Seit mehreren Wochen fahren auf der Bahnstrecke zwischen Gemünden, Karlstadt und Würzburg teilweise Busse als Schienenersatzverkehr (SEV), weil viele Züge ausfallen. Dabei läuft nicht immer alles glatt. Jetzt geht der SEV auch noch überraschend bis 23. August in die Verlängerung, heißt es von der Bahn. Zwei Leser, die regelmäßig pendeln, wandten sich mit gesammelten Vorfällen direkt an die Redaktion.
Zugpendler Christian Schmitt aus Karlstadt, der regelmäßig nach Haßfurt pendelt, erlebte jüngst, wie bei einem Busfahrer eines Ersatzbusses der Führerschein kontrolliert wurde. Zwischen Retzbach und Thüngersheim habe die Polizei den Bus mit etwa 60 Passagieren auf den Parkplatz gewunken. Nach mehr als einer halben Stunde sei klar gewesen, dass es in dem aktuellen Bus nicht weitergeht: Probleme mit der Gültigkeit der Fahrererlaubnis. Ein zweiter Bus vor Ort konnte die Fahrgäste mitnehmen; Schmitt sei bis Haßfurt schließlich zweieinhalb Stunden unterwegs gewesen.
Die Polizei Karlstadt meldete an diesem Tag eine Kontrolle, bei der einem Busfahrer mit abgelaufener Fahrerlaubnis die Weiterfahrt untersagt wurde. Für die Erlaubnis müssten im Personentransport bestimmte Module regelmäßig wiederholt werden. Die neue Fahrerlaubnis sei zwar schon beim Landratsamt beantragt gewesen, habe aber bei der Kontrolle noch nicht vorgelegen.
Weiterer Leser beklagt Vorfall mit fehlender Ortskenntnis des Busfahrers
Ein anderer Leser, der anonym bleiben möchte, nutzt die Strecke zwischen Würzburg und Karlstadt ebenfalls regelmäßig und beklagt verwirrende Angaben zu Gleisen und Abfahrtszeiten sowie unbeschriftete Busse. Teils würden fehlende Halte oder ausfallende Züge in der App unterschiedlich oder erst nach mehrmaligem Klicken angezeigt. Auch kritisiert er fehlende Anschnallmöglichkeiten in den Bussen.
Er und seine schwangere Frau hätten mehrere Zugausfälle und Verspätungen erlebt. Für einen dringenden Termin seien sie "vor lauter Verzweiflung" auf das Auto umgestiegen. Vor allem einen Vorfall stellt er heraus: Ein Busfahrer habe sich auf der Strecke sowie in Würzburg nicht orientieren können, Passagiere hätten ihn schließlich beim Navigieren mit Hinweisen unterstützt.
Bahn arbeitet mit verschiedenen Busunternehmen zusammen
Zur Organisation des Schienenersatzverkehrs teilt die Bahn mit, dass DB Regio Bayern mit regionalen DB-Busgesellschaften zusammenarbeite, die teilweise private Busunternehmern unterstützend beauftragen. Je nach Verkehr würden die Fahrzeuge sowie die Busfahrerinnen und Busfahrer von DB-Busgesellschaften oder auch externen Busunternehmen gestellt. Die DB-Busgesellschaften in Bayern würden mit regionalen ortskundigen Busunternehmern zusammenarbeiten, teilt die Bahn mit.
Zu dem konkreten Fall mit dem fehlenden Führerschein schreibt die Bahn, ein externer Busunternehmer habe den Schienenersatzverkehr übernommen. Grundsätzlich müssten extern eingesetzte Busunternehmer alle Anforderungen zur Personenbeförderung erfüllen, heißt es weiter. Hierzu zähle auch der Einsatz von nachweislich qualifiziertem Fahrpersonal.
Eine Stellungnahme des betroffenen Busunternehmens inklusive der notwendigen Nachweise sei angefordert worden, der Unternehmer sei bezüglich des Vorfalls schriftlich zur Einhaltung aller Vorgaben ermahnt worden. Konsequenzen aus diesem Vorfall könnten bis hin zur Kündigung des Vertrages mit dem betroffenen Busunternehmen reichen, so die Bahn.
Einschränkungen auf der Bahnstrecke gehen bis 23. August
Der Grund für den derzeitigen SEV sind Bauarbeiten für eine Modernisierung des Oberbaus. Laut Bahn wurden zwischen Gemünden und Würzburg insgesamt rund zehn Kilometer sowie drei Weichen erneuert. Ein großes Beschwerde-Thema ist dabei die mangelnde Information vor und während der Sperrungen. Der Karlstadter Christian Schmitt sagt, ihm komme es so vor, als würde die Dauer der Baustelle im Zweiwochentakt verlängert. Nun ist es wieder so weit: Am Freitag, 19. Juli, sollte der Schienenersatzverkehr enden. Auf Nachfrage der Redaktion bei der Bahn, ob das auch so bleibe, ist von einer Verlängerung bis 23. August die Rede. In der App sind die Verbindungen nach dem 19. Juli allerdings noch durchgängig angezeigt, ohne Busverkehr.
