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Schikane im Schulbus: Wenn die Fahrt zum Alptraum wird
Jugendliche sollen Sechstklässler gequält haben       -  Harmloses Geschubse oder Mobbing? Auch in Unterfranken gibt es Diskussionen um Vorfälle in einer Grundschule und im Schulbus.
Foto: Oliver Berg, dpa | Harmloses Geschubse oder Mobbing? Auch in Unterfranken gibt es Diskussionen um Vorfälle in einer Grundschule und im Schulbus.
Melanie Jäger
Melanie Jäger
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:35 Uhr

Ein sechsjähriger Grundschüler aus Gemünden im Landkreis Main-Spessart wird auf dem Heimweg im Bus von anderen Schülern daran gehindert, an seiner Haltestelle auszusteigen. Der Bub muss an einer ihm unbekannten Stelle aus dem Bus und findet nicht mehr nach Hause. Eine Frau spricht später das weinende und orientierungslos herumlaufende Kind an und bringt es zur Polizeidienstelle.

Einzelfall? Dummer Schülerstreich? Oder doch schon Mobbing? Der Fall hat in den vergangenen Tagen auch im Internet unter mainpost.de zu teils heftigen Diskussionen über die Verantwortlichkeit auf dem Schulweg, in öffentlichen Verkehrsmitteln und das Thema Mobbing in Schulen geführt.

Weitere Schulpsychologen eingesetzt

Erst vor wenigen Wochen war die Grundschule in Helmstadt im Landkreis Würzburg in die Schlagzeilen und die Schulleitung in die Kritik geraten, weil dort gleich mehrere Mobbing-Fälle bekannt wurden, auf die laut Vorwurf von Eltern nicht entsprechend reagiert worden war.

Fest steht laut Polizeistatistik: An Bayern Schulen nehmen Gewalt und Mobbing zu – und die Schikanen hören in der Regel nicht am Schultor auf. Genau deshalb sollen laut Kultusministerium nun künftig weitere Schulpsychologen und Sozialpädagogen im Freistaat eingestellt werden. Statistische Zahlen über Mobbingfälle auf den Schulwegen in Unterfranken gibt es nicht. „Dunkelziffern können nur wissenschaftlich erforscht werden“, heißt es dort auf Anfrage.

Keine Verpflichtung einzuschreiten

Im Fall des Schulbus-Vorfalles bleiben grundsätzliche Fragen. Wer trägt die Verantwortung auf dem Schulweg, etwa im Bus? Eltern sind über ihre Aufsichtspflicht rechtlich für ihr Kind auf dem Schulweg verantwortlich. „Gesetzlich gibt es für den Busfahrer keine Verpflichtung bei einer Belästigung einzuschreiten“, so Philipp Hümmer, Sprecher der Polizeidirektion Unterfranken. Das wäre erst dann der Fall wenn die Schwelle der Unterlassenen Hilfeleistung erreicht wäre. Dazu müsste aber bereits ein Unglücksfall oder eine für die Allgemeinheit bestehende Gefahr oder Not vorliegen.

„Denkbar wäre eine Garantenpflicht des Busfahrers bezüglich seiner Fahrgäste, das heißt je nach Sichtweise würde ihm eventuell eine Körperverletzung des Mobbingopfers mit zugerechnet, weil er pflichtwidrig nicht eingeschritten ist“, so Hümmer. Unterhalb der rechtlichen Schwelle sei zu vermuten, dass Busfahrer durch ihren Arbeitgeber gehalten sind, in entsprechenden Situationen einzuschreiten.

Hoher Druck für Busfahrer

„Das Bestimmungsrecht der Eltern tritt gegenüber dem Recht der Kinder auf Schutz vor Gefahren und Unverletzlichkeit von Leben und Gesundheit zurück“, heißt es auch im Bayerischen Innenministerium.

