Denkbar knapp entschieden die Mitglieder, den knapp 60 Jahre alten Verein "Schachfreunde Burgsinn e.V." nach großen Erfolgen in einer eigenen Versammlung aufzulösen. Die knappe Entscheidung von 6:5 Stimmen machte deutlich, dass manche immer noch nicht die Realität wahrhaben wollen und an einen Fortbestand glauben. Doch dazu fehlt ein Vorsitzender, der weit und breit nicht in Sicht ist.
Der seit 2010 an der Spitz des Vereins stehende Christian Gutermuth lehnt eine Fortsetzung seines Amtes kategorisch ab. Weiter fehlt es an Spielerpotential: Nicht einmal acht Personen stehen zur Bildung einer Mannschaft für die Verbandsrunde zur Verfügung. "Man muss ehrlich sein, der Verein lebt nicht mehr", erklärte der sichtlich enttäuschte Schach-Chef. Der realistisch denkende Harald Jäger hielt es mit dem Sprichwort: "Es ist nicht gut, einen toten Gaul zu reiten".
Zu wenig Beteiligung am Training
In Gutermuths Bericht über 2020 bis heute wurde deutlich, dass die Pandemie alle Aktivitäten lähmte und die Öffnung des Vereinsdomizils angepasst wurde. Nachdem seit zwei Jahren jeglicher Spielbetrieb eingestellt ist, wollte man sich zum regelmäßigen Schachtraining treffen. Leider kamen jedoch jeweils nur drei Mitglieder, die mit einem Vierten Schafkopf spielten. Drei aktive Spieler suchten sich andere Vereine, um dem königlichen Spiel zu frönen.
Für Gutermuth blieb unverständlich, dass die Kündigung beim Unterfränkischen und Bayerischen Schachverband ohne jegliche Nachfrage und Reaktion verblieb. Herausragend war die Ehrung von Harald Jäger durch den Landkreis für seine 25-jährige Tätigkeit an vorderster Stelle im Verein. Abschließend verkündete Gutermuth nochmals, dass er nicht mehr für eine Kandidatur als Vorsitzender antritt. "Ich sehe nicht ein, einen Verein ohne Leben aufrecht zu erhalten".
Harsche Kritik an Schachverbänden
Vereinsspiel- und Jugendleiter Carsten Gutermuth verzichtete auf seine Berichte, da der Spielbetrieb eingestellt ist. Kassier Wolfgang Hirschmann berichtete von 33 Mitgliedern; davon wohnt ein Großteil nicht mehr hier, hält dem Verein aber die Treue. Auf Vorschlag von Christian Gutermuth votierten einstimmig die zwölf anwesenden Mitglieder, die Vereinsbeiträge 2021 und 2022 nicht zu erheben. "Wenn der Verein möglicherweise sowieso aufgelöst wird, kann die Zahlung unterbleiben.". Insgesamt hagelte es harsche Kritik an den beiden Schachverbänden, die unflexibel auf Probleme reagieren.
Beim wichtigsten Punkt der Jahreshauptversammlung "Zukunft des Vereins bzw. Auflösung 2022" war die Stimmung merklich gedrückter. "Es ist kein Spielbetrieb noch ein Vorsitzender vorhanden, es kommt niemand zum Spielabend - wir kommen um eine Auflösung nicht herum", fasste Christian Gutermuth die Situation zusammen.
Entscheidung wird im Frühjahr gefällt
Dazu ist eine eigene Mitgliederversammlung nötig, die drei Viertel der Mitglieder einfordern müssen. Die Versammlung ist nur dann beschlussfähig, wenn die Hälfte der Mitglieder anwesend ist, während in einem zweiten Treffen hingegen drei Viertel der Anwesenden für die Entscheidung der Auflösung genügen. Da bei dieser finalen Entscheidung das Vereinsvermögen an die Marktgemeinde zur Verwendung sportlicher Ziele fällt, brachte ein Mitglied die Spende der Finanzmittel an das Schwimmbad ins Spiel.
Nostalgiker schwärmten über erfolgreiche Epochen wie den Aufstieg in die Oberliga, die dritthöchste Liga Ende der 1980er in der BRD. Groß- und Weltmeister spielten 2008 für die Burgsinner Farben und wurden Bayerischer Mannschaftsmeister im Blitzschach. In einem Erfolgsjahr ging man gar mit fünf Mannschaften mit jeweils acht Personen in die Verbandsrunde.
Betretendes Schweigen hing wie ein Damoklesschwert über dem Schachraum, als Gutermuth zur Abstimmung über die Auflösung 2022 aufrief. Mit 6:5 Stimmen bei einer Enthaltung wird diese Entscheidung jetzt als einziger Punkt in die im Frühjahr terminierte Hauptversammlung aufgenommen. Es wurde jedoch gebeten "als letzten dünnen Faden", das Thema "Neuwahlen" doch noch einmal aufzunehmen.