Als der Feierabend dann doch unwiderruflich gekommen war, Mitternacht war längst vorbei, da stand Bruno Gold im Haus der Begegnung in Veitshöchheim ein wenig abseits vom Trubel. Den kanarienvogelgelben Anzug hatte er gegen ein lilafarbenes Exemplar getauscht. Noch einmal ließ er seinen letzten Auftritt auf der Narrenbühne gedanklich vorbeiziehen: „Als sich nach unserem Auftritt die Leute im Saal von ihren Stühlen erhoben haben, Seehofer als Erster übrigens, da hat’s mich schon gerissen“, gestand der Sänger der Parodis, für den nach 30 Jahren Kehraus ist. Irgendwie war der 69-Jährige aber auch froh, dass es vorbei ist „und dass alles so gut geklappt hat“ – und natürlich kommt Bruno Gold nächstes Jahr wieder: als Zuschauer. „Das ist doch klar, da bin ich dabei.“
- Das war die Sendung „Fastnacht in Franken“ 2017
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Horst Seehofers Hitliste
Weiter vorne im Saal feierten die Übriggebliebenen der Nacht eine Liveprunksitzung, die sich sicher zu den Glanzlichtern in der 30-jährigen Geschichte dieser Sendung zählen darf. Als die TV-Kameras nach den so bunten und witzigen dreidreiviertel Stunden abgeschaltet waren, da erklomm Ministerpräsident Horst Seehofer die Bühne und rief den Akteuren und dem Publikum zu: „Das war spitze.“ Dann stellte der CSU-Chef seine persönliche Rangliste der deutschen Fastnachtssendungen auf: „Aachen ist gut, Mainz ist besser, Veitshöchheim ist am besten.“ Dann blickte er zu seiner Frau hinunter und sagte: „Karin, du musst jetzt stark sein. Ich gehe mit Amanda.“
Sponheimer war begeistert
Seehofers Urteil wurde von vielen im Saal geteilt. Margit Sponheimer etwa, das ewig junge Rosenmontagsmädchen aus Mainz, war begeistert: „Das ist ursprüngliche Fastnacht, wie ich sie liebe“, so die 74-Jährige, die spontan nach Sendeschluss zwei ihrer Evergreens gesungen hatte. Auch Schauspieler Horst Kummeth („Dahoam is dahoam“), herrlich verkleidet als ein Teil des Witwen-Duos „Waltraud & Mariechen“, war nach seinem ersten Besuch in Veitshöchheim voll des Lobes: „Super Stimmung, tolle Künstler, es war ein sehr schöner Abend.“
Bischof Hofmann fand Mischung gut
Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann, als Rheinländer mit Kölle-Schal und Pickelhaube erschienen, war vor allem beeindruckt vom Vortrag des Büttenredners Peter Kuhn, noch im Foyer bekam der Schweinfurter den bischöflichen Segen. „Insgesamt war es eine sehr gute Mischung“, so der Bischof, „teilweise waren die Pointen sehr scharf formuliert, aber immer treffend und nie verletzend“.
Herrmann: „Keine Durchhänger“
Die Zielscheiben des närrischen Spotts zeigten sich getroffen, aber nicht betroffen. „Ich bin begeistert“, sagte Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU), die sich als Miss Klimawandel in eine Weltkarte gehüllt hatte. Besonders toll fand sie es, dass es drei Akteure aus ihrer Heimat Schweinfurt in den Narrenolymp geschafft hatten. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gefiel es ebenfalls: „Die Sendung hatte keinerlei Durchhänger so wie früher schon mal.“ Auch Natascha Kohnen, Generalsekretärin der Bayern-SPD, und Katharina Schulze, neue Fraktionschefin der Landtags-Grünen, lachten herzlich: Ihre Favoriten waren Sänger Matthias Walz und Bauchredner Sebastian Reich.
Sänger Walz und Wiener Würstchen
Beide Künstler feierten bei der Aftershowparty im Haus der Begegnung mit Wiener Würstchen und Frankenwein kräftig mit. Während bei Reich die Nachrichtenbox seines Handys „explodiert ist“, wie er sagte, ließ Walz sein Handy aus. Der Karlstadter setzte mit seinen Liedern „Es war der Senegalese“ und „König von Franken“ zwei dicke Ausrufezeichen. Der 40-jährige Informatiker schreibt seine Texte selbst und hofft, mit seinem Auftritt als Künstler durchstarten zu können: Ein besseres Empfehlungsschreiben als „Fastnacht in Franken“ dürfte es kaum geben, die Gäste spendeten dem Karlstadter stehend Beifall.
Der harte Kern feiert bis zum Morgengrauen
Mittendrin im Trubel genoss Bernhard Schlereth, Präsident des Fastnacht-Verbandes Franken, den Abend bei einem Gläschen Rotwein: „Ich bin sehr zufrieden, es gab viele positive Rückmeldungen.“ Nach der Generalprobe, die 26 Minuten zu lang geraten war, hatte er zusammen mit dem BR am Programm gefeilt, es mussten Kürzungen her. Schließlich waren es Martin Rassau und Volker Heißmann, die auf einen Sketch verzichteten: „Das war ganz groß und sehr kollegial von den beiden“, so Schlereth, bevor er mit dem harten Kern der Fastnachtsfamilie weiter zog in die Veitshöchheimer Nacht. Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz gehörten genauso zur Karawane wie BR-Fernsehdirektor Reinhard Scolik, Sänger Bruno Gold und die Komödianten Volker Heißmann und Oti Schmelzer. Zunächst wurde im „Weißen Lamm“ weitergefeiert, ehe es im Morgengrauen zum Frühstücken in die Bäckerei Weber ging.
Schlereth zur Quote: „Utopische Zahlen“
Da ahnten die Protagonisten nicht nichts von der sensationellen Quote, die die Livesendung eingefahren hatte: Deutschlandweit 4,47 Millionen Zuschauer sind Rekord in der 30-jährigen Geschichte der Sendung. Noch nie waren so viele Menschen bei der Frankenfastnacht vor dem Fernseher gesessen, erstmals wurde die Vier-Millionen-Grenze geknackt. Der Marktanteil in Bayern lag bei ebenfalls noch nie erreichten 52,6 Prozent. „Das sind utopische Zahlen, wir sind alle happy“, sagte Bernhard Schlereth, „das hätte ich mir nie träumen lassen“. Die Quote sei auch eine Bestätigung für die Arbeit, „die wir in die Entwicklung des Formats gesteckt haben. Wenn es dann so angenommen wird, macht es natürlich Freude“, sagte der Fastnachtspräsident, bevor er sich nach einer Dusche zuhause wieder auf den Weg in den Veitshöchheimer Altort machte: In einem Café stand Sekt parat.