Ja, diese charakteristische Frisur im Stil der 50er-Jahre trage er auch im Alltag, bestätigt Matthias Walz. Der Karlstadter Musiker kam mit seinem diesjährigen Soloauftritt in der vom Bayerischen Rundfund produzierten „Fastnacht in Franken“ beim Publikum besonders gut an, wie schon die Reaktionen bei der Liveaufzeichnung in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen zeigten. Selbst Ministerpräsident Horst Seehofer, den Walz mit eingespielten Zitaten in seine Lieder einfließen ließ, amüsierte sich sichtlich.
Dass der Karlstadter vor sechs Jahren zum kabarettistischen Pianisten wurde, hat er der Angst vor einem künstlerischem „Diebstahl“ zu verdanken. Und eine nicht minder kuriose Geschichte steckt hinter der Namensfindung von Walz' Maskottchen: Wackeldackel Günther, der immer auf dem Klavier sitzend mit seinem Köpfchen im Takt mitwippt.
Der König von Franken
Fast viereinhalb Millionen Zuschauer sahen den als „verrückten Pianisten“ angekündigten Walz am vergangenen Freitag in der Jubiläumssendung zur 30. Ausgabe im Fernsehen. In seinem dreizehnminütigem Auftritt nahm Walz in einem fetzigen Lied CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer mit dessen umstrittener Aussage über angeblich nicht loszuwerdende senegalesische Ministranten aufs Korn („Es ist der Senegalese“). Im Finale rief sich Walz inbrünstig als König von Franken aus.
Dass sein diesjähriges Programm besonders gut ankommt, hat der Musiker anfangs nicht erwartet. Als er vor etwa zwei Monaten die Texte ausarbeitete, war er noch gar nicht zufrieden. „Ich bin da auch sehr selbstkritisch und perfektionistisch, feile an jeder Formulierung.“ Dabei müsse nicht mal jede Zeile eine Pointe beinhalten – erst recht nicht an Fasching, wo bei zu hoher Pointendichte viel untergehen würde.
Ohnehin seien die Gags am besten, die einem spontan und ohne lange Grübelei in den Sinn kommen, sagt Walz. Seine Freundin bekommt die Werke dann zuerst zu lesen – und ist eine besonders kritische Rezensentin. „Allerdings habe ich festgestellt: Wenn sie nicht zufrieden ist, kommt es beim Publikum gut an“, sagt der 40-Jährige schmunzelnd.
Seine Witze müssen nicht jedem gefallen
Bei einem Auftritt in Karlstadt hatte der studierte Informatiker schon gemerkt, dass seine diesjährigen Lieder sehr positiv aufgenommen werden. So war das dann auch bei Fastnacht in Franken: „Am Schluss stand der halbe Saal und hat lang applaudiert.“ Dabei ist es gar nicht Walz' Ziel, dass er bei jedem mit seinen Witzen landet. „Bei so manchem Kommentar-Schreiber im Internet wäre ich sogar beleidigt, wenn das gut ankommt.“Und dennoch: Ein eher politisch rechts zu verortender Kommentator fand Walz' Auftritt köstlich. „Dabei kann das dem doch gar nicht gefallen“, wundert sich der Musiker. Ein weiterer Grund, warum er nicht bei jedem Gefallen finden muss: „Dann wäre das ja zu weichgeschliffen und ohne Ecken und Kanten.“
Im Alltag keine Spaßkanone
Im Alltag sei er ein humorvoller und geselliger Typ, wie Walz über sich selbst sagt, aber keinesfalls einer, der sich ständig als Spaßkanone in den Vordergrund drängen will. „Oft bin ich eher der Beobachter.“ Bei ihm sei der kreative Schaffensprozess auch „harte Arbeit“. Es gebe Künstler, aus welchen die Witze und Gags nur so herausströmten und die deshalb auf der Bühne auftreten. Bei ihm aber sei das nicht der Fall, sagt Walz.
Bis vor wenigen Jahren trat er nur in Band-Projekten als Musiker auf. Doch ein Auslöser ließ ihn schließlich das jahrelang vor sich hergeschobene Vorhaben als komödiantischer Solopianist verwirklichen. Walz spielte im Vorgänger der später benannten Band „Hausquartett“ mit und hatte das Lied „Nein, nein, nein“ über das aversive Verhältnis zwischen Karlburg und Karlstadt geschrieben.
Toni Wittmann wollte das Lied ohne Walz spielen, da dieser verhindert war. Der intervenierte, bekam aber die Pistole auf die Brust. „Toni sagte: Wenn ich das Lied nicht im nächsten Jahr spiele, macht's er.“ Das war die nötigte Motivation, endlich das Soloprojekt zu realisieren.
Wackeldackel Günther und seine Geschichte
Und wie kam nun Wackeldackel Günther zu seinem Namen und zu seinem Stammplatz auf dem Klavier? „Ich habe nach einem Accessoire gesucht. Freunde schlugen vor, mir einen Papagei auf die Schulter zu setzen, aber das hat mich nicht überzeugt.“ Dann kam Walz die Idee mit dem Wackeldackel, ein in den 70er Jahren beliebter Mitfahrer auf der Hutablage im Auto. „Der hat gar keine Bedeutung, der schaut einfach nur debil und wippt anachronistisch mit dem Kopf“, sagt Walz lachend.
Bei einem Auftritt vergangenes Jahr für die Karlstadter Karnevalsgesellschaft (KaKaGe) fiel das da noch namenlose Hündchen versehentlich auf den Boden. „Der Moderator fragte mich dann nach dem Namen. Ich hatte keinen parat, blickte ins Publikum und entdeckte unseren Landtagsabgeordneten Günther Felbinger.“ Spätestens seit diesem Moment gehört Wackeldackel Günther zur unersetzbaren Requisite bei Walz' Auftritten.
Wer Matthias Walz live sehen möchte, hat dazu beispielsweise beim „Fränkischen Kabarettpreis“ in Arnstein Gelegenheit. Walz tritt am 24. Mai um 19.30 Uhr in der zweiten Vorrunde auf.