Ein sechsjähriger Grundschüler aus Gemünden im Landkreis Main-Spessart wird auf dem Heimweg im Bus von anderen Schülern daran gehindert, an seiner Haltestelle auszusteigen. Der Bub muss an einer ihm unbekannten Stelle aus dem Bus und findet nicht mehr nach Hause. Eine Frau spricht später das weinende und orientierungslos herumlaufende Kind an und bringt es zur Polizeidienstelle.
Einzelfall? Dummer Schülerstreich? Oder doch schon Mobbing? Der Fall hat in den vergangenen Tagen auch im Internet unter mainpost.de zu teils heftigen Diskussionen über die Verantwortlichkeit auf dem Schulweg, in öffentlichen Verkehrsmitteln und das Thema Mobbing in Schulen geführt.
Weitere Schulpsychologen eingesetzt
Erst vor wenigen Wochen war die Grundschule in Helmstadt im Landkreis Würzburg in die Schlagzeilen und die Schulleitung in die Kritik geraten, weil dort gleich mehrere Mobbing-Fälle bekannt wurden, auf die laut Vorwurf von Eltern nicht entsprechend reagiert worden war.
Fest steht laut Polizeistatistik: An Bayern Schulen nehmen Gewalt und Mobbing zu – und die Schikanen hören in der Regel nicht am Schultor auf. Genau deshalb sollen laut Kultusministerium nun künftig weitere Schulpsychologen und Sozialpädagogen im Freistaat eingestellt werden. Statistische Zahlen über Mobbingfälle auf den Schulwegen in Unterfranken gibt es nicht. „Dunkelziffern können nur wissenschaftlich erforscht werden“, heißt es dort auf Anfrage.
Keine Verpflichtung einzuschreiten
Im Fall des Schulbus-Vorfalles bleiben grundsätzliche Fragen. Wer trägt die Verantwortung auf dem Schulweg, etwa im Bus? Eltern sind über ihre Aufsichtspflicht rechtlich für ihr Kind auf dem Schulweg verantwortlich. „Gesetzlich gibt es für den Busfahrer keine Verpflichtung bei einer Belästigung einzuschreiten“, so Philipp Hümmer, Sprecher der Polizeidirektion Unterfranken. Das wäre erst dann der Fall wenn die Schwelle der Unterlassenen Hilfeleistung erreicht wäre. Dazu müsste aber bereits ein Unglücksfall oder eine für die Allgemeinheit bestehende Gefahr oder Not vorliegen.
„Denkbar wäre eine Garantenpflicht des Busfahrers bezüglich seiner Fahrgäste, das heißt je nach Sichtweise würde ihm eventuell eine Körperverletzung des Mobbingopfers mit zugerechnet, weil er pflichtwidrig nicht eingeschritten ist“, so Hümmer. Unterhalb der rechtlichen Schwelle sei zu vermuten, dass Busfahrer durch ihren Arbeitgeber gehalten sind, in entsprechenden Situationen einzuschreiten.
Hoher Druck für Busfahrer
„Das Bestimmungsrecht der Eltern tritt gegenüber dem Recht der Kinder auf Schutz vor Gefahren und Unverletzlichkeit von Leben und Gesundheit zurück“, heißt es auch im Bayerischen Innenministerium.
Rangeleien, Streiterein und auch Mobbing unter Schülern gehören häufig zum Alltag von Busfahrern. „Busfahrer stehen hier unter großem Druck. Sie müssen zunächst mal die Verkehrssicherheit gewähren, können und dürfen sich deshalb oft gar nicht in Streitigkeiten einmischen“, sagt Christian Wahl vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer auf Anfrage.
75 000 Busse rollen deutschlandweit täglich über die Straßen, die Verantwortung ist hoch. „Natürlich sind viele Fahrer beim Thema Streit im Bus auch verunsichert. Manche Eltern fordern ein Eingreifen ein, bei anderen können sich die Fahrer damit erheblichen Ärger einhandeln. Das ist immer auch eine Abwägungsfrage“, so Wahl. Regeln würden individuell von den Unternehmen aufgestellt.
Hilfe beim Staatlichen Schulamt
Fest steht im Fall des Sechsjährigen aus Gemünden: Er ist zum Opfer geworden. Ob es sich um eine einmalige Schikane oder um gezieltes und länger andauerndes Mobbing in einer Gruppe handelt, das sollte laut unterfränkischen Experten in so einem Fall geklärt werden, möglichst von der Schule.
Annette Pruy-Semsch vom Staatlichen Schulamt in Miltenberg und zuständig für den westlichen Teil Unterfrankens, rät in solchen Fällen zur Kontaktaufnahme mit den zuständigen Stellen. „Sicherlich ist der beste Weg der Eltern, wenn sie sich bei derartigen Vorfällen vertrauensvoll an die Schulleitung, Klassenlehrkraft, Busaufsicht wenden. Dann kann Schule reagieren, Vorfälle aufklären und präventive, sowie interventive Maßnahmen einleiten“, erklärt sie auf Anfrage.
