Die ersten Elemente der stadtseitigen Schallschutzwand entlang der Bahnlinie in Karlstadt sind montiert. Jetzt wird deutlich, wie das, was vorher nur auf Plänen zu sehen war, in der Wirklichkeit wirkt. Spontan empört sich Andreas Hoffmann: "Da entsteht jetzt die große chinesische beziehungsweise Karlstadter Mauer, das ist ja Abgrund-hässlich."
Er hält es auch für fraglich, ob die Wand die erwünschte Wirkung erzielt: "Die, die man damit schützen will – nämlich die Anwohner – werden nicht geschützt, weil die Mauer mit schätzungsweise drei oder vier Metern zu niedrig ist. Es kann mir keiner erzählen, dass der Schall nicht oben drüber geht. Am Schnellertor sind im Erdgeschoss sowieso nur Läden, und die haben sich nicht am Bahnlärm gestört."
Anwohner an Stadtmauer hoffen auf weniger Lärm
John Boyle und Gisela Frickel sehen das anders. Sie wohnen an der Stadtmauer und gehen davon aus, dass sie die Züge künftig nicht mehr so laut hören werden. Die Optik stört sie nicht. Das Paar hätte sich zwar eher eine grüne Wand gewünscht. Aber das Grau sei okay. "Wir finden es ansprechend – oder auf gut Fränkisch: passt. Jedenfalls besser als kackbraun." Eine Betonwand sei ja schon vorher auf der Seite der Bundesstraße gewesen.
Die Pressestelle der Stadt Karlstadt ergänzt: "Die Art und Weise sowie Farbe der Wände wurden im Stadtrat ausführlich diskutiert und beschlossen. Zudem haben es sich die Stadträte nicht leicht gemacht mit der Entscheidung. Es hat im Vorfeld eine Exkursion der Stadträte gegeben, bei der bestehende Lärmschutzwände unter anderem hinsichtlich der Farbgebung begutachtet wurden."
Karlstadter: Bahn trenne Stadt endgültig
Die Stadtverwaltung weist zudem darauf hin, dass die Pläne öffentlich zwei Monate lang ausgelegen hatten. "In dieser Zeit wurde nur eine Rückmeldung hierzu geäußert."
Ein Karlstadter fürchtet, dass die Wand Graffiti-Sprayern jetzt "endlich eine ganz große Fläche" biete, an der sie üben können. "Man weiß jetzt schon, wie das in ein paar Jahren aussieht." Die Bahn habe eigentlich schon immer zu Karlstadt gehört. "Jetzt aber trennt sie die Stadt endgültig."