Ziel der Bahn sei es, alle baubedingten Einschränkungen mindestens sechs Wochen vor Beginn zu veröffentlichen, heißt es auf Nachfrage der Redaktion. Angesichts der Vielzahl der Baumaßnahmen und bei Verzögerungen könne das nicht immer gelingen. Unter einen Artikel der Main-Post zur mangelhaften Informationspolitik der Bahn schrieb ein Leser folgenden Kommentar: "Wenn es schon zu Verspätungen wegen der Baustellen kommt, wäre es schön, wenn wenigstens der SEV-Bus auf den Zug warten würde. Das tut er jedoch – in Gemünden zumindest – in der Regel nicht, aber man kann ihn wenigstens noch davonfahren sehen."
Die Bahn geht in diesem Zusammenhang auf Nachfrage vor allem auf den umgekehrten Fall ein: Der Anschluss zwischen den Bussen des SEV und den Zügen werde so gut wie möglich geplant und koordiniert. Züge würden in der Regel auf verspätete SEV-Busse warten, um den Anschluss für die Fahrgäste zu gewährleisten. Dies sei leider aber bei sehr starken Verspätungen nicht immer möglich, um den gesamten Zugfahrplan nicht zu gefährden.
Gemäß einer Recherche des ZDF-Magazins Frontal 21 sollen der Bundesverkehrsminister und sein Staatssekretär gegen Geld für Gespräche mit Lobbyisten zur Verfügung gestanden haben...
Da wundert einen der runtergesparte ÖPNV doch gleich viel weniger.
Das tragische ist, dass Vorgänge wie diese Leute treffen, die eigentlich passionierte Bahnfahrer sind. Aber die haben bei einem liberalen Verkehrsminister, der mehr auf den Individualverkehr - möglichst mit Verbrennermotor - setzt, wohl keinen Stellenwert. Und so werden viele von ihnen bald wieder Auto fahren.
und ergänze, die Planung wird vmtl. von Leuten gemacht, die einen Dienstwagen haben oder zumindest einen kostenlosen Parkplatz vor dem Arbeitsplatz. Was nachher tatsächlich bei dem ganzen Gewese rauskommt, scheint denen komplett egal zu sein, und man ist als Betroffene/r nahe dran, da Absicht zu unterstellen. Denn wenn man den ÖPNV mies hält, hält sich auch die Nachfrage und somit der Mittelbedarf in Grenzen, wohingegen der staatstragende Auto- und Straßenbau erleichtert sein darf...
aber nachdem ich fürchte, dass es diese Stellen schon gibt, unterstütze ich Ihren Vorschlag in die Richtung, weitere Stellen zu schaffen, um die Koordinatoren zu koordinieren...
und überzeugt, Frau Scherendorn hat das ironisch gemeint (ich auch). Heutzutage würden vmtl. für die Jobs der ausführenden Ebene keine Beamtenstellen mehr geschaffen, dafür aber umso mehr in der Verwaltung.
Die Eisenbahn hatte früher eine (riesige) soziale Dimension, "Dank" Hartmut Mehdorn und der unsäglichen "Privatisierung" ist davon aber tatsächlich praktisch nichts mehr übrig. Ich erwische mich auch oft genug beim Sinnieren, ob es nicht gescheiter wäre, mehr "einfache" Jobs bei den "Staatsunternehmen" vorzuhalten statt (zu versuchen,) die Menschen mit Bürgergeld abzuspeisen. Tempi passati, fürchte ich.
Und Beamte waren, wenn Sie vorzeitig in den Ruhestand gehen mussten, ganz arm dran. Sie mussten schon, wenn sie die Vorzüge der - durchaus beachtlichen - Pension genießen wollten, auch ein Leben lang arbeiten.
Mein Großvater z.B. musste nach seiner Frühpensionierung anschließend noch in einer Schuhfabrik arbeiten gehen, um über die Runden zu kommen.
Und das - verpflichtende - Postscheckkonto durfte um keine Mark überzogen werden.
Es könnte allerdings sein, dass diese Ihnen nicht allzuviel bedeuten.
Man steht am Bahnsteig der Zug hat 30 Min.Verspätung ..weder kommt eine Durchsage noch zeigt es dies an der Info an..
Oder..
Der Zug fährt im Schneckentempo von Jossa nach Würzburg..bleibt unterwegs 4 mal für längere Zeit stehen..Keine Durchsage..keinerlei Info für die Fahrgäste..
Ganz zu schweigen daß man dem SEV Bus um 7.32 / 7.46 Uhr Richtung Würzburg täglich nachschauen kann..
Der Fahrer der deutschen Sprache nicht mächtig gibt falsche Auskunft..lässt Fahrgäste die nach Lohr wollen nach Anfrage ob er nach Lohr fährt mit " ja "einsteigen..Dann braucht er ein Navi damit der den Karschter Bahnhof überhaupt findet..
Da dauert auch die Fahrt zur Arbeit die normalerweise 30 Min. beträgt schon mal 1- 2 Stunden..Da hilft auch rechtzeitig wegfahren nicht..Man ist nur noch genervt von den Baustellen!
Daß da viele wieder auf's Auto umsteigen ..Ganz logisch..keiner kann täglich zu spät kommen..