Kultus-Staatssekretärin Anna Stolz aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart) ist die neue Vorsitzende der Bezirksvereinigung Unterfranken bei den Freien Wählern (FW). Bei der Wahl im Zuge einer Mitgliederversammlung in Prosselsheim (Lkr. Würzburg) setzte sich die 39-Jährige mit 27 zu fünf Stimmen (bei sechs Enthaltungen) gegen den Amtsinhaber, ihren Landtagskollegen Gerald Pittner aus Bad Neustadt, durch.
Von Stolz erhoffen sich die Freien Wähler in der Region mehr Sichtbarkeit in der politischen Debatte und in den (sozialen) Medien. Der bisherige Vorsitzende sei da zu wenig aktiv und präsent gewesen, hört man aus Reihen der Freien Wähler. Pittner selbst sieht in seiner Abwahl eine "Retourkutsche" der Freien Wähler in den Hochburgen Main-Spessart und Untermain. Viele Parteifreunde dort hätten nicht verwunden, dass er als Rhöner 2018 überraschend eines der begehrten Landtagsmandate gewonnen habe, so Pittner im Gespräch mit der Redaktion.
Pittner auch kein stellvertretender Vorsitzender
Auch bei der Wahl der Stellvertreter fiel der frühere Amtsrichter durch: Zu stellvertretenden Vorsitzenden bestimmte die Versammlung laut einer Pressemitteilung Landrätin Tamara Bischof aus Kitzingen, Stadtrat Josef Hofmann aus Würzburg sowie die Bürgermeister Thomas Zöller aus Mönchberg (Lkr. Miltenberg) und Dennis Neßwald aus Kleinheubach (Lkr. Aschaffenburg).
Anna Stolz verspricht auf Nachfrage mehr "frischen Wind" für die Freien Wähler. Die Regierungspartei verstehe sich als "Partner der ländlichen Räume" in Bayern. Ein besonderes Anliegen sei ihr als Schulpolitikerin, die Mittelschulen als "elementare Schulart" zu stärken, so die Staatssekretärin. Hier wolle man zum einen mit den Landräten und Bürgermeistern noch mehr zusammenarbeiten, um auch kleinere Standorte, etwa durch eine Flexibilisierung bei der Klassenbildung, zu erhalten. Funktionierende Mittelschulen seien nicht zuletzt unerlässlich, um dem Handwerk und damit der regionalen Wirtschaft die personelle Zukunft zu sichern, betont Stolz. Ein weiteres Augenmerk der Freien Wähler gelte der regionalen Energieversorgung. Hier böten sich Chancen, dem Klimawandel zu begegnen und gleichzeitig Wertschöpfung für Unterfranken zu sichern.
Über Spitzenkandidatur entscheiden die Gremien im Herbst
Wird Anna Stolz nun auch als Spitzenkandidatin und Zugpferd der Freien Wähler in Unterfranken in den Landtagswahlkampf 2023 ziehen? Sie selbst hält sich auf Nachfrage mit eigenen Ambitionen noch zurück. Entscheiden müssten heuer im Herbst die Parteigremien. Mit ihrer Kandidatur als Bezirksvorsitzende habe sie aber zeigen wollen, dass sie bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, so die Staatssekretärin, die den Stimmkreis Main-Spessart in München vertritt.
Ein Fernziel der Freien Wähler bleibt es laut Stolz auch, auf Dauer die Doppelstruktur in der Organisation einzuebnen. Neben den Landes- und den Bezirksvereinigungen, die gemäß dem Wahlrecht die Voraussetzungen für die Teilnahme an überregionalen Wahlen sind, gibt es den Landes- und den Bezirksverband der Freien Wähler, in dem auch solche FW-Kommunalpolitiker aktiv sind, die vom Auftreten als ganz "normale Partei" nicht viel halten. In Unterfranken arbeiteten Vereinigung und Verband Hand in Hand, versichert Stolz. Vorsitzender des Bezirksverbands ist künftig Thomas Zöller. Seine Stellvertreter sind neben Anna Stolz und Tamara Bischof Edwin Hußlein aus Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) und Maili Wagner aus Laufach (Lkr. Aschaffenburg).