In Unterfranken stehen derzeit drei Koordinatorinnen und eine Gruppe Multiplikatorinnen des Präventionsprojektes „Schule als Lebensraum – ohne Mobbing“ des bayerischen Kultusministeriums als Ansprechpartner zur Verfügung.
Hänselei oder Mobbing?
Ob klassisch definiertes Mobbing oder Pöbelei, Klassenzimmer oder Schulweg: Solche Fälle müssten von der Schule aufgearbeitet werden, sagt Mechthild Schäfer, renommierte Mobbing-Forscherin aus München: „Niemand darf hier wegschauen. Weder ein Busfahrer, wenn er es mitbekommt, noch die umstehenden Schüler und schon gar nicht Erwachsene!“
Doch was ist noch harmlose Hänselei, was Mobbing? Auch das Kultusministerium bezieht sich bei seiner Mobbing-Definition auf Forscherin Schäfer. „Ein Schüler wird gemobbt oder tyrannisiert, wenn er wiederholt und über eine längere Zeit negativen Handlungen durch einen oder mehrere andere Schüler ausgesetzt ist. Mobbing ist also kein Konflikt zwischen Zweien oder einigen Wenigen, die gleich stark sind und Krach miteinander haben. Mobbing bezeichnet den wiederholten und systematischen Missbrauch einer sozialen Machtposition.“
Kennzeichen für Mobbing in der Schule:
Schülerinnen und Schüler werden in diffamierender Weise gehänselt, beschimpft, lächerlich gemacht, eingeschüchtert, bedroht, herumkommandiert usw. Man macht sich über sie lustig und lacht sie in herabsetzender Weise aus.
Man reitet auf ihnen herum, schiebt sie beiseite, pufft sie, schlägt sie.
Sie werden in „Streitigkeiten“ und „Kämpfe“ hineingezogen, in denen sie fast wehrlos sind und aus denen sie sich – meist vergeblich – versuchen zurückzuziehen.
Mitschüler nehmen ihre Bücher, ihr Geld oder anderen Besitz (Kleidung) weg, verstecken diesen oder schrecken auch vor Beschädigungen nicht zurück.
Sie haben Prellungen, Verletzungen, Schnitte, Kratzer, für die es keine natürliche Erklärung gibt.
Sie sind (oft) allein und ausgeschlossen von der Gruppe Gleichaltriger.
Bei Mannschaftsspielen werden sie als letzte ausgewählt.
Sie suchen in der Pause gern die Nähe zu Erwachsenen (Lehrer).
Sie haben Mühe vor der Klasse zu sprechen und machen eher einen unsicheren, ängstlichen Eindruck.
Sie scheinen oft hilflos, niedergeschlagen, den Tränen nahe zu sein.
Ihre schulischen Leistungen können plötzlich oder allmählich nachlassen.
Mobbing ist ein sehr ernst zu nehmendes Problem – in der Arbeitswelt, im Berufsalltag und auch in der Schule. Das Bayerische Kultusministerium hat deswegen zahlreiche und vielfältige Maßnahmen zur Prävention und Intervention von Mobbing an Schulen ergriffen.
(Quelle: BAYERISCHES KULTUSMINISTERIUM)
a. Wie hätten Sie reagiert, wenn es Ihr Kind gewesen wäre?
b. Was wäre geschehen/hätte geschehen können, wenn die Frau nicht so beherzt und geistesgegenwärtig reagiert hätte?
jetzt halt aber mal die luft an
es handelt sich hier um einen sechsjährigen jungen
der vermute ich im September eingeschult wurde
also noch neu im Schulbusterror ist und sich nicht
wehren kann
also evtl. auf hilfe vom Busfahrer gehofft hat
aber eingeschüchtert war und sich nicht
traute auf sich aufmerksam zu machen
so etwas darf egal in welcher Stadt nicht passieren
Könnte es sein, dass Sie Erziehung mit Dressur verwechseln?
Die Inklusionsschule ist nicht das Allheilmittel! Das Problem "Mobbing" gehört einfach schon von der Schulleitung und den Lehrern erkannt und konsequent bekämpft! Eltern zum Gespräch zitieren, Mobbing-Schüler zur Räson bringen. Und nicht wegschauen und das Problem kleinreden. Alles selbst erlebt. Und nicht mit einem ADHS-Schüler, sondern mit einem normal begabten Schüler am Gymnasium. Aber die Schule wollte von Mobbing nichts wissen. So ist leider auch die Realität!
Mich würde freuen, wenn die Schulbusse auch vermehrt von Erwachsenen genutzt werden. Da wünsch ich mir dann auch, dass die dann auch bei masiven Verstössen eingreifen.
verhaltensauffällig ist