Rangeleien, Streiterein und auch Mobbing unter Schülern gehören häufig zum Alltag von Busfahrern. „Busfahrer stehen hier unter großem Druck. Sie müssen zunächst mal die Verkehrssicherheit gewähren, können und dürfen sich deshalb oft gar nicht in Streitigkeiten einmischen“, sagt Christian Wahl vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer auf Anfrage.

75 000 Busse rollen deutschlandweit täglich über die Straßen, die Verantwortung ist hoch. „Natürlich sind viele Fahrer beim Thema Streit im Bus auch verunsichert. Manche Eltern fordern ein Eingreifen ein, bei anderen können sich die Fahrer damit erheblichen Ärger einhandeln. Das ist immer auch eine Abwägungsfrage“, so Wahl. Regeln würden individuell von den Unternehmen aufgestellt.

Hilfe beim Staatlichen Schulamt

Fest steht im Fall des Sechsjährigen aus Gemünden: Er ist zum Opfer geworden. Ob es sich um eine einmalige Schikane oder um gezieltes und länger andauerndes Mobbing in einer Gruppe handelt, das sollte laut unterfränkischen Experten in so einem Fall geklärt werden, möglichst von der Schule.

Annette Pruy-Semsch vom Staatlichen Schulamt in Miltenberg und zuständig für den westlichen Teil Unterfrankens, rät in solchen Fällen zur Kontaktaufnahme mit den zuständigen Stellen. „Sicherlich ist der beste Weg der Eltern, wenn sie sich bei derartigen Vorfällen vertrauensvoll an die Schulleitung, Klassenlehrkraft, Busaufsicht wenden. Dann kann Schule reagieren, Vorfälle aufklären und präventive, sowie interventive Maßnahmen einleiten“, erklärt sie auf Anfrage.

In Unterfranken stehen derzeit drei Koordinatorinnen und eine Gruppe Multiplikatorinnen des Präventionsprojektes „Schule als Lebensraum – ohne Mobbing“ des bayerischen Kultusministeriums als Ansprechpartner zur Verfügung.

Hänselei oder Mobbing?

Ob klassisch definiertes Mobbing oder Pöbelei, Klassenzimmer oder Schulweg: Solche Fälle müssten von der Schule aufgearbeitet werden, sagt Mechthild Schäfer, renommierte Mobbing-Forscherin aus München: „Niemand darf hier wegschauen. Weder ein Busfahrer, wenn er es mitbekommt, noch die umstehenden Schüler und schon gar nicht Erwachsene!“

Doch was ist noch harmlose Hänselei, was Mobbing? Auch das Kultusministerium bezieht sich bei seiner Mobbing-Definition auf Forscherin Schäfer. „Ein Schüler wird gemobbt oder tyrannisiert, wenn er wiederholt und über eine längere Zeit negativen Handlungen durch einen oder mehrere andere Schüler ausgesetzt ist. Mobbing ist also kein Konflikt zwischen Zweien oder einigen Wenigen, die gleich stark sind und Krach miteinander haben. Mobbing bezeichnet den wiederholten und systematischen Missbrauch einer sozialen Machtposition.“

Kennzeichen für Mobbing in der Schule:

Schülerinnen und Schüler werden in diffamierender Weise gehänselt, beschimpft, lächerlich gemacht, eingeschüchtert, bedroht, herumkommandiert usw. Man macht sich über sie lustig und lacht sie in herabsetzender Weise aus.

Man reitet auf ihnen herum, schiebt sie beiseite, pufft sie, schlägt sie.

Sie werden in „Streitigkeiten“ und „Kämpfe“ hineingezogen, in denen sie fast wehrlos sind und aus denen sie sich – meist vergeblich – versuchen zurückzuziehen.

Mitschüler nehmen ihre Bücher, ihr Geld oder anderen Besitz (Kleidung) weg, verstecken diesen oder schrecken auch vor Beschädigungen nicht zurück.

Sie haben Prellungen, Verletzungen, Schnitte, Kratzer, für die es keine natürliche Erklärung gibt.

Sie sind (oft) allein und ausgeschlossen von der Gruppe Gleichaltriger.

