Nun sind die Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat bei Schneider Electric beendet. Im Juni vergangenen Jahres hatte das Unternehmen bekannt gegeben, zukünftig nicht mehr im Gewerbegebiet im Stadtteil Altfeld produzieren zu wollen. Als Grund nannte die Geschäftsführung, dass sie die Lieferketten vereinfachen will. Infolgedessen sollten, so hieß es, rund 75 Arbeitsplätze von Marktheidenfeld an andere europäische Standorte des französischen Elektrotechnik-Konzerns wandern.
Dass es nicht gelingen werde, die Verlagerung dieser Stellen zu verhindern, teilte Betriebsrat Andreas Kleiner der Öffentlichkeit bereits im Dezember mit, während die Verhandlungen noch liefen. Wie Schneider Electric am Freitagnachmittag bestätigte, gab es mittlerweile eine endgültige Einigung. Sozialplan und Interessenausgleich sind laut Betriebsrat unterschrieben.
59 Mitarbeiter müssen Sozialplan in Anspruch nehmen
„Wir sind ausgesprochen zufrieden, dass wir die Verhandlungen zu einem verträglichen Ergebnis führen konnten", schreibt ein Sprecher der Geschäftsführung auf Anfrage dieser Redaktion. Alle jetzt getroffenen Maßnahmen seien darauf ausgelegt, nachhaltige Strukturen und sichere Arbeitsplätze bei Schneider Electric zu schaffen. "Wir freuen uns, dass wir uns nun wieder auf Kern- und Tagesgeschäft konzentrieren können.“ Das Unternehmen äußerte sich nicht zu den Details der Stellenverlagerung.
Doch wie viele Arbeitsplätze sind nun letztlich betroffen? Von der Bekanntgabe der Maßnahme im Juni 2020 bis zu ihrem geplanten Abschluss im September dieses Jahres fallen insgesamt 83 Stellen in Marktheidenfeld weg, erläutert Betriebsrat Andreas Kleiner. Dazu zählen unter anderem auch Arbeitsplätze von Personen, die zwischenzeitlich schon gekündigt hätten oder in Altersteilzeit gegangen seien. Diese würden dann einfach nicht nachbesetzt. Eine Handvoll Mitarbeiter konnten laut Kleiner auch in anderen Positionen in Marktheidenfeld unterbracht werden. Übrig blieben noch 59 Personen, die den Sozialplan in Anspruch nehmen müssten.
Für zwölf Monate in Transfergesellschaft
Der Sozialplan regelt nach gesetzlicher Definition den "Ausgleich oder die Milderung der wirtschaftlichen Nachteile, die den Arbeitnehmern infolge der geplanten Betriebsänderung entstehen". Aus Sicht von Andreas Kleiner ist dieser "ganz ordentlich" geworden. Er betont allerdings, dass das nicht der "Verdienst des Schneider-Managements" sei. "Gute Auffanglösungen" ergeben sich, wenn die Belegschaft und der Betriebsrat kämpfen, meint Kleiner.
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Wenn ihre Zeit bei Schneider Electric im September zu Ende geht, wechseln die Mitarbeiter der Fertigung laut Betriebsrat zunächst einmal für bis zu zwölf Monate in eine Transfergesellschaft. Deren Ziel ist es, die Betroffenen weiterzuqualifizieren und ihnen neue Jobs zu vermitteln. Während dieser Zeit erhalten sie weiterhin einen Großteil ihres Gehalts. Dafür kommen die Agentur für Arbeit und der ehemalige Arbeitgeber auf.
Standorte in Lahr und Frankreich galten als "unzumutbar"
Als einen Erfolg in den Verhandlungen verbucht Andreas Kleiner, dass die Standorte in Lahr im Schwarzwald und in Frankreich wegen ihrer Entfernung zu Marktheidenfeld als "unzumutbar" für die Beschäftigten angesehen wurden. "Das ist entscheidend für die Abfindungen." Ansonsten könnte es passieren, dass die Mitarbeiter keine Abfindung erhalten, wenn ihnen ein Arbeitsplatz an einem dieser Standorte angeboten wird, sie dieses Angebot aber ablehnen, erklärt Kleiner.
Außerdem habe der Betriebsrat für alle Mitarbeiter am Standort in Altfeld, die nicht von der aktuellen Stellenverlagerung betroffen sind, eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2022 erwirkt. Noch lieber wäre ihm 2024 gewesen, so Kleiner. Geht er denn davon aus, dass der Personalabbau in Marktheidenfeld zukünftig auch andere Abteilungen treffen könnte? "Wir hoffen, dass es das erstmal war. Alles andere wäre im spekulativen Bereich. Aber bei großen Konzernen, weiß man natürlich nie, was in Zukunft wird", antwortet der Arbeitnehmervertreter.