Coronamüdigkeit und die Nase voll vom Lockdown auf der einen Seite, aber auch zunehmende Sorge um die ansteigenden Inzidenzwerte und die Ungewissheit um eine mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Die Menschen vor Ort sind verunsichert. Um dieser Unsicherheit ein Stück weit zu begegnen, bietet der Landkreis in den kommenden Wochen speziell für das Personal von Schulen und Kitas, aber auch für Schulbusfahrer und Schüler aller Abschlussklassen der weiterführenden Schulen eine zusätzliche Teststrecke mit kostenlosen Tests an. Jeweils am Freitagnachmittag sind die Helfer des BRK-Kreisverbandes in Karlstadt am Gymnasium, am Samstagvormittag in Lohr und dann am Nachmittag in Gemünden. Um den Ablauf schnell zu gestalten, ist vorab eine Voranmeldung per Internet eingerichtet. Eine Terminvereinbarung ist nicht erforderlich.
Zwölf bis 15 Helfer vor Ort
Kaum eine Viertelstunde nimmt der gesamte Test in Karlstadt in Anspruch. Nachdem sich die Personen am Seiteneingang des Schulgebäudes im Bereich der Turnhalle per QR-Code vom Handy eingeloggt haben, weisen sie sich bei einem Mitarbeiter aus dem Team von Kai Sturm aus und werden erfasst. Sie erhalten ein registriertes Röhrchen mit dem Teststäbchen und sind ab sofort mit dieser Identifikationsnummer "verschmolzen".
Getestet wird in den Umkleidekabinen. Die Fachärztin und Biologin Dr. Veronika Cottontail sowie ihr ehrenamtlichen Helfer erwarten die Besucher im Vollschutz mit Ganzkörperanzug, Mundschutz und zusätzlich einem Plastikgesichtsschirm. Die Übergänge von den doppelten Handschuhen zum Anzug sind abgeklebt. Ein bisschen sieht das schon aus wie im Virus-Thriller "Outbreak". Länger als eine Stunde halten es die Helfer nicht in diesem Schutzanzug aus, erklärt Thomas Schlott, der BRK-Kreisgeschäftsführer. Deshalb sind auch immer zwölf bis 15 Helfer eingebunden, die auch Abstriche durchführen dürfen. Die Ärztin ist aber immer zur Sicherheit auch direkt vor Ort, falls beispielsweise jemand kollabieren sollte.
Angenehm sind die Abstriche nicht für den Betroffenen; es werden Proben vom hinteren Rachen und recht weit im Nasengrund genommen – und das schabt, drückt und kratzt schon ein bisschen. "Aber besser als eine Infektion ist das allemal", so der lakonische Kommentar des ehrenamtlichen Chefs Kai Sturm. Knapp 150 Lehrkräfte, Erzieher und Schüler waren an diesem Nachmittag im mobilen Testzentrum des Landkreises in Karlstadt.
Die Ergebnisse sind nun Teil des kostenlosen Tests auf Coronavirus SARS-CoV-2. Der PCR-Test ist der genauste und sicherste Test; das Zertifikat wird auf Deutsch und Englisch, auf Wunsch auch mit Ausweisnummer, international anerkannt. Das Ergebnis liegt nach vier bis sechs Stunden vor, das vom Freitagnachmittag erhielten die Getesteten am nächsten Morgen gegen sechs Uhr per E-Mail. Mit diesem Test werden auch die neuen Mutationen sicher erkannt (aus England, Brasilien, Südafrika). Die eingegebenen Daten werden nicht weitergegeben; bei einem positiven Testergebnis wird allerdings das Gesundheitsamt informiert, das sich dann mit den Betroffenen in Verbindung setzt, so BRK-Chef Schlott.
Schnelltests hilfreich
Zur gegenwärtigen Debatte um Schnell- beziehungsweise Selbsttests haben die Fachleute noch keine abschließende Meinung. Sie könnten zwar durchaus hilfreich sein, sind aber längst nicht so sicher wie die zertifizierten PCR-Tests. Zeitnah soll mindestens pro Woche ein kostenloser Schnelltest für alle möglich sein. Die dafür notwendigen Nasen- oder Rachenabstriche sollen von geschultem Personal in Arztpraxen, Testzentren oder Apotheken durchgeführt werden. Die Probe kommt dann auf einen Streifen, der sich nach 15 bis 20 Minuten verfärbt. Weitere Tests sind selbst zu bezahlen.
Völlig auf eigene Rechnung gehen die Selbsttests für zu Hause, die mittlerweile schon beim Discounter angeboten werden. Auch sie funktionieren mit Verfärbungen und das Ergebnis kann nach rund 20 Minuten abgelesen werden. In Alltagssituationen können diese Tests vor Besuchen oder privaten Treffen durchaus hilfreich sein. Die Kosten liegen derzeit bei rund fünf Euro pro Einheit. Als verbindliche Nachweise taugen diese Ergebnisse jedoch nicht, hierzu ist ein offizieller PCR-Test oder eine Blutuntersuchung nötig, die auch Antikörper nachweisen kann.
Eindringlich weist Brk-Geschäftsführer Schlott jedoch auf die oberste Coronaregel hin: AHA - Abstand, Hygiene, Alltagsmaske!
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