
"Nach monatelanger Vorbereitung kommt nun zwei Tage vorher die Absage." Man hört Klaus Neumann die Enttäuschung an. Er ist Mitbegründer des Burgweinfestes Gössenheim und seit 22 Jahren in der Organisation. "Da oben ist nichts. Da muss wirklich alles herbeigeschafft werden." Bands, Wasser, Strom, Beleuchtung, Toiletten, Essen und nicht zuletzt natürlich Wein, Winzerinnen und Winzer. Am Samstag hätten die Aufbauarbeiten beginnen sollen, doch daraus wird nun nichts. Denn am Donnerstag früh kam die mündliche Absage vom Ordnungsamt der Verwaltungsgemeinschaft: Sicherheitsbedenken wegen der anhaltenden Trockenheit.
Dabei habe man, so Neumann, Erfahrung mit Dürreperioden: "Das erste Mal war es 2003 so trocken." Auch 2018 und 2019 sei man in einer ähnlichen Situation gewesen wie heuer. "Wir haben entsprechende Maßnahmen ergriffen und es immer gemeistert", so der Burgweinfestler.
"...nicht realisierbar aufgrund der Dürre"
Auch dieses Jahr habe der ersten FC Gössenheim ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept entworfen. Das Wasser für Notfälle, die Fluchtwege: erprobt. Vorige Woche habe es nochmal eine Besichtigung vor Ort gegeben. Das Ergebnis war gemäß Neumann die Auflage, ein schriftliches Sicherheitskonzept vorzulegen. Doch dieses genügte den Offiziellen nicht. Neumann: "Mir tut vor allem die junge Generation leid, die mit ganz hohem Engagement gearbeitet hat."
Doch warum genau die Skepsis? Weder war ein großes Lagerfeuer, noch Ochs am Spieß geplant. Bedenken wegen urlaubsbedingtem Personalmangel der Feuerwehren, so munkelt man. Achim Stromenger, Kreisbrandmeister und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gössenheim, möchte sich dazu nicht äußern. Er verweist auf Benedikt Steigerwald, den Leiter des Ordnungsamtes der Verwaltungsgemeinschaft.

Der gibt an, man habe alle involvierten Stellen zusammengeholt. Die Kreisbrandinspektion, das Ordnungsamt des Landkreises, die örtlichen Feuerwehren. "Alle Stellungnahmen waren sehr kritisch", so Steigerwald; kritisch bis hin zu "ist nicht realisierbar aufgrund der Dürre."
Alternative Feier auf dem Sportplatz?
Betrachtet habe man dabei die komplette Brandlast, also die Wärme, die bei der Verbrennung von Gegenständen entstehen kann. Und dabei vor allem ein Risiko durch weggeworfene Zigarettenstummel und Scherben gesehen. Die Frage lautete vor allem: Ist eine Evakuierung der Menschen bei einem Flächenbrand möglich?
Nach Konsultation von Juristen sei laut Steigerwald klar gewesen: "Wir können es nicht genehmigen, da es nur einen befahrbaren Zu- und Abweg zur Burg gibt."
Doch bereits seit zehn Tagen habe man dem Veranstalter eine Option gegeben: Die Verlegung des Burgweinfestes auf den Gössenheimer Sportplatz; immerhin mit Blick auf die Burg von unten. "Wir wollen niemanden drangsalieren", so der Ordnungshüter, "sondern die Menschen im Ernstfall schützen."
Klaus Neumann winkt ab. Das Burgfest, diese gewachsene Pflanze mit einmaligem Ambiente auf dem Sportgelände? "Das ist absolut absurd, da kommt doch niemand."
Es ist ein gesellschaftliches Problem. Es wird immer mehr nach Schuldigen gesucht wenn etwas passiert, selbst wenn man sich selbst Dumm angestellt hat wird jemand gesucht den man festnageln kann. Ein Kommandant der bei der Trockenheit sein OK gibt, steht mit 1,5 Beinen im Gefängnis. Denn der hat ja gesagt dass alles in Ordnung ist. Als Vereinsvorstand würde ich mich auch darüber ärgern, aber Verstehen tue ich die Verantwortlichen auch.
Das Burgweinfest auf dem Sportgelände mit Blick auf die Homburg???? Dieses Kommentar hätte Herr Steigerwald sich schenken können!