"Bei uns steht das Telefon nicht mehr still, wir werden überrannt", sagt Apothekerin Anne Lahoda, die mit ihrem Team von der Marienapotheke in der Hauptstraße in Lohr das einzige Schnelltest-Zentrum im Landkreis betreibt. Zwei Stunden vormittags und zwei Stunden nachmittags ist geöffnet, am Tag werden etwa 30 bis 40 Tests gemacht. Die Nachfrage ist so groß, dass Lahoda nun bei der Stadt eine Ausweitung der Zeiten beantragt hat und zu den schon eingesetzten Kräften weitere Unterstützung mit medizinischen Vorkenntnissen sucht.
Seit vier Wochen gibt es das Testzentrum. 39 Euro kostet ein Test normalerweise, doch nun hat die Bundesregierung zugesagt, dass ein Test pro Woche kostenlos ist und schon ist der Ansturm explodiert. "Wir wissen noch gar nicht, wie wir das abrechnen können", erklärt Lahoda auf Anfrage der Redaktion. Die Apotheke gehe in Vorleistung, die Kunden müssten nichts zahlen. Testen kann sie Personen ab zwölf Jahren, aber nur, wer symptomfrei sei. Wer Symptome habe, müsse ins Testzentrum des Landkreises nach Marktheidenfeld oder zum Arzt.
"Laientests" sind in der Marienapotheke noch nicht verfügbar
Was Lahoda den Bürgern ans Herz legt: "Man braucht sich nicht aus Spaß an der Freude testen lassen" – soll heißen, dass nicht jeder jetzt einen Test machen muss, nur weil er kostenlos ist. Der Test sage auch nur aus, dass man für 24 Stunden symptomfrei ist. Wer also beispielsweise Besuche im Altenheim oder im Krankenhaus plane, der brauche das Zertifikat. In der Apotheke wird sie bald auch Laientests anbieten, doch noch sind diese nicht geliefert. Und die muss der Kunde auch zahlen, das habe mit den zugesagten kostenlosen Tests nichts zu tun.
Eines betont sie abschließend mit Nachdruck: "Wir vom Testteam sind alle noch nicht geimpft und auch nicht in einer Priorität, sondern in Gruppe 3. Das geht eigentlich nicht." Sie und ihre Leute wollten den Bürgern helfen und dies professionell tun und die Menschen seien dankbar dafür, aber mit einem Impfschutz fiele diese Arbeit auch leichter, appelliert sie an den Gesetzgeber.
Wie ist das Angebot bei Drogerien und Supermärkten?
Beim Discounter Aldi gab es am vergangenen Samstag erstmals Schnelltests zu kaufen, die vielerorts schnell vergriffen waren. Wann und wo Tests verfügbar sind, teilte das Unternehmen auf Anfrage nicht mit. Andere Discounter und Drogerien wollen nun nachziehen; Lidl verkauft Selbsttests aktuell nur online, "in Kürze" sollen sie jedoch auch in den Filialen erhältlich sein, heißt es in einer Pressemitteilung. Die dm-Kette kündigte am Donnerstag an, Selbsttests vorerst nur online verkaufen zu wollen. Die gelieferte Menge reiche nicht aus, um alle Filialen in Deutschland "angemessen zu versorgen", schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Bei der Drogerie Müller soll es ab Freitag in den Filialen in Marktheidenfeld, Kreuzwertheim und Gemünden eine "begrenzte Menge" Tests geben.
Lange Lieferzeiten für Selbsttests
"Mittlerweise sind acht Schnelltests für Laien zugelassen", berichtet Christoph Weißhar von der Mohren- und der Vita-Fit-Apotheke in Karlstadt. Eine erste Lieferung werde er eventuell noch vor dem Wochenende bekommen. Er fügt an: "Das mit den Schnelltests ändert sich täglich und ist momentan total schwierig." Dafür gebe es mehrere Gründe. Einer davon ist die Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Da gebe es Tests, die in Österreich längst in Gebrauch sind, in Deutschland aber noch keine Zulassung haben. Außerdem kämen die Tests in der Regel aus China, so auch die ihm versprochene erste Lieferung. Die ist seinem Lieferanten zufolge schon am Dienstag gelandet, befindet sich aber noch beim Zoll.
Warum Discounter im Gegensatz zu Apotheken die ersten Schnelltests schon vergangenen Samstag hatten, führt Weißhaar auf die Prinzipien der Marktwirtschaft zurück: "Wer ein paar Millionen bestellt, der kommt zuerst dran." Er selbst erhalte täglich bis zu 20 Mails, in denen ihm "sofort lieferbare" Schnelltests angeboten würden. Beim Weiterlesen erfahre er aber, dass sie erst in 14 Tagen oder drei Wochen eintreffen werden.
Nachfrage steigt an der Corona-Teststrecke in Marktheidenfeld
Testen lassen können sich die Main-Spessarter weiterhin an der Teststrecke in Marktheidenfeld. Bis zu 400 Tests am Tag wären hier möglich, bei Bedarf könne man die Kapazität noch erhöhen, teilt das Landratsamt mit. Zusätzlichen gab es seit Schulbeginn regelmäßig das Angebot für Schüler, Lehrer und Erzieher, sich an mobilen Teststrecken testen zu lassen. In der vergangenen Woche, Kalenderwoche neun, wurden dort insgesamt 1003 Test durchgeführt, also im Schnitt 200 am Tag. Der Bedarf scheint aber in dieser Woche deutlich angestiegen zu sein: Am Montag, Dienstag und Mittwoch wurden bereits 830 Tests gemacht, im Schnitt 276 am Tag.