Die Klimakrise ist zwar längst im Bewusstsein der meisten Menschen angekommen. Wenn es aber darum geht, klimafreundlich zu heizen, fehlt es vielerorts noch an Handlungsbereitschaft. Noch ist das Gebäudeenergiegesetz, das landläufig als Heizungsgesetz bezeichnet wird, nicht in Kraft getreten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Kommunen bis spätestens zum 30. Juni 2028 eine kommunale Wärmeplanung erstellen müssen. Große Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen sie bereits bis spätestens 30. Juni 2026 vorlegen. Erst wenn diese kommunale Wärmeplanung vorliegt, greift das Heizungsgesetz auch für Hauseigentümer, falls diese beispielsweise eine neue Heizung benötigen.
Die Stadt Karlstadt ist aktuell in Gesprächen mit einem Fachbüro und der Regierung, um eine kommunale Wärmeplanung zu erarbeiten (wir berichteten). Doch wie sieht es bei den Gemeinden im Raum Karlstadt aus? Abgesehen von Binsfeld, das seiner Zeit beim Thema Heizen um rund 20 Jahre voraus ist, scheint sich in Retzstadt derzeit am meisten zu tun.
Umsetzung hängt stark von Fachpersonal ab
Der Gemeinderat Retzstadt hat den Grundsatzbeschluss gefasst, mit der Firma GP-Joule aus dem schwäbischen Buttenwiesen zusammenzuarbeiten, teilt Bürgermeister Karl Gerhard mit. Diese plant ein Nahwärmenetz und kalkuliert damit, dass sich die Hälfte der Haushalte beteiligt. Die Ideen gehen in Retzstadt in Richtung einer Heizzentrale mit Großwärmepumpen und Hackschnitzelanlage sowie einer PV-Freiflächenanlage.
Das Tempo der Umsetzung hänge stark von der Personalkapazität bei GP-Joule ab, sagt Gerhard. Außerdem sei noch nicht entschieden, ob der Bau einer Heizzentrale privilegiert ist oder einen Bebauungsplan erfordert. "Alleine das kann die Angelegenheit um zwei Jahre verzögern", so Gerhard. Da in Retzstadt in 2025 Glasfaser verlegt wird, sei laut dem Bürgermeister zumindest zu prüfen, ob hier etwas parallel gemacht werden könnte.
Wie der Retzstadter Bürgermeister weiter mitteilt, liege der Gemeinde bereits eine Kostenschätzung vom Institut für Energietechnik der technischen Hochschule Amberg-Weiden für die Wärmeplanung vor. Gerhard bedauert aber: "Leider fehlen noch klare Vorgaben aus Berlin."
Auch Eußenheim ist auf ein Planungsbüro angewiesen
Der Eußenheimer Gemeinderat hat Anfang Juli beschlossen, eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Der Antrag auf staatliche Förderung ist eingereicht. Bürgermeister Achim Höfling sagt: "Als kleine Gemeinde mit neun Rathausmitarbeitern können wir so eine Wärmeplanung definitiv nicht selbst erstellen. Wir werden ein externes Büro beauftragen." Er fürchtet, dass dieses angesichts des momentanen Ansturms auf solche Büros für die Bearbeitung lange brauchen werde.
Derzeit werden in Eußenheim keine Wärmeprojekte entwickelt oder umgesetzt. Wäre eine gemeinsame Verlegung eines Nahwärmenetzes zusammen mit Glasfaser möglich? Hierzu sagt Höfling: "Das wäre äußerst wünschenswert. Meiner Erfahrung nach ist es aber äußerst schwierig, zwei Vergabeverfahren für Grabarbeiten von unterschiedlichen Firmen zusammenzulegen. Da kocht jeder lieber sein eigenes Süppchen. Außerdem muss in der Gemeinde Eußenheim die Glasfaserverlegung bis Herbst 2026 abgeschlossen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bis dahin Bauarbeiten für ein Nahwärmenetz begonnen haben."
In Binsfeld sind bereits 30 Häuser an ein Nahwärmenetz angeschlossen
Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer ist Geschäftsführer der 2005 gegründeten "Das Dorf Service GmbH" in Binsfeld. Als die Straßen ohnehin aufgegraben werden mussten, wurde ein Nahwärmenetz verlegt, an das heute mehr als 30 Häuser angeschlossen sind. Die Heizzentrale, die mit Holz aus dem eigenen Wald betrieben wird, ist ins Feuerwehrhaus integriert. Und Binsfeld hat schon gleich zu Anfang einen energetischen Rahmenplan erstellt – eine Kombination aus Energienutzungsplan und kommunaler Wärmeplanung. "Dort brauchen wir jetzt nichts mehr zu machen, weil wir das schon vor fast 20 Jahren erledigt haben", sagt Sauer.
Als Bürgermeister plant Sauer jetzt größer – für das 122 Quadratkilometer umfassende Gebiet der Stadt Arnstein. Ein Konzept für die Schule und das Hallenbad gebe es bereits, sagt er. Hinsichtlich der Energieerzeugung spielen für die Großgemeinde Standorte für künftige Windräder eine Rolle, ebenso das Gelände des einst größten Solarparks der Welt mit der Sonne nachgeführten Movern (bewegliche Unterkonstruktionen). Sauer betont: "Wichtig ist es, nicht Lobbyisten in die Karten zu spielen, sondern die Eigenversorgung der Region zu stärken."
Weitere Gemeinden aus dem Raum Karlstadt haben auf die Nachfrage, wie weit sie bei der kommunalen Wärmeplanung sind, nicht reagiert.
Thüngen???
Da werden wir uns noch etwas gedulden müssen.
Zu diesem Thema noch nichts gehört in Thüngen.