Bei Mannschaftsspielen werden sie als letzte ausgewählt.

Sie suchen in der Pause gern die Nähe zu Erwachsenen (Lehrer).

Sie haben Mühe vor der Klasse zu sprechen und machen eher einen unsicheren, ängstlichen Eindruck.

Sie scheinen oft hilflos, niedergeschlagen, den Tränen nahe zu sein.

Ihre schulischen Leistungen können plötzlich oder allmählich nachlassen.

Mobbing ist ein sehr ernst zu nehmendes Problem – in der Arbeitswelt, im Berufsalltag und auch in der Schule. Das Bayerische Kultusministerium hat deswegen zahlreiche und vielfältige Maßnahmen zur Prävention und Intervention von Mobbing an Schulen ergriffen.

(Quelle: BAYERISCHES KULTUSMINISTERIUM)

 
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  • werner.mueller.65@freenet.de
    Erst einmal Dank an die Frau Jäger für die sehr gute Reportage. Dann noch zwei Fragen an Herrn Thomas B:
    a. Wie hätten Sie reagiert, wenn es Ihr Kind gewesen wäre?
    b. Was wäre geschehen/hätte geschehen können, wenn die Frau nicht so beherzt und geistesgegenwärtig reagiert hätte?
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  • R.Silber
    Lieber User, auch mit diesem Kommentar überschreiten Sie die Grenzen einer sachlichen Diskussion. Warum die Kinder im Bus "Verbrecherkinder" sein sollten, müssten Sie genauer erläutern, bevor Sie solche Anschuldigungen erheben.
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  • FischersFritz
    Lieber User, der Kommentar, auf den Sie sich beziehen, wurde durch eine nachträgliche Sichtung gesperrt.
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  • R.Silber
    "Ein sechsjähriger Grundschüler aus Gemünden im Landkreis Main-Spessart wird auf dem Heimweg im Bus von anderen Schülern daran gehindert, an seiner Haltestelle auszusteigen." Was wird hier für ein Hype veranstaltet, als hätte Jemand den Buben halb tot geschlagen. Das sind Kinder die sich einen blöden Spaß erlaubt haben, nicht mehr und nicht weniger. Aber schon laufen die Helikoptereltern zu Höchstform auf. Leute geht mal nach Duisburg, Neuköln, Hannover oder Essen, da könnt ihr live auf dem Schulhof erleben, was wirklich Mobbing ist. Aber hier im beschaulichen Unterfranken wird ein Fass aufgemacht, weil ein Schuljunge an der falschen Haltestelle aussteigen musste. Er wird vermutlich ein lebenslanges Trauma davontragen, weil ihm die Eltern suggerieren, dass er nun einen bleibenden Schaden hat. Den Jungs die den Schüler nicht haben aussteign lassen gehört ein paar Satz heiße Ohren und das war`s dann auch schon.
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  • reglim
    Den Satz heiße Ohren, der hier natürlich sehr angebracht ist, gibt’s eben in der heutigen Zeit zu wenig. Daher lernen die Kinder es nicht, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Grundsätzlich haben Sie schon Recht. Die Grenzen setzt eben jeder Mensch anders.
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  • altehexe
    thomas b
    jetzt halt aber mal die luft an
    es handelt sich hier um einen sechsjährigen jungen
    der vermute ich im September eingeschult wurde
    also noch neu im Schulbusterror ist und sich nicht
    wehren kann
    also evtl. auf hilfe vom Busfahrer gehofft hat
    aber eingeschüchtert war und sich nicht
    traute auf sich aufmerksam zu machen
    so etwas darf egal in welcher Stadt nicht passieren
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  • R.Silber
    Lieber User, wir haben Ihren Kommentar erneut geprüft und müssen ihn nachträglich entfernen. Sie greifen in Ihrem Kommentar einen anderen User persönlich an und beginnen eine unsachliche Diskussion, die nicht zum Thema des Artikels beiträgt.
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  • altehexe
    Lieber User, der Kommentar, auf den Sie geantwortet haben, wurde durch eine nachträgliche Prüfung entfernt. Ihr Kommentar verschwindet dadurch ebenfalls.
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  • FischersFritz
    „ein paar Satz heiße Ohren“?

    Könnte es sein, dass Sie Erziehung mit Dressur verwechseln?
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  • reglim
    Meiner Meinung sind da alle beteiligten Erwachsenen gefordert, also Eltern, Lehrer, Busfahrer und auch involvierte Bürgerinnen und Bürger. Es muss, wie so oft, anscheinend wieder etwas richtig Schlimmes passieren, bevor etwas in die richtige Richtung geschieht. Allerdings ist dann der „anonyme“ Aufschrei im Netz wieder sehr gewaltig, die Anteilnahme riesengroß und fast jede(r) ist doch heimlich froh, nicht direkt damit konfrontiert worden zu sein. So läuft das Leben in der Internet-Zeit leider. Verantwortung wird weiter delegiert, es sind ja genügend da. Übernehmen wollen diese aber nur sehr wenige.
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  • svenkoeberlein@gmx.net
    Es gibt eine Vielzahl an ehrenamtlichen Schulweghelfern. Vielleicht kam man das System der Hilfeleistung an den Schülern ausbauen und um Schulbusbegleiter ausbauen. Somit kann der Fahrer sich weiter auf den Straßenverkehr und seine Technik konzentrieren, dass die Mitfahrer sicher dort ankommen, wo sie sollen. Der Schulbusbegleiter kann sich wiederum auf die „Insassen“ konzentrieren und ggf einschreiten.
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  • fuereinefreiemeinung
    @schimmel18
    Die Inklusionsschule ist nicht das Allheilmittel! Das Problem "Mobbing" gehört einfach schon von der Schulleitung und den Lehrern erkannt und konsequent bekämpft! Eltern zum Gespräch zitieren, Mobbing-Schüler zur Räson bringen. Und nicht wegschauen und das Problem kleinreden. Alles selbst erlebt. Und nicht mit einem ADHS-Schüler, sondern mit einem normal begabten Schüler am Gymnasium. Aber die Schule wollte von Mobbing nichts wissen. So ist leider auch die Realität!
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  • Arcus
    Mobbing gibt es. Auch in der Schule.
    Mich würde freuen, wenn die Schulbusse auch vermehrt von Erwachsenen genutzt werden. Da wünsch ich mir dann auch, dass die dann auch bei masiven Verstössen eingreifen.
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  • 1958kosb
    Ich glaube da passen Sie nicht mehr rein, so überfüllt wie die sind. Jeden Schüler seinen Sitzplatz (ist auch sicherer), dann kommt sowas auch nicht vor.
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  • mausschanze
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  • ammi187@gmail.com
    Passiert an so vielen Schulen. Speziell verhaltensauffällige Kinder (z. B. ADHS/ADS) sind gerne Zielscheibe für andere Schüler aber auch Lehrer. Hier ist die Politik gefragt, mehr Inklusionsschulen, mehr Lehrer mehr Stunden MSD. Bayern sollte sich mal ein Vorbild an Hamburg nehmen, kleinere Klassen dadurch mehr Zeit für einzelnen Förderbedarf von Schülern u. ä. Bei uns ist das doch nur so, Schüler auffällig wird gleich als Erziehungsproblem hingestellt. Andere mobben den Schüler ggf. u. a. weil er auffällt oder man gesehen Hat dass die Eltern zum Schulgespräch müssen. Eltern sind das nächste Problem, mein Kind muss auf die Realschule/Gymnasium, da ist ein erheblicher Druck da, schwache Kinder fallen dann durch das Raster und werden bei Misserfolg in der Klasse gerne als Zielscheibe genommen.
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  • mausschanze
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  • altehexe
    wo steht denn bitte geschrieben, dass der junge
    verhaltensauffällig ist
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  • FischersFritz
    Steht nirgends, hat aber ja auch niemand behauptet ...
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