der Nähe zur Grafschaftshalle nachbarschaftliche Probleme und Heinz Richter erkannte Unklarheiten bezüglich der Zufahrt. Bürgermeister Thomas Stamm will das Landratsamt als Genehmigungsbehörde darauf hinweisen.

Die Marktheidenfelder Nachbargemeinde Karbach beabsichtigt durch eine Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplanes nordöstlich der Ortschaft einen rund 15 Hektar großen Solarpark zu ermöglichen. Der Bau- und Umweltausschuss beschloss mit 9:2 Stimmen, dass seitens der Stadt Marktheidenfeld keine Einwände bestehen.